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Wieder mehr arabische Touristen im Libanon

Eine israelische Zeitung wirbt für Tourismus im Libanon – obwohl die Leser das Land nicht besuchen können. Hingegen hat der Besuch aus den Golfstaaten nach einem politisch bedingten Einbruch wieder zugenommen.
Nicht nur Beirut gilt für den israelischen Autor als lohnendes Reiseziel

BEIRUT (inn) – Der Tourismus im Libanon befindet sich im Aufschwung. Darauf weist die israelische Tageszeitung „Ma’ariv“ in einem ausführlichen Artikel hin. Die meisten Leser des hebräischen Beitrages dürften allerdings so bald keine Chance erhalten, die geschilderten Sehenswürdigkeiten zu besichtigen. Denn offiziell herrscht Feindschaft zwischen Israel und dem Zedernstaat im Norden.

Autor Jasser Ukabi weist zum Einstieg auf Bezeichnungen hin, die in der Vergangenheit libanesische Gebiete priesen: „Paris des Ostens“ für die Hauptstadt Beirut und „Paradies auf Erden“ für den Norden des Landes. Doch in den vergangenen Jahren habe sich der Tourismus nicht weiterentwickelt. Dies liege unter anderem am syrischen Bürgerkrieg, der 2011 ausbrachund zur Schließung der Grenzen führte. Bis dahin seien pro Jahr 500.000 Touristen aus dem Nachbarland gekommen.

Einen weiteren Einbruch bringt Ukabi mit einem Ereignis aus dem März 2016 in Verbindung: Die Arabische Liga erklärte die Hisbollah-Miliz zur Terrorgruppe, verbunden mit einer Reisewarnung. Daraufhin hätten aus den Golfstaaten kaum noch Touristen das Zedernland besucht. Doch schon ein Jahr später sei eine Trendwende zu beobachten: Die Zahl der Besucher stieg um 11 Prozent an, 65 Prozent mehr Libanesen waren in der Hotelbranche beschäftigt. Der Fremdenverkehr machte 22,1 Prozent des Bruttoinlandsproduktes aus, was 9,9 Milliarden Dollar entspricht. Der Welttourismusverband rechnet bei einem zu erwartenden jährlichen Anstieg um 5,3 Prozent mit 19,9 Milliarden Dollar für das Jahr 2026.

Tourismusminister lobt Beirut als sichere Stadt

Im vergangenen Jahr rief der libanesische Tourismusminister Avedis Guidanian ein neues Projekt ins Leben: „Den Libanon besuchen“. Es richtet sich vor allem an Menschen aus den Golfstaaten. Unlängst würdigte er in einem Fernsehinterview den Einsatz der libanesischen Armee für Sicherheit gewürdigt: „Beirut ist eine der sichersten Städte der Welt.“ Die Verbesserung der Sicherheitslage wirke sich positiv auf den Tourismus aus.

Araber machen mehr als ein Drittel der Besucher aus, heißt es weiter. Das Tourismusministerium vermarkte den Libanon aber auch in Europa und Amerika. Gleichzeitig versuche es, die Beziehungen zu den Golfstaaten wieder zu verbessern, und das offenbar mit Erfolg: Von 2016 bis 2017 erhöhte sich die Zahl der Besucher aus diesem Gebiet um 81 Prozent. Ein libanesischer Tourismusexperte merkte dazu an: „Bürger aus den Golfstaaten verbringen heutzutage zwei Wochen und mehr im Libanon, im Vergleich zu zwei bis fünf Tagen im Fall der Araber aus anderen Ländern.“

Die verbesserten Beziehungen machen sich auch in anderen Bereichen bemerkbar: Die Investitionen der Golfstaaten im Libanon machen an die 90 Prozent der gesamten ausländischen Investitionen aus. Ohne diese Touristen hätte der Libanon 50 Prozent Verluste auf den Märkten und 80 Prozent Verluste in den Hotels, heißt es in dem „Ma’ariv“-Artikel.

Wie aus einem Reiseprospekt

Die israelische Zeitung beschreibt auch lohnenswerte Ziele im Libanon. Sie bezeichnet Beirut als die kulturelle Hauptstadt der arabischen Welt, die eine reiche Kultur- und Kinoszene habe – mit Beiträgen in arabischer, englischer und französischer Sprache. Als Attraktion sieht der Verfasser auch die „Magen Avraham“-Synagoge im Wadi Abu Dschamil, im Handelszentrum der Stadt. Sie war im libanesischen Bürgerkrieg schwer beschädigt worden, doch mittlerweile ist sie restauriert. Einst zählte die jüdische Gemeinde 16.000 Mitglieder, heute leben allerdings nur noch ein paar Dutzend Juden im Libanon.

Ukabi wirbt ferner für die antiken römischen Bauten in Baalbek, der „Sonnenstadt“, zehn Kilometer von der syrischen Grenze entfernt. Seit 63 Jahren finde dort ein internationales Festival in der Akropolis statt. 1984 sei die Stätte zum Weltkulturerbe erklärt worden.

Mitunter liest sich der hebräische Artikel wie ein Beitrag für einen Werbeprospekt: „Die libanesische Stadt Sahle, die zwischen 3000 und 1200 vor der Zeitrechnung erbaut wurde, ist für ihren vorzüglichen Arrak und ihre authentischen Restaurants bekannt.“ Saleh werde auch „Stadt der Kirchen“ genannt, wegen der 50 Kirchen, die sich dort befinden. Auch die Schönheit dieser Stadt sei sprichwörtlich. Nicht weit entfernt liegt Karak Nuh – dieser Ort gilt Gläubigen als das Grab Noahs.

In Dschunieh wiederum befindet sich die Harissa-Statue, weiß der Verfasser zu berichten. Sie stellt die Jungfrau Maria dar. Es handele sich um den wichtigsten und beliebtesten christlichen Wallfahrtsort im Land. In der Nähe sei eine maronitische Basilika zu besichtigen.

Falsche Lokalisierung einer christlichen Stätte

Obwohl sich Ukabi offensichtlich mit der Geschichte des Christentums befasst hat, irrt er in einem Punkt: Fälschlicherweise bringt er das zwölf Kilometer von der israelischen Grenze entfernte Kafr Kana mit einer Begebenheit in Verbindung, die der Evangelist Johannes im 2. Kapitel überliefert: „der Ort, an dem nach dem christlichen Glauben Jesus während einer Hochzeit Wasser in Wein verwandelt hat“. Allerdings gibt es noch eine andere Ortschaft namens Kafr Kana, die in Galiläa und damit nicht weit von Nazareth entfernt liegt. Dort ist das Weinwunder anzusiedeln.

Der Autor verweilt in diesem Fall nicht bei den historischen Sehenswürdigkeiten, sondern begibt sich auf eine politische Ebene: In Israel sei Kafr Kana durch die Militäraktion „Trauben des Zorns“ bekannt, bei der am 18. April 1996 durch israelisches Artilleriefeuer mehr als 100 libanesische Zivilisten ums Leben kamen. Es war eine Fehlkalkulation, die den damaligen israelischen Premierminister Schimon Peres letztlich zum Wahlverlierer gegen seinen Herausforderer Benjamin Netanjahu machte. Im Zweiten Libanonkrieg 2006 wiederum bombardierte die israelische Armee ein Gebäude in Kafr Kana, weil dort nach ihren Angaben Abschussrampen für Katjuscharaketen standen. Libanesische Quellen sprechen von 28 getöteten Zivlisten infolge des Angriffes. Auch auf diesen Vorfall weist der Artikel hin.

Im Zusammenhang mit der Küstenstadt Tyros wiederum lobt Ukabi die sauberen Badestrände und die antiken Stätten. Das nahegelegene Sidon sei erstmals im 14. vorchristlichen Jahrhundert erwähnt worden. Als Folge des Bürgerkrieges, der 1975 anfing, hätten die meisten der 3.000 Juden die Stadt verlassen. Die Synagoge werde demzufolge nicht mehr genutzt.

Von: eh

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