JERUSALEM (inn) – Eine Rückkehr zum Nuklearabkommen mit dem Iran wäre aus Sicht des früheren deutschen Geheimdienstchefs August Hanning ein Fehler. Das sagte er in einem Interview der Zeitung „Jerusalem Post“. Demnach wäre ein nuklear bewaffneter Iran „eine Bedrohung für die gesamte Region“ und hätte einen Rüstungswettlauf zur Folge.
Dass der Iran Kernwaffen anstrebt, sieht Hanning durch das Raketenprogramm belegt. Die Langstreckenraketen, die der Iran entwickle, würden nur für unkonventionelle Gefechtsköpfe Sinn ergeben. „Solange der Iran das sehr ehrgeizige Raketenprogramm fortführt, werde ich mit Blick auf die gegenwärtigen Verhandlungen sehr skeptisch sein.“
Im April haben der Iran und andere Länder die Verhandlungen aufgenommen. Die USA waren im Jahr 2018 unter US-Präsident Donald Trump aus dem Deal ausgestiegen. Sein Nachfolger Joe Biden hatte im Wahlkampf versprochen, wieder zurückzukehren. Derzeit stocken die Verhandlungen allerdings. Von iranischer Seite hieß es zuletzt, man wolle den Amtsantritt des gewählten Präsidenten Ibrahim Raisi abwarten. Dieser wird am 3. August vereidigt.
Israel als Vorbild bei Terrorbekämpfung
Hanning leitete von 1998 bis 2005 den Bundesnachrichtendienst (BND). Der 75-Jährige gehört auch dem Rat der Organisation „Vereint gegen einen nuklearen Iran“ (UANI) an. Die Gruppe will nach eigener Darstellung Entscheidungsträger über die Gefahren aufklären, die von einem nuklear bewaffneten Iran ausgingen. Andere Ratsmitglieder sind der frühere Mossad-Chef Tamir Pardo, der Publizist Matthias Küntzel und der frühere Gouverneur von Florida, Jeb Bush.
In dem Interview lobte Hanning auch die Zusammenarbeit mit israelischen Geheimdiensten: „Für uns war Israel immer ein Vorbild, weil Israel sehr ernsthaften Bedrohungen ausgesetzt war.“ Deutschland erlebe zwar nicht dieses Ausmaß, doch habe es sich Präventivmaßnahmen von den Israelis abschauen können, besonders mit Blick auf Terrorabwehr.
Von: df