TEL MENASCHE (inn) – Der Mord an einer Siedlerin am 4. Advent war ein Terroranschlag. Das hat der israelische Inlandsgeheimdienst Schabak am Montag bestätigt. Den Hauptverdächtigen benannte er als den 40-jährigen Muhammad Mruh Kabha. Er stammt aus Tura al-Gharbia bei Dschenin im Westjordanland.
Die Ermordete, Esther Horgen, war am 20. Dezember im Wald nahe der Siedlung Tel Menasche in Nordsamaria spazieren gegangen. Als die Mutter von sechs Kindern nicht nach Hause kam, meldete Ehemann Benjamin Horgen sie als vermisst. Am nächsten Morgen wurde die Leiche der 52-Jährigen entdeckt.
Rache für Tod eines Häftlings
Die Sicherheitskräfte vermuteten bald einen nationalistischen Hintergrund. Am 24. Dezember nahmen sie Kabha fest. Er gestand die Tat: „Während dieses Verhörs durch den Schabak und die israelische Polizei kam heraus, dass er Esther Horgen, seligen Andenkens, aus nationalistischen Motiven brutal ermordet hat“, zitiert die Onlinezeitung „Times of Israel“ den Geheimdienst. Als Motiv gab der Verdächtige an, er habe den Tod eines in Israel inhaftierten Palästinensers namens Kamel Abu Wa’er rächen wollen. Dieser war am 10. November einem Krebsleiden erlegen.
Nach eigenen Angaben sann Kabha seitdem auf Rache. Er suchte nach einem Ort, an dem er einen Israeli töten könnte. Im Reihan-Wald bei Tel Menasche war ihm eine Lücke im Sicherheitszaun bekannt, die er bereits für Zigarettenschmuggel genutzt hatte. Dort gab es nur wenig Verkehr. Er lauerte möglichen Opfern auf. Als er sah, dass Horgen allein unterwegs war, griff er sie an und ermordete sie.
Kabha ergriff die Flucht. Freunde und Verwandte halfen ihm, sich zu verstecken. Dennoch konnten ihn die israelischen Sicherheitskräfte samt vier mutmaßlichen Helfern festnehmen. Laut palästinensischen Medien handelt es sich bei zwei Verdächtigen um seine Frauen. Kabha war bereits früher in israelischer Haft, hat aber keinen Kontakt zu einer der bekannten Terrorgruppen.
Lob für schnelle Festnahme
Der Witwer lobte die schnelle Arbeit der Sicherheitskräfte. Er habe vom Schabak Einzelheiten über den Mord erfahren, sagte er. „Dass Esther mit dem Angreifer gekämpft hat, ist tröstlich und zeigt ihren Geist, aber es ist auch schmerzlich, weil es heißt, dass sie vor ihrem Tod schwere Augenblicke erlebte.“ Die Hinterbliebenen wollen einen Park im Gedenken an Esther Horgen errichten und ihre Siedlung als Reaktion auf den Anschlag ausweiten.
Rabbi Reuven Usiel ist ein Nachbar und Freund der Familie. Er überbrachte mit dem zuständigen Kommunalratsvorsitzenden die Todesnachricht. Am Schabbat vor dem Mord war er noch bei der Familie Horgen zu Gast gewesen. Auf der Nachrichtenseite „Arutz Scheva“ schrieb der Rabbiner: „Mein Gott! Gib uns die Kraft zu lieben, und gibt ihnen – allen Mitgliedern der Familie – die Kraft, das schwere Leid zu tragen. Dass wir Liebe vermehren. Trost. Und nur das Gute und das strahlende Morgen sehen. Und mögen sie vom Himmel getröstet werden.“
Von: eh