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Palästinenser in mutmaßlichem Vergewaltigungsfall freigelassen

Der Fall hat in Israel zu heftigen Debatten geführt: Ein palästinensischer Hausmeister soll ein siebenjähriges israelisches Mädchen vergewaltigt haben. Aus Mangel an Beweisen ist er jetzt freigelassen worden.
Die israelische Militärpolizei ist im Fall der mutmaßlichen Vergewaltigung des siebenjährigen Mädchens im Einsatz

JERUSALEM (inn) – Im Fall der mutmaßlichen Vergewaltigung eines siebenjährigen Mädchens aus einer israelischen Siedlung im Westjordanland gibt es eine neue Entwicklung: Der Militärstaatsanwalt Scharon Afek hat am Dienstag laut der Tageszeitung „Jerusalem Post“ die Anklage gegen einen 46-jährigen Palästinenser aus Mangel an Beweisen zurückgezogen. Der Fall machte Schlagzeilen, weil sich auch die israelische Politik einmischte.

Die Anklage war vergangene Woche erhoben worden. Rechtsgerichtete Politiker wie der ehemalige Verteidigungsminister Avigdor Lieberman von der Partei Israel Beiteinu forderten die Todesstrafe für den Verdächtigen und die Zerstörung seines Familienhauses. Sie unterstellten dem Verdächtigten, der als Hausmeister in der Schule des Mädchens arbeitete, ein nationalistisches Motiv. Auch Sicherheitsminister Gilad Erdan mischte sich in den Fall ein: „Ich habe keinen Zweifel, dass der Mann, der wegen dieser Grausamkeit angeklagt wird, und die Männer, die ihm dabei geholfen haben, von der Hetze und dem Hass der Palästinensischen Autonomiebehörde genährt wurden.“

Ungewöhnliche Informationslöcher

Die Tageszeitung schreibt aber von frühen Anzeichen, dass es in diesem Fall ungewöhnliche Informationslöcher gab. In der Anklage des Militärstaatsanwalts seien weder die Uhrzeit noch der Tag oder der Ort der Vergewaltigung klar gewesen. Auch die Familie des Mädchens und deren Haredim-Gemeinschaft hätten die Untersuchung verzögert, indem sie nicht zur Aufklärung von Schlüsselbeweisen beigetragen hätten. Ungewöhnlich seien auch Äußerungen von einigen Haredim in den Medien gewesen, die Zweifel an der Schuld des Palästinensers ausdrückten.

Das israelische Militär glaubt weiterhin, dass es die Vergewaltigung gab und der Palästinenser eine Rolle dabei gespielt haben könnte. Aber Beweise, die nach der Anklage den Militärstaatsanwalt erreichten, hätten das Bild so aufgeweicht, dass die Anklage nicht mehr haltbar sei. Diskussionspunkte im Vorgehen der Ermittlungen sind, dass das Mädchen von einem Sozialarbeiter und keinem Polizisten zur Vergewaltigung befragt wurde. Auch habe die Familie des Mädchens so lange mit der Meldung des Vorfalls gewartet, dass keine DNA-Spuren auf der Kleidung des Kindes sichergestellt werden konnten. Die Anklage beruhte zu großen Teilen auf der Aussage des Mädchens.

Der am Dienstag freigelassene Angeklagte saß knapp zwei Monate in Haft. Die Ermittlungen zum Fall gehen weiter. Der Militärstaatsanwalt schloss nicht aus, dass es eine weitere Anklage gegen den Verdächtigten geben könnte.

Von: mm

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