JERUSALEM (inn) – Hunderte Palästinenser haben sich am Freitag Zugang zum sogenannten Goldenen Tor auf dem Tempelberg verschafft. In der vergangenen Woche hatten israelische Sicherheitskräfte ihr Eindringen in den geschlossenen Bereich noch verhindert.
Die Stelle um das Goldene Tor war seit 2003 nach einem Gerichtsbeschluss unzugänglich, weil sich herausstellte, dass der Betreiber der Stätte, die Islamische Bewegung, mit der Terror-Organisation Hamas zusammenarbeitete. Vor einer Woche waren fünf Palästinenser festgenommen worden, weil sie in den Bereich vorgedrungen waren. Israel sperrte ihn deswegen mit Ketten ab. Danach folgten tägliche Proteste und Versuche, die Absperrung zu durchdringen. Am Donnerstag nahm die israelische Polizei 60 Palästinenser fest.
Das Büro von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas verurteilte die Abriegelung und warnte Israel, „diese beleidigende Politik in einer Weise fortzuführen, die zu Reaktionen vor Ort führen wird”. Abbas‘ Berater Mahmud al-Habasch sprach gar von einer „Kriegserklärung an den Islam”.
Politisches Tauziehen mit Jordanien
Am Freitag strömten schließlich hunderte Gläubige unter „Allahu-Akbar“-Gesängen in den abgesperrten Bereich, ohne dass israelische Sicherheitskräfte sie daran hinderten, berichtet die Onlinezeitung „Times of Israel“. Das Blatt vermutet, dass Israel damit dem Druck der Palästinenser, aber auch Kritik aus Jordanien nachgab.
Während Israel für die Sicherheit auf dem Tempelberg zuständig ist, obliegt die Verwaltung der Stätte der jordanischen Waqf-Behörde. Mitte Februar hat Jordanien den Waqf-Rat von elf auf 18 Sitze vergrößert. Damit gehören ihm nun erstmals auch Palästinenser an. Die Israelis vermuten darin den Versuch des Königreichs, die Kontrolle über den Tempelberg allmählich den Palästinensern zu übertragen.
Am Sonntag nahmen israelische Sicherheitskräfte den Aufseher der Waqf-Behörde, Scheich Abdel-Asim Salhab, wegen der Vorkommnisse am Freitag fest. Sie verdächtigten ihn, die Sicherheitsabsperrung für die Protestierenden geöffnet zu haben. Jordanien reagierte ungehalten auf die Festnahme. Wie die „Süddeutsche Zeitung“ berichtet, nannte der jordanische Minister für islamische Angelegenheit den Schritt „eine gefährliche und inakzeptable Eskalation, die Jordaniens Rolle als Hüter der heiligen Stätten in Jerusalem betrifft“. Israel spiele mit dem Feuer. Wenige Stunden später entließ Israel Salhab wieder.
Von: tk