HEBRON (inn) – Folgenreiches Missverständnis in Hebron: Ein Offizier hat einen Palästinenser, der einen Juden vor einem Mob bewahren wollte, versehentlich für einen Angreifer gehalten. Daraufhin bedrohte er ihn mit der Waffe und schrie ihn an. Erst später erhielt der Retter wenigstens teilweise den verdienten Dank von den israelischen Sicherheitskräften, wie die Tageszeitung „Yediot Aharonot“ berichtet.
Demnach war ein ultra-orthodoxer Jude am Freitag versehentlich in den palästinensischen Stadtteil Abu Snina geraten. Er wurde daraufhin von Arabern umringt und bedroht. Passanten informierten jedoch einen 70-jährigen Palästinenser aus Ostjerusalem, der auch einen Wohnsitz in Hebron hat: Idris Sahadi. Dieser eilte dem jungen Mann zur Hilfe, obwohl er gerade an der Beerdigung eines Neffen teilnahm.
„Ich sah einen ultra-orthodoxen jungen Mann auf einem Stuhl sitzen, er zitterte vor Angst und war von Menschen umringt“, erzählte Sahadi der Zeitung. „Ich sprach mit ihm Hebräisch und sagte: ‚Haben Sie keine Angst, jetzt sind Sie unter meinem Schutz.‘ Ich warnte alle Anwesenden davor, sich ihm zu nähern und ihn anzurühren, ergriff seine Hand und nahm ihn mit.“
Außerdem informierte er die Polizei und die Armee: „Ich sagte ihnen, dass ich zu der Beerdigung zurückkehren muss und dass der Israeli, wenn ich ihn verlasse, sofort angegriffen wird.“ Kurz darauf seien zwei Offiziere der Grenzpolizei und ein Armeeoffizier erschienen. Letzterer habe ihn mit der Waffe bedroht und ihn angeschrien, er solle sofort abhauen.
Keine Ermutigung zur Zivilcourage
Sahadi war nach eigenen Worten schockiert. Die Grenzpolizisten hätten ihm die Hand geschüttelt, nachdem sie den Juden in ihre Obhut genommen hatten. Doch der Offizier habe sein Verhalten nicht geändert. Der Araber folgerte: „Was hat dieser Offizier eigentlich allen, die dort waren, gezeigt? Er hat ihnen klargemacht, dass sie sich, wenn sie in eine ähnliche Lage geraten, besser nicht einmischen und helfen, sondern zulassen, dass der Israeli verletzt wird oder stirbt.“ Seit dem Erlebnis schlafe er schlecht wegen der erlittenen Beleidigung.
Ein Armeesprecher teilte mit, der Offizier habe den Israeli in Gefahr gewähnt. „Er stieß den Palästinenser, der ihn festhielt und schrie die Menge ringsum an. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass der Palästinenser, der den israelischen Zivilisten festhielt, ein Anwohner war, der ihn vor dem Tumult beschützt hatte und ihn zu den Truppen brachte. In der Folge baten die Offiziere den Palästinenser um Entschuldigung für das Missverständnis und dankten ihm für seine Hilfe bei der Rettung des Zivilisten.“
Von: eh