BEIRUT (inn) – Der libanesische Schauspieler und Regisseur Siad Itani wurde im November verhaftet, weil er angeblich für Israel spioniert habe. Itani wurde vorgeworfen, von einer israelischen Geheimdienstlerin rekrutiert worden zu sein, die er für eine Schwedin gehalten habe. Die Beiden hätten Informationen ausgetauscht.
Berichten aus dem Libanon zufolge wurde der Schauspieler gebeten, mit hochrangigen libanesischen Politikern in Kontakt zu treten, um die Normalisierung mit Israel voranzutreiben. Die Agentin schickte ihm angeblich eine Liste von 29 Namen libanesischer Regierungsbeamter, um festzustellen, welche von ihnen Itani kannte. Speziell sollte er mit Innenminister Nuhad al-Maschnuk und dem früheren Verteidigungsminister Abdul Rahim Mrad Kontakt aufnehmen.
Außerdem hieß es, dass Itani pro Monat zwischen 500 und 1.000 US Dollar für seine Dienste erhalten habe. Die Anklagepunkte habe er beim Verhör eingestanden.
Wendung: Innenminister bittet Itani um Vergebung
Jetzt erhielt die Geschichte eine Wendung: Die libanesische Sicherheitsbeamtin Susan Hadsch Hobeiche wurde verhaftet und beschuldigt, einen Hacker angeheuert zu haben, um Gespräche zwischen Itani und der vermeintlichen israelischen Agentin zu fälschen. Nachdem Hobeiche aus ihrem Amt entlassen worden war, wollte sie Itani als israelischen Spion belasten. Hobeiche war die Leiterin des libanesischen Büros für Anti-Cyber-Kriminalität und Intellektuelles Eigentum. Sie ist inzwischen verhaftet worden.
Der libanesische Innenminister Al-Maschnuk twitterte daraufhin: „Wir alle müssen Itani um Vergebung bitten. Er hatte seine arabische und Beiruter Identität nie aufgegeben. Es reicht nicht aus, seine Unschuld zu erklären. Er ist ein Patriot und wir sind stolz auf ihn.“
Präsident gegen Spekulationen
Der libanesische Präsident Michel Aun mahnte jedoch, die geheimen polizeilichen Ermittlungen zu respektieren und rügte die verfrühten Medienberichte. Kritik mancher Sicherheitsagenturen und Spekulationen stünden außerhalb des legalen Rahmens und seien „voll von Falschmeldungen“.
Das Büro des Premierministers Sa’ad Hariri erklärte, dass der Fall Itani aus der politischen und medialen Diskussion herausgehalten werden sollte. Es schade dem Ruf der Justiz des Libanon und den Sicherheitsdiensten.
Derweil haben die Familie Itanis und sein Rechtsanwalt bei einer Pressekonferenz dafür gedankt, dass das Komplott gegen den Regisseur aufgedeckt worden sei.
Von: Ulrich W. Sahm