GAZA / JERUSALEM (inn) – Es ist ein ungewöhnlicher Vorstoß: Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International (AI) setzt sich für die Freilassung zweier israelischer Geiseln im Gazastreifen ein. Die Organisation hat Aktivisten dazu aufgerufen, Anführer der Terror-Organisation Hamas zu kontaktieren, um diese unter Druck zu setzen. Dafür veröffentlichte sie Kontaktdaten, E-Mail-Adressen und Faxnummern von hochrangigen Hamas-Vertretern wie Anführer Ismail Hanije und Mitgründer Mahmud al-Sahar. Die Terrorgruppe solle die Geiseln Avraham (Avera) Mengistu und Hischam al-Sajed freilassen. Mengistu gilt als psychisch labil und überkreuzte die Grenze zu Gaza 2014.
Laut der Onlinezeitung „Times of Israel“ ist es das erste Mal, dass Amnesty International die Hamas, die den Küstenstreifen kontrolliert, öffentlich angreift. Die beiden Männer, von denen die Rede in dem Schriftstück ist, sind auf eigene Faust nach Gaza gelangt. In dem Brief der Organisation steht, dass sich der äthiopische Jude Mengistu seit September 2014 in dem Küstenstreifen befindet, und der Beduine Sajed seit 20. April 2015.
Befürchtung: Geiseln für potentiellen Gefangenenaustausch festgehalten
Der Brief war laut „Times of Israel“ überschrieben mit: „Dringende Aktion: Israelische Bürger seit mehr als zwei Jahren entführt“. In dem Schreiben betonte die Organisation, dass die beiden Betroffenen „ernsthafte Störungen der seelischen Gesundheit“ erlitten haben. AI befürchte, dass „die zwei Männer von dem militärischen Arm der Hamas, ,Issadin-al-Kassam-Brigaden‘, als Geiseln für einen potentiellen Gefangenenaustausch festgehalten werden“.
Die Menschenrechtsorganisation fordert Informationen von der Hamas zu den zwei Männern. Sie rief Menschen dazu auf, der Hamas vor dem 4. September Nachrichten zu senden, und Kontakt aufzunehmen zu lokalen „diplomatischen Vertretern in Ihrem Land, um sie dazu zu drängen, Maßnahmen zu ergreifen“. Am 4. September endet das islamische Opferfest. Welche Bedeutung das für AI hat, ist nicht bekannt.
In dem Brief stand nichts von einem dritten Israeli, Dschuma Ibrahim Abu Ghanima, dessen Verbleib in Gaza nicht bestätigt ist. Die Menschenrechtsgruppe sagte auch nichts zu den sterblichen Überresten der Soldaten Oron Schaul and Hadar Goldin, die laut der Armee in den Kämpfen 2014 getötet wurden.
Rivlin trifft Familie von Geisel
Israels Staatspräsident Reuven Rivlin traf sich am Montag mit der Familie von dem Verschollenen Mengistu. Während des Treffens betonte der Politiker seinen Einsatz, den Sohn wieder zu seinen Eltern nach Hause zu bringen. „Avera ist der Sohn von uns allen. Ich werde daran arbeiten, ihn nach Hause zu bringen“, sagte Rivlin laut des Nachrichtenportals „Arutz Scheva“. „Er gehört nach Hause in die Obhut seiner Familie und seiner Eltern.“
Die Mutter des Verschollenen beschrieb, wie schwer es für sie ist, mit der Unsicherheit über das Schicksal ihres Sohnes umzugehen. Sie setze ihre Hoffnung auf Rivlin. „Sie sind genauso verantwortlich für sein Schicksal wie der Premierminister. Wir schätzen es, dass Sie am Abend von Tischa BeAv, der Zerstörung des Tempels, Zeit gefunden haben, uns zu treffen und die Geschichte von Avera anzuhören, in der Hoffnung, dass gute Nachrichten kommen.“
Von: mab