MODI’IN (inn) – Unter großer Anteilnahme sind am Sonntag in der israelischen Stadt Modi’in die am Freitagabend in der Siedlung Halamisch getöteten Israelis beigesetzt worden. Bei den Opfern handelt es sich um Elad Salomon (36), seine Schwester Chaja (46) sowie den Vater der beiden, Josef Salomon (70).
Rund 3.000 Menschen waren laut der Onlinezeitung „Times of Israel“ zu der Beisetzung gekommen. Unter ihnen waren auch Knessetvertreter und Minister. Auch die schwerverletzte Ehefrau des Vaters durfte für diese Zeit das Krankenhaus verlassen.
Der Attentäter, der 19-jährige Omar al-Abed, wurde am Samstag aus dem Krankenhaus entlassen und den Sicherheitskräften übergeben. Ein Nachbar hatte den Palästinenser durch einen Schuss außer Gefecht gesetzt. An der Stelle des Sicherheitszauns, an der der Palästinenser in die Ortschaft eingedrungen ist, fand die Polizei einen Koran sowie leere Wasserflaschen. Dies deute darauf hin, dass der Palästinenser mit seinem Tod gerechnet und zuvor eine Art Reinigungsritual durchgeführt habe, wie die „Times of Israel“ berichtet. Al-Abed hatte ausgesagt, die Tat als Rache für die neuen Sicherheitsmaßnahmen am Tempelberg begangen zu haben.
Bewohner von Halamisch übten nach dem Anschlag scharfe Kritik am Verteidigungsministerium, da in der Siedlung noch keine Überwachungskameras installiert worden seien. Das Budget dafür sei bereits im vergangenen Jahr nach dem Ausbruch eines Feuers bewilligt worden. Für den Brand machten die Bewohner Palästinenser verantwortlich. Nach dem Vorfall war der Zaun um die Siedlung mit Bewegungsmeldern ausgestattet worden. Kameras sollten folgen. Das Ministerium kündigte am Sonntag an, dass diese nun installiert würden.
Wie die Tageszeitung „Yediot Aharonot“ berichtet, hatte das Militär tatsächlich eine Warnung erhalten, als der Terrorist den Zaun überquerte. Noch ist unklar, warum er sich rund 15 Minuten in der Wohnung der jüdischen Familie aufhalten konnte, ohne dass Sicherheitskräfte eintrafen.
Netanjahu: „Terror wird uns nicht besiegen“
Israels Staatspräsident Reuven Rivlin forderte am Sonntag alle israelischen Politiker auf, den Anschlag zu verurteilen. „In solchen Momenten der Trauer und des Aufruhrs bricht einem das Herz, aber es ist unmöglich für öffentliche Vertreter und gewählte Führer, zu schweigen. Terror und die Gewalt am und auf dem Tempelberg, der Juden und Arabern heilig ist, müssen verurteilt und gestoppt werden“, sagte das Staatsoberhaupt auf einer Gedenkfeier für den Zionisten Se’ev Jabotinsky in Jerusalem.
Auch Premierminister Benjamin Netanjahu äußerte sich während der Zeremonie. Er betonte: „Der Schmerz sitzt tief, aber unsere Wurzeln im Land sind nicht weniger tief. Terror wird uns nicht besiegen. Wir werden unseren Staat stärken und unser Land weiter aufbauen.“
Israels sephardischer Oberrabbiner Jitzhak Josef äußerte am Samstag sein Bedauern darüber, dass der Angreifer nicht erschossen wurde. „Jeder arabische Terrorist, der kommt, um zu morden, darf nicht lebend zurückkehren“, sagte Josef laut der „Times of Israel“. Terroristen dürften nicht nur verletzt, sondern müssten getötet werden.
Minister fordern Todesstrafe
Der israelische Verteidigungsminister Avigdor Lieberman sprach sich derweil für die Todesstrafe aus. „In solch einem extremen Fall ist in der Tat Raum für die Todesstrafe“, erklärte er gegenüber „Yediot Aharonot“ am Sonntag. Mit dieser Ansicht ist der Politiker nicht allein. Justizministerin Ajelet Schaked schrieb über den Kurznachrichtendienst Twitter: „Die Mörder von Kindern und Familien verdienen die Todesstrafe. Diese Strafe existiert im Militärrecht bei einstimmiger Entscheidung der Richter. Dies ist ein Vorfall, der die Todesstrafe für den Mörder fordert.“ Auch Bildungsminister Naftali Bennett fordert die Hinrichtung des Attentäters: „Ich rufe den Militärstaatsanwalt auf, die Todesstrafe für den Terroristen zu verlangen, der die Familie Salomon ermordet hat.“ Auch Geheimdienstminister Israel Katz befürwortete die Todesstrafe für Al-Abed.
Bisher wurde im modernen Staat Israel ein einziges Mal ein Todesurteil vollstreckt: 1962 an SS-Obersturmbannführer Otto Adolf Eichmann, wegen der Mitverantwortung für die Ermordung von Millionen europäischer Juden in der NS-Zeit. 1954 wurde die Todesstrafe aus dem zivilen Gesetzbuch verbannt. Im Militärgesetz blieb sie hingegen erhalten.
Von: dn