JERUSALEM (inn) – Jordaniens König Abdullah II. hat den Anschlag am Jerusalemer Tempelberg am Samstag in einem Telefonat mit Israels Premierminister Benjamin Netanjahu verurteilt. Israelische Politiker hatten zuvor befürchtet, die Lage könne eskalieren, wenn arabische Führer den Anschlag nicht kritisierten und stattdessen Israel für den Umgang mit den Angreifern verurteilen. König Abdullah II. forderte Netanjahu in dem Gespräch auf, den Tempelberg wieder zu öffnen.
Das jordanische Parlament hingegen nannte die drei Attentäter „Märtyrer“. Parlamentssprecher Atef Tarawneh sprach in einer Sitzung ein Gebet: „Möge Allah unseren Märtyrern gnädig sein, die unseren reinen Boden gewässert haben.“ Für den „Widerstand“ sei die israelische Besatzung verantwortlich, fügte Tarawneh laut der Onlinezeitung „Times of Israel“ an.
Der palästinensische Präsident Mahmud Abbas hatte den Anschlag noch am Freitag verurteilt. Neben Abbas und König Abdullah gab auch das Weiße Haus in Washington eine Erklärung ab: „Es darf keine Toleranz für Terrorismus geben“, heißt es darin. Terror müsse auf das Schärfste verurteilt und bekämpft werden.
EU: Keine Rechtfertigung für Terror
Auch die Europäische Union verurteilte den Anschlag. Dieser sei „nicht nur ein Verbrechen gegen Menschen im Dienst, sondern auch eine Entweihung dieser heiligen Stätte“, erklärte Brüssel. Für solch ein Verbrechen oder jeglichen Terror könne es keine Rechtfertigung geben. „Die EU übermittelt den Angehörigen der Opfer dieses Schussattentats ihr Beileid“, heißt es in der Erklärung weiter.
Israels Staatspräsident Reuven Rivlin begrüßte die Reaktionen: „Ich möchte die verantwortlichen Führer in der gesamten Region loben, den König von Jordanien und den Vorsitzenden der Palästinensischen Autonomiebehörde, eingeschlossen, die die Gefahr sehr gut erkannt und mit uns reagiert haben, um die Spannungen abzubauen.“ Das Staatsoberhaupt kritisierte, das Schweigen der anderen arabischen Führungskräfte. „Jeder, der Terror nicht verurteilt, kollaboriert mit ihm“, sagte Rivlin.
Muslime müssen Metall-Detektoren passieren
Als Reaktion auf den Anschlag hatte Israel den Tempelberg zunächst gesperrt. Daraufhin kam es bis in die Nacht zum Samstag zu Zusammenstößen zwischen Muslimen und Sicherheitskräften. Mittlerweile ist das Gelände sowohl für Muslime als auch für Nichtmuslime wieder geöffnet. Allerdings müssen Muslime nun Sicherheitsschleusen mit Metall-Detektoren passieren, wenn sie das Areal betreten wollen. Diese Regelung galt bislang nur für nichtmuslimische Besucher. Zudem hat Israel Überwachungskameras außerhalb des Tempelberges installiert.
Israels Premierminister Netanjahu versicherte unterdessen, dass er den Status quo auf dem Tempelberg auch nach dem Anschlag beibehalten werde. Demnach dürfen Juden die Stätte zwar betreten, dort aber nicht beten.
Waffen auf dem Tempelberg gefunden
Die Polizei geht davon aus, dass der Anschlag mit Waffen ausgeführt wurde, die vor dem Angriff auf dem Gelände des Tempelberges versteckt worden waren. Nach dem Terroranschlag durchsuchte sie das Areal. Dabei seien Dutzende Messer, Schleudern, Knüppel und Blendgranaten sichergestellt worden. Schwere Waffen oder Munition wurden jedoch nicht gefunden. Die Suche sei mit der Islamischen Behörde „Waqf“ koordiniert worden, die die Stätte verwaltet. „Die Polizisten haben ihre Schuhe ausgezogen, bevor sie die Moschee betreten haben, um sicherzugehen, dass sie die Stätte nicht entweihen“, erklärte der Chef der Jerusalemer Polizei Joram Halevi. Im Zusammenhang mit dem Anschlag seien bislang acht verdächtige Personen festgenommen worden.
Die beiden getöteten israelischen Polizisten Haiel Sitawe (30) und Kamil Schna’an (22) wurden am Freitag beigesetzt. Schna’ans Vater, der frühere Knessetabgeordnete Schachiv Schna’an, betonte, die Mörder seines Sohnes stünden nicht für die Mehrheit der Araber in Israel. „Sie sind Fremdimplantate. Wir waren, wir sind und wir werden immer Teil des Staates bleiben. Wir haben Beduinen als Freunde, Tscherkessen, Muslime, Christen und nicht zu vergessen Juden, jüdische Brüder mit denen wir leben. Dieses Land ist unser Land“, sagte der Druse.
Von: dn