TANTA / ALEXANDRIA (inn) – Mindestens 25 Tote und mehr als 70 Verletzte hat nach Angaben aus Ägypten ein Terroranschlag auf die koptische St.-George-Kathedrale in Tanta gefordert. Der Ort liegt im ägyptischen Delta zwischen Kairo und Alexandrien. Das ägyptische Fernsehen sendete eine Tonaufnahme vom Priester während des Palmsonntag-Gottesdienstes, als einer gewaltigen Explosion Schreie der Verletzten folgten. Präsident Abdel Fattah al-Sisi gab die Anweisung, Militärhospitäler für die Verwundeten des Anschlags zu öffnen.
Die Bombe soll unter einem Stuhl in der Kirche deponiert worden sein. Es hat schon mehrere Anschläge auf koptische Kirchen in Ägypten gegeben. Seit Beginn des „Arabischen Frühlings“ sind mehr als eine Million Kopten außer Landes geflohen.
Terrormiliz „Islamischer Staat“ reklamiert Anschläge für sich
Wenige Stunden nach dem ersten Anschlag sprengte sich den Angaben der staatlichen Zeitung „Al-Ahram“ zufolge ein Selbstmordattentäter außerhalb einer Kirche in der ägyptischen Hafenstadt Alexandria in die Luft. Das Gesundheitsministerium teilte mit, dass hier wenigstens 16 Menschen getötet und weitere 35 verletzt worden seien. Der Attentäter war vorher am Einlass in die St.-Markus-Kirche gehindert worden. Papst Tawadros II. hatte zuvor die Palmsontagsmesse in der Kirche gelesen und hielt sich noch in dem Gebäude auf, als sich der Selbstmordattentäter seinen Anschlag ausführte. Tawadros blieb unverletzt.
Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu sprach den Ägyptern sein Beileid aus. Die Welt müsse sich vereinen und an jedem Ort gegen den Terror kämpfen, heißt es in einer Mitteilung aus seinem Büro.
Auch der Präsident der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA), Mahmud Abbas, verurteilte die Attentate. Die radikal-islamische Hamas sprach von einem „Verbrechen“.
Die Terrormiliz „Islamischer Staat“ hat die Anschläge in Ägypten für sich reklamiert. Die Explosionen in Tanta und Alexandria seien von ihnen verursacht worden, berichtete das IS-Sprachrohr „Amak“ am Sonntag. Ob die Mitteilung echt ist, konnte zunächst nicht unabhängig untersucht werden.
Verfolgung und Diskriminierung
Die Kopten sind eine der ältesten christlichen Gemeinden der Welt. Sie pflegen Traditionen, die bis auf die Zeit der Pharaonen zurückgehen. Die Kopten stellen etwa 10 Prozent der Bevölkerung. Sie sind immer wieder Verfolgungen und Diskrimination durch die muslimische Mehrheit im Land ausgesetzt.
Neben Anschlägen auf Kirchen in Ägypten, so wurden im Dezember 30 Menschen bei einer Bombenattacke getötet, kam es in den vergangenen Tagen zu Angriffen auf Kopten im Norden des Sinai. Dort sind „Al-Kaida“ und andere extremistische Organisationen aktiv. Bei den neuesten Angriffen in Rafah nahe dem Gazastreifen und in El-Arisch wurden mehrere Christen ermordet. Das führte zu einer Massenflucht aus dem Norden der Sinai-Halbinsel.
Die israelische Regierung hat die Bürger davor gewarnt, über das Passahfest in den Sinai zu reisen. Dieses beginnt am Montagabend.
Von: Ulrich W. Sahm