TEL AVIV (inn) – Die israelische Luftwaffe hat in der Nacht zum Montag ein zweites Mal innerhalb von 24 Stunden Ziele in Syrien angegriffen. Das berichten syrische Medien; die Armee bestätigte den Angriff bislang nicht.
Der Angriff steht im Kontext mehrerer militärischer Schlagabtausche zwischen Israel und Syrien in den letzten Tagen. Bereits am Freitagmorgen hatte die israelische Luftwaffe Ziele bei Palmyra angegriffen; Syrien reagierte mit Abfangraketen.
Am Sonntagmorgen flog eine israelische Drohne einen Angriff bei Kuneitra. Dabei kam ein Syrer ums Leben, der dort in seinem Auto fuhr. Arabische Medien verbreiteten unterschiedliche Einschätzungen, um wen es sich dabei handelt. Einmal hieß es, der Getötete sei ein Zivilist gewesen. Die der Hisbollah nahestehende Miliz „Nationale Verteidigungswaffe“ behauptete hingegen, der Getötete sei eines ihrer Mitglieder gewesen.
Russland bestellt Botschafter ein
In einer Stellungnahme erklärte der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu, der Angriff vom Freitag entspreche üblichem israelischem Vorgehen: „Wenn wir Versuche erkennen, fortschrittliche Waffen zur Hisbollah zu transportieren, und wenn wir die nötigen Geheimdienstinformationen und operative Fähigkeiten haben, dann handeln wir, um das zu verhindern.“
Trotz der Darstellung als „üblichem Vorgehen“ sorgte der Angriff für ungewöhnliche politische Bewegungen: Russland bestellte noch am selben Tag den neuen israelischen Botschafter Gary Koren ein. Koren hatte erst tags zuvor dem russischen Präsidenten Wladimir Putin sein Beglaubigungsschreiben überreicht.
Danon: Israel verteidigt seine Bürger
Besonders der Gebrauch von Abfangraketen durch Syrien rief weitere Reaktionen von Politikern hervor. Der israelische Verteidigungsminister Avidgor Lieberman warnte vor israelischen Angriffen. „Das nächste Mal, wenn die Syrer ihre Luftabwehr gegen uns verwenden, werden wir diese ohne Zögern zerstören.“ Der syrische UN-Botschafter Baschar al-Dschafari sagte laut der Tageszeitung „Yediot Aharonot“ im syrischen Fernsehen, der Einsatz der Luftabwehr habe die Lage grundlegend verändert. „Die Israelis werden jetzt eine Million Mal nachdenken, bevor sie angreifen.“ Den Angriff nannte er eine „Terror-Operation“.
Diese Wortwahl rief wiederum den israelischen UN-Botschafter Danny Danon auf den Plan. „Uns derart zu beschuldigen ist der Gipfel der Heuchelei bei dem Botschafter eines Regimes, das sein eigenes Volk massakriert“, hieß es laut der Onlinezeitung „Times of Israel“ in einer Stellungnahme. „Israel wird weiter seine Bürger verteidigen und gegen jeden Versuch vorgehen, ihnen zu schaden.“
Auch im Süden Israels war es zu Unruhen gekommen. Am Samstagmorgen flogen zwei Raketen aus dem Gazastreifen auf Israel und lösten Alarm aus. Eine schlug auf offenem Feld bei Aschkelon ein, die zweite im Gazastreifen. Es gab keine Verletzten oder Schäden. Die Armee erwiderte das Feuer mit Panzerbeschuss und Luftschlägen. Bereits am vergangenen Donnerstag hatte die israelische Luftwaffe auf Beschuss aus dem Gazastreifen reagiert.
Von: df