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„Eisenkuppel“ schützt Israel seit fünf Jahren

JERUSALEM (inn) – Das Raketenabwehrsystem „Iron Dome“ revolutionierte vor fünf Jahren das Verteidigungskonzept des Staates Israel. Ein Blick zurück auf Entwicklung und Umsetzung lohnt.
Das israelische Raketenabwehrsystem „Eisenkuppel“ besitzt eine Reichweite von bis zu 70 Kilometern
„Der 7. April 2011 markierte ein neues Kapitel in der israelischen Militärgeschichte“, erzählt der israelische Brigadegeneral Zvika Haimovich der Tageszeitung „Jerusalem Post“. Aus dem nördlichen Gebiet des Gazastreifens war wieder einmal eine Rakete auf die an der Mittelmeerküste gelegene Stadt Aschkelon abgefeuert worden. An diesem Tag allerdings fand sie kein Ziel. Denn das neu eingeweihte Raketenabwehrsystem „Iron Dome“ (zu Deutsch: „Eisenkuppel“) neutralisierte zum ersten Mal einen angreifenden Flugkörper aus dem Gazastreifen. Um genau 17:16 Uhr, der damaligen Abschusszeit der Hamas-Rakete, feierte das israelische Militär am vergangenen Donnerstag den fünften Jahrestag des „Eisenkuppel“-Raketenabwehrsystems. Vor dem „Eisenkuppel“-System stellten die primitiven Raketen der Hamas aus dem Gazastreifen eine ungleich größere Gefahr für dichtbevölkerte Wohngebiete in Schussreichweite dar. Das Problem war, dass die Raketen nur wenige Sekunden in der Luft blieben und schwer für herkömmliche Verteidigungssysteme zu orten waren.

Aufbau und Funktion des „Eisenkuppel“-Systems

„Das ‚Eisenkuppel‘-System besteht aus drei Teilen: Kopf, Hand und Augen“, erklärt der ehemalige Brigadegeneral und Initiator des Systems, Daniel Gold, dem deutschen Nachrichtenmagazin „Focus“. Das Rechnersystem, also der Kopf, beobachte den Himmel. Bei Ortung einer Rakete durch Radar oder hochsensible Videokameras berechnet dann der Computer blitzschnell verschiedene Faktoren: Wo ist die Rakete gestartet, was für ein Raketentyp ist es und wie sieht die Flugbahn aus? „Das System ist intelligent konzipiert“, sagt Gold. Wenn die Rakete nicht in bewohntes Gebiet einschlage, sondern im Nirgendwo lande, werde auch keine Gegenmaßnahme eingeleitet. Die fahrbare Abschussbasis für die Abwehrraketen kann je nach Bedarf verlegt werden. Aktuell besitzt das israelische Militär zehn dieser Einheiten. Die von den Firmen „Rafael Advanced Defense Systems“ und „Israel Aircraft Industries“ entwickelten Batterien besitzen eine Raketenreichweite von bis zu 70 km. Mit „Augen“ meint Gold Raketen, die sich intelligent der jeweiligen Situation anpassen können. Ihnen ist einprogrammiert, die feindlichen Raketen so zu treffen, dass sie im Idealfall außerhalb von Städten zu Boden gehen. Zudem gibt es einen Kommandeur im Kontrollzentrum, die „Hand“, welche die Vorgänge überwacht. Gold unterscheidet bei den Betriebsarten des „Eisenkuppel“-Systems: Zum einen könne der Kommandeur entscheiden, wann der Knopf gedrückt werde. Da die Prozesse bei Raketenbeschuss allerdings so schnell passieren, kann das System wie ein Roboter auch vollautomatisch agieren. Das System kann auch gleichzeitig auf unterschiedliche Angriffe simultan reagieren.

Am Anfang glaubte niemand dran

Die israelische Tageszeitung „Yediot Aharonot“ fasst den Erfolg des Raketenabwehrsystems in einer Statistik zusammen: Die „Eisenkuppel“ hat demnach in fünf Jahren ungefähr 8.000 versuchte Raketenangriffe auf Israel aufgezeichnet. In mehr als 1.000 Fällen mussten Batterien eingreifen und Gegenmaßnahmen einleiten. Die Erfolgsquote für einen Abschuss habe in den fünf Jahren bei ungefähr 90 Prozent gelegen. Am Anfang glaubte nur der Initiator Daniel Gold an das eigene System. So erinnert sich jedenfalls der ehemalige Brigadegeneral an das Jahr 2004: „Ich war der Leiter der Forschungsabteilung im Verteidigungsministerium.“ Die Abteilung war auf der Suche nach einem System, das Raketen bereits in der Luft abfängt. Aber niemand habe daran geglaubt, dass so etwas technisch funktionieren könne. Bis in die höchsten politischen Ränge habe er Absagen gesammelt. „Israel ist eine Start-Up-Nation, wir machen Dinge möglich“, war Golds damalige Überzeugung. Er habe zuerst im Alleingang ohne offiziellen Auftrag entwickelt. Aus der israelischen Flugindustrie und aus Start-Up-Firmen rekrutierte er sich ein Team. Drei Jahre lang hätten 400 Männer und Frauen bei flacher Hierarchie und mit wenig Geld geforscht. Das Budget habe zu Anfang umgerechnet knapp 11 Millionen Euro betragen. Später habe die israelische Regierung das Forschungsprojekt mit insgesamt mehr als 178 Millionen Euro gefördert. Die USA beteiligten sich auch an der Finanzierung und treten heute bei Baukomponenten des „Eisenkuppel“-Systems als Co-Produzenten auf.

„Eisenkuppel“ über die Jahre stark verbessert

Eine „Eisenkuppel“-Verteidigungseinheit koste den Staat um die 50 Millionen Euro, weiß Gold. Einzelne Abwehrraketen könnten bis zu 90.000 Euro kosten. Im Preis-Leistungs-Verhältnis bezeichnet Gold das aber als günstig. Gerade weil durch das Verteidigungssystem die Wirtschaft ungestört funktioniert und Menschen gerettet werden. Stolz ist Initiator Gold auf die Robustheit der Konstruktion, weil sich das System dadurch an die Gefahren der Zukunft anpassen könnte. Das findet auch der aktuelle israelische Brigadegeneral Zvika Haimovich: „Das Raketenabwehrsystem hat sich in den vergangenen fünf Jahren stark verbessert.“ Mit Ausnahme des Namens habe sich alles verändert. Das System sei in den drei größeren Konflikten mit der Hamas in den vergangenen Jahren weiterentwickelt worden und damit viel effektiver als der Prototyp. Das Militär hat das „Eisenkuppel“-System in das Netz der anderen Abwehrsysteme Israels integriert und miteinander abgestimmt. Und mit der sogenannten „Davids Schleuder“, der neuen technischen Errungenschaft des Militär, soll der Abwehrring in diesem Jahr noch verstärkt werden. Dann sei es auch dank größerer Reichweite möglich, die Raketen schon direkt über Feindesland abzuschießen. Einen hundertprozentige Sicherheit kann Brigadegeneral Haimovich auch dann nicht garantieren. (mm)

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