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Waffengewalt unter Arabern beklagt

JERUSALEM (inn) – Unter dem Eindruck des Schussangriffes von Tel Aviv entbrennt in der Knesset eine Debatte um Gewalt im arabischen Sektor. Arabische Abgeordnete fordern, der Staat müsse stärker eingreifen.
Araber in Israel beklagen Waffengewalt in ihren eigenen Reihen
Der illegale Waffenbesitz im arabischen Sektor wird in den kommenden Jahren ein Zentralproblem der Sicherheitskräfte. Das hat der Minister für öffentliche Sicherheit, Gilad Erdan, am Mittwoch im Knesset-Ausschuss für Inneres und Umwelt betont. Das Gremium tagte aus Anlass des Schussangriffs eines Arabers in Tel Aviv am vergangenen Freitag, bei dem zwei Juden und ein Beduine getötet wurden.

Polizeimaßnahmen gefordert

Arabische Abgeordnete beklagten bei der Sitzung, dass die Waffengewalt unter Arabern schon länger ein Problem sei. Es werde jedoch nicht angegangen. „Wenn sich die Waffen gegen Mitglieder unserer Gemeinschaft richten, hört man nichts, aber wenn sie sich gegen Juden richten, wacht das ganze Land auf“, sagte Ahmad Tibi von dem arabischen Parteienbündnis „Vereinigte Liste“. Laut Tibi hat es seit dem Jahr 2000 im arabischen Sektor 1.100 Todesopfer durch Waffengewalt gegeben. „Diese enorme Zahl ist kaum zu fassen. Selbst wenn es die Hälfte wäre, wäre es schrecklich.“ Tibis Parteikollege Abu Arar kritisierte, Israel dürfe dem Problem nicht ausweichen. „Wenn es um alltägliche Dinge geht, bei denen wir Hilfe brauchen, ist der Staat schnell dabei, uns Autonomie und Unabhängigkeit zu geben. Bitte kommt und nehmt die Waffen, mit welchen akzeptablen Mitteln auch immer.“ Laut der Tageszeitung „Jerusalem Post“ beklagen arabische Führer seit Längerem, dass die israelische Polizei passiv bleibt, wenn es um Kriminalität bei Arabern geht. Dabei sei das ein verhältnismäßig großes Problem: Araber stellen etwa 20 Prozent der Bevölkerung, doch sind sie an 67 Prozent der Tötungsdelikte beteiligt; etwa 40 Prozent der Todesopfer sind Araber.

„Wilder Westen“ in Israel

Die israelische Polizei beklagt andererseits, dass Araber nicht genügend mithelfen. So gebe es etwa einen „Schweigekodex“ bei Verbrechen. Zudem meldeten sich zu wenige Araber für den Polizeidienst. Polizeivertreter Menachem Jitzchaki forderte, die Probleme einer Waffenrazzia nicht kleinzureden. „Niemand lässt seine Waffen neben dem Hauseingang liegen. Es ist nicht wie Pilzesammeln nach einem Regen.“ Der „Likud“-Abgeordnete David Beitan nannte vor diesem Hintergrund die Klagen seiner arabischen Kollegen „heuchlerisch“. „Wir sind nicht schuld daran, dass die Polizei ein gepanzertes Fahrzeug braucht, wenn sie in eine arabisches Dorf fahren will. Wir sind nicht schuld daran, dass der arabische Sektor der wilde Westen geworden ist.“ Abgeordete der Partei „Jesch Atid“ versuchten, das Problem in einem größeren Kontext zu verorten. So nannte die Abgeordnete Jael German Armut als eine Ursache: 66 Prozent der arabischen Familien lebten in Armut; 49 Prozent der Gefangenen seien Araber. „Wir können ihnen die Schuld geben, aber ich gebe unserer Gesellschaft die Schuld.“ Ihr Parteikollege Ja‘akov Peri meint, es gebe zu wenig Polizeistationen in arabischen Gebieten. „Das Problem hat nicht der gegenwärtige Regierungschef verursacht; es war jeder Regierungschef bislang. Jede Regierung hat den arabischen Sektor vernachlässigt“, meint der frühere Leiter des Inlandsgeheimdienstes Schabak. (df)

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