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Anschlag gegen Koexistenz

MA‘ALEH ADUMIM (inn) – Ein 16-jähriger Palästinenser hat am Mittwoch in einem Supermarkt im Westjordanland zwei Israelis mit einem Messer verletzt. Er wurde von einem Wachmann überwältigt. Jüdische und arabische Mitarbeiter des Geschäftes sind entsetzt.
Der Industriepark Mischor Adumim ist ein Ort der gelebten Koexistenz.
Der Industriepark „Mischor Adumim“ befindet sich nahe der Siedlung Ma‘aleh Adumim, östlich von Jerusalem. Er bietet Arbeitsplätze für zahlreiche Israelis und Palästinenser. Im Supermarkt der Kette „HaSchikma“ sind Juden und Araber angestellt. Am Mittwochnachmittag stach ein palästinensischer Jugendlicher mit einem Messer auf zwei Kunden ein. Sie erlitten leichte bis mittelschwere Verletzungen am Kopf und an der Hand. Der Angreifer schob einen Einkaufswagen und befand sich in der Nähe der Registrierkassen, als er das Messer ergriff. „Weil die Zweigstelle eine seltene Oase der Koexistenz zwischen Juden und Arabern ist, erregte seine Gegenwart keinen Verdacht“, schreibt die Tageszeitung „Yediot Aharonot“. Eines der Opfer versuchte, ihn zu überwältigen. Daraufhin rannte er zum Ausgang. Ein Wachmann außer Dienst, der im Büro des Premierministers arbeitet, wollte in dem Supermarkt Lebensmittel kaufen. Er forderte den Palästinenser zum Anhalten auf und schoss ihm ins Bein. Dadurch konnte er festgenommen und in Handschellen gelegt werden. Der Wachmann erhielt einen Glückwunschanruf von Regierungschef Benjamin Netanjahu. Doch er reagierte bescheiden: „Ich habe meine Pflicht getan. Ich danke denjenigen, die einen kühlen Kopf bewahrt haben und geholfen haben, den Terroristen auszuschalten.“ Er betrachte sich nicht als Helden. „Ich habe Glück gehabt“, fügte er hinzu. Die Polizei geht von einem Terroranschlag aus. Bislang hat sich keine Gruppe zu dem Angriff bekannt. Der mutmaßliche Attentäter stammt aus der Ortschaft Al-Asarija zwischen Jerusalem und Ma‘aleh Adumim, die auch unter dem Namen Bethanien bekannt ist. Israelische Sicherheitskräfte nahmen zwei weitere Palästinenser aus dem Dorf in Gewahrsam, die mit dem 16-Jährigen in den Supermarkt gekommen waren. Sie stehen im Verdacht der Beihilfe.

„Juden und Araber sind wie eine Familie“

Etwa zwei Stunden nach dem Vorfall war für die Kunden der Alltag wieder in den Laden eingekehrt. Die Angestellten hingegen sind schockiert. Mohammed Abdullah Skuri aus Al-Asarija sagte gegenüber „Yediot Aharonot“: „Sowohl Juden als auch Araber arbeiten in dem Geschäft. Wir sind wie Geschwister. Mehr als Geschwister. Wir wissen nicht, wie das ausgerechnet hier passieren konnte.“ Skuris Freund Mohammed Ibrahim äußerte die Hoffnung, die Beziehung zwischen arabischen Angestellten und jüdischen Kunden werde sich nicht ändern. „Ich arbeite seit zehn Jahren hier. Juden und Araber sind hier wie eine Familie. Ich sehe jeden Tag die gleichen Kunden und kenne sie besser als meine eigene Familie. Ich denke nicht, dass das unserer Beziehung schaden wird. Die Leute sind schlau genug, um zu begreifen, dass nicht alle Menschen gleich sind.“ Die jüdische Angestellte Leni Orkelinsky sagte: „Die Mitarbeiter hier sind sehr nett. Ich habe nie etwas Ungewöhnliches gesehen. Wir haben sehr gute Beziehungen.“ Sie rechne mit Spannungen, erwarte aber keine dauerhaften Folgen des Anschlages.

„Koexistenz muss bleiben“

Der Besitzer der Supermarktkette, Rami Levy, traf kurz nach dem Angriff in dem Laden ein. Er machte deutlich, dass sich an seiner Firmenphilosophie nichts ändern werde: „Manche Menschen haben ein Interesse daran, die Koexistenz zu zerstören. Aber wir werden sie nicht gewinnen lassen. Die Unholde, die das getan haben, wollen den Ort stilllegen. Sie behaupten, dass ich der größte Siedler in Israel sei, weil ich angeblich Zweigstellen auf ihrem Gebiet eröffnet habe.“ Zunehmende Aufforderungen, arabische Angestellte zu entlassen, kommentierte er mit den Worten: „Wir stellen Mitarbeiter ungeachtet von Religion, Rasse oder Nationalität an. Wir haben Gesetze in Israel. Genau wie ich nicht wollte, dass Frankreich oder andere europäische Länder sagen, sie werden keine Juden anstellen oder Juden keinen Zutritt gewähren, würde ich das hier nicht wollen.“ Auch der Bürgermeister von Ma‘aleh Adumim, Benny Kaschriel, rechnet mit Forderungen, dass Palästinenser von der Industriezone ausgeschlossen würden. Doch er werde gewährleisten, dass sie weiter dort arbeiten und ein anständiges Leben führen könnten, betonte er laut der Onlinezeitung „Times of Israel“.

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