Karen Yemima Muscara ist in Ecuador aufgewachsen. Dass sie von Juden abstammt, erfuhr sie erst spät. Ihre Vorfahren waren nach 1492 zwangsweise zum Katholizismus übergetreten. Nach dieser Entdeckung wollte die junge Frau Jüdin werden – und reiste dafür nach Israel.
Als am vergangenen Mittwoch ein palästinensischer Autofahrer in eine Menschengruppe an einer Jerusalemer Straßenbahnhaltestelle raste, erlitt Muscara schwere Kopfverletzungen. Am Donnerstag sorgte das israelische Außenministerium dafür, dass ihre Eltern nach Israel kommen konnten. Die Ecuadorianerin ist nach dem drei Monate alten Baby Chaya Zissel Braun das zweite Todesopfer des mutmaßlichen Terroranschlags.
Muscara wurde auf dem Ölberg beigesetzt. Der Jerusalemer Bürgermeister Nir Barkat sagte bei der Trauerfeier laut der Tageszeitung „Ma‘ariv“: „Sie war eine feine Seele und eine friedliebende Person, die darum kämpfte, Jüdin zu werden. Wie viele vor ihr hat auch sie sich in Jerusalem verliebt. Vor sieben Monaten schloss sie sich uns an, und heute Nacht, mit unfassbarem Schmerz, verabschiedete sie sich von uns. Als Bürgermeister Jerusalems sage ich, dass die Lage nicht so bleiben wird. Es kann nicht sein, dass diejenigen, deren Leben völlig dem Frieden gewidmet ist, Opfer derjenigen werden, die den Tod preisen.“ Barkat dankte allen, die der Verstorbenen bei der Konversion zur Seite gestanden hatten.
Hunderte Trauergäste kamen zu der Trauerfeier um Mitternacht. Auf Bitte der Polizei hatten die Angehörigen die Beisetzung verschoben, damit sie nicht gleichzeitig mit der Bestattung des mutmaßlichen Attentäters stattfand. Sicherheitskräfte hatten ihn erschossen, als er von der Haltestelle fliehen wollte. Der Palästinenser wurde am Sonntagabend auf dem muslimischen Friedhof außerhalb der Altstadt begraben.