JERUSALEM / WASHINGTON (inn) – Als erster israelischer Politiker hat Oppositionsführer Jair Lapid (Jesch Atid-Telem) dem demokratischen US-Präsidentschaftskandidaten Joe Biden zum Wahlsieg gratuliert. Er bezeichnete es am Samstag als „feige und beschämend“, dass die Führung schweige. Dies schade israelischen Interessen. „Wenn der französische Präsident, die deutsche Kanzlerin und der britische Premierminister es können, dann könnt ihr es auch“, ergänzte Lapid laut der Onlinezeitung „Times of Israel“.
Zum Auftakt der wöchentlichen Kabinettssitzung am Sonntag äußerte dann auch Premier Benjamin Netanjahu (Likud) seine Glückwünsche für Biden und dessen zukünftige Vizepräsidentin Kamala Harris: „Ich habe nun seit fast 40 Jahren eine lange und warme Verbindung zu Joe Biden, und ich kenne ihn als großen Freund des Staates Israel.“ Er sei sicher, dass mit den beiden Politikern die Zusammenarbeit weitergehen werde.
Dem scheidenden Präsidenten Donald Trump dankte Netanjahu „für die große Freundschaft, die er dem Staat Israel und mir persönlich erwiesen hat“. Dabei verwies er auf die Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt und der israelischen Souveränität auf den Golanhöhen. Zudem würdigte er die klare Haltung gegenüber dem Iran und die historischen Friedensabkommen mit arabischen Ländern, die durch die Vermittlung von Trumps Regierung zustande kamen.
Rivlin lädt Biden nach Jerusalem ein
Verteidigungsminister Benny Gantz (Blau-Weiß) schloss sich den Glückwünschen an. Auch er dankte Trump für „positive Schritte“ im Nahen Osten. Außenminister Gabi Aschkenasi (Blau-Weiß) gratulierte Biden und Harris ebenfalls zum Wahlsieg.
Staatspräsident Reuven Rivlin sprach am Sonntag in einer Videobotschaft eine Einladung an Biden aus – und erinnerte an dessen Israelbesuch 2016: „Gewählter Präsident, ich durfte Sie als Vizepräsidenten in Jerusalem empfangen und freue mich darauf, Sie als Präsidenten der Vereinigten Staaten in Jerusalem zu empfangen. Als langjähriger Freund Israels werden Sie jetzt der Anführer der freien Welt und von Israels engstem und wichtigstem Verbündeten sein.“ Trump dankte er für vier Jahre Partnerschaft.
Abbas und Hamas erfreut über Bidens Wahlsieg
Glückwünsche kamen auch aus der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA). Präsident Mahmud Abbas (Fatah) rief Biden am Sonntag dazu auf, die Beziehung zwischen den Palästinensern und den USA zu stärken. Die PA hatte diese in Trumps Amtszeit unter anderem wegen des Ärgers über den Botschaftsumzug nach Jerusalem eingefroren. Der neue Präsident solle nach „Frieden, Stabilität und Sicherheit“ in Nahost streben, forderte Abbas.
PA-Premierminister Mohammed Schtaje (Fatah) sagte, die palästinensische Führung sei bereit für sofortige gemeinsame Aktivität mit den USA, wenn ihre Bedingungen erfüllt würden. Sie freuten sich auf konstruktive bilaterale Beziehungen, „um gerechten und dauerhaften Frieden im Rahmen von zwei Staaten zu erlangen und die israelische Besatzung zu beenden“.
Auch die radikal-islamische Hamas reagierte erfreut auf das Wahlergebnis. Der Führer der Terrorgruppe, Ismail Hanije, forderte am Samstagabend Biden dazu auf, Trumps „ungerechte Politik zu korrigieren“.
Saudi-Arabien äußerte am Sonntag ebenfalls Glückwünsche an Biden und Harris. König Salman betonte die „engen historischen Beziehungen“ der beiden Länder, die jeder in allen Bereichen stärken und weiterentwickeln wolle. Zuvor hatten bereits die Vereinigten Arabischen Emirate, Bahrain, Kuwait, der Oman, Katar und der Irak gratuliert. Auch aus dem Sudan, dem Libanon, Jordanien und Ägypten gab es Glückwünsche für den demokratischen Wahlsieger.
Von: eh