VALETTA (inn) – Die Witwe des verstorbenen Palästinenserführers Jasser Arafat, Suha Arafat, hat sich bei den Vereinigten Arabischen Emiraten dafür entschuldigt, dass einige ihrer Landsleute Flaggen der Emirate verbrannt haben. Nun wird sie deshalb von Palästinenservertretern angefeindet. Sollten die verbalen Attacken gegen die Arafat-Familie nicht aufhören, werde sie schmutzige Details über Angehörige der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) veröffentlichen, droht Arafat in einem Gespräch mit dem israelischen Fernsehsender „Kan“.
Am 21. August schrieb Arafat bei Instagram, sie entschuldige sich „im Namen aller edlen Palästinenser“ beim Volk und bei der Führung der Emirate „für die Entweihung und das Verbrennen ihrer Flagge in Jerusalem und Palästina und für die Beleidigung der Symbole der geliebten VAE“. Die Emiratis seien ein großzügiges und freundliches Volk, das die Palästinenser immer willkommen geheißen habe. Sie forderte die Palästinenser auf, sich die Geschichte genau anzuschauen, um zu erfahren, wie die Emirate die Palästinenser und ihre Sache in der Vergangenheit unterstützt haben und noch unterstützten. Nach Bekanntwerden der Einigung zwischen Israel und den VAE hatten einige Palästinenser bei Protesten Flaggen der Emirate und Bilder von Abu Dhabis Kronprinz Mohammed Bin Sajed verbrannt.
Anschuldigungen gegen Abbas‘ Privatsekretär
Seit ihrem Instagram-Eintrag werde sie von Vertretern der PA in den sozialen Netzwerken angefeindet. „Es gibt Anweisungen, mich als Verräterin darzustellen“, sagte Arafat laut der Zeitung „Times of Israel“ gegenüber „Kan“. Diese Anweisungen kämen vom Privatsekretär des Präsidenten, Intisar Abu Amara. Dieser liefere dem PA-Präsidenten Mahmud Abbas falsche Informationen.
Arafat, die derzeit auf Malta lebt, äußerte auch Kritik an der Autonomiebehörde für ihre negativen Reaktionen auf die Einigung zwischen Israel und den Emiraten. Die Palästinenserführung in Ramallah hatte unter anderem von Verrat gesprochen und die VAE aufgefordert, von dem Abkommen zurückzutreten. „Wenn Jasser Arafat am Leben wäre, würde er zu Mohammed Bin Sajed gehen und sagen: ‚Komm, Mohammed Bin Sajed, hilf mir mit (dem israelischen Premierminister Benjamin) Netanjahu. Ich kann nicht mit ihm umgehen.‘ Aber einem arabischen Land zu sagen, es sei ein Verräter? Genug mit den Sprüchen. Wir arbeiten selbst mit Israel zusammen, mit (den Geheimdiensten) Schabak und Mossad.“
Auch Anfeindungen gegen Suha Arafats Bruder
Nicht nur sie, auch ihr Bruder Dschibran al-Tawil, werde von PA-Vertretern angegriffen. Als Gesandter der Palästinenser auf Zypern habe er sich geweigert, dort Protestaktionen gegen die VAE zu organisieren. Daraufhin sei er von der PA einbestellt worden. Die Witwe forderte Abbas auf, sie und ihre Familie zu schützen. Sie glaube nicht, dass Abbas selbst für die Angriffe verantwortlich sei. Vielmehr seien dies Berater und Politiker aus dem Umfeld des Präsidenten. „Ich liebe Abu Masen, aber diejenigen, die um ihn sind, wollen die Arafat-Familie zerstören“, sagte die Witwe über Abbas, der – nach seinem ersten Sohn benannt – auch Abu Masen genannt wird.
Dem Bericht zufolge äußerte sie auch die Sorge, dass die monatlichen Zahlungen von umgerechnet rund 10.000 Euro, die sie von der Autonomiebehörde erhält, angetastet werden könnten. „Sollte uns jemand ein Haar krümmen, dann mache ich die PA dafür verantwortlich“, drohte Arafat. Sie fügte hinzu: „Wenn sie mir die Pforten der Hölle öffnen wollen, dann werde ich auch ihnen die Pforten der Hölle öffnen. Ich habe Jassers persönliches Tagebuch. Er hat über jeden von ihnen geschrieben. Wenn ich auch nur einen kleinen Auszug von dem veröffentliche, was Jasser geschrieben hat, werden sie dem Volk ausgesetzt sein.“
Suha Arafat wurde 1963 in eine christliche, liberale palästinensische Familie in Jerusalem geboren. Im Alter von 27 Jahren heiratete sie den damals 61-jährigen Jasser Arafat und konvertierte zum Islam. Da Arafat stets beteuert hatte, er könne nur mit „Palästina“ verheiratet sein, wurde die Ehe zunächst geheimgehalten. Später bezeichnete sie die Heirat als Fehler. Vom Großteil der palästinensischen Führung wurde Suha Arafat nie akzeptiert. Regelmäßig gibt es Anfeindungen zwischen ihr und hochrangigen Vertretern der Autonomiebehörde.
Von: dn