JERUSALEM / WASHINGTON (inn) – Die USA halten Israel an, mit der Annexion langsam zu machen. Das geht aus Berichten über ein Videogespräch vom Montag zwischen dem israelischen Premier Benjamin Netanjahu und dem amerikanischen Regierungsberater Jared Kushner hervor. Netanjahu habe am Folgetag Bürgermeistern von Siedlungen mitgeteilt, die USA seien „nicht mehr so enthusiastisch“.
Teilnehmer des Siedlertreffens teilten laut der Onlinezeitung „Times of Israel“ mit, dieses sei „hitzig“ verlaufen. Ein Kritikpunkt ist, dass laut dem im Januar vorgestellten US-Plan 15 Siedlungen als Enklaven in einem zukünftigen palästinensischen Staat existieren würden. Netanjahu betonte bei dem Treffen, er sei dem Trump-Plan verpflichtet, sofern die Palästinenser ihre Gegnerschaft dazu aufgeben. Der Vorsitzende des Siedlungsrates Beit El, Schai Alon, sagte der Nachrichtenseite „Arutz Scheva“ nach dem Treffen, er rechne nicht mehr mit einer Annexion im Juli. Er hoffe aber, dies geschehe vor den US-Wahlen am 3. November.
Zweigleisiger Vorgang
Die Annexion gehört zum Programm der neuen Regierung. In den vergangenen Wochen hatten sich zahlreiche Staaten, darunter etwa Frankreich oder Jordanien, gegen diesen Schritt ausgeprochen. Der jordanische Außenminister Ajman Safadi wiederholte am Dienstag die Drohung, eine Annexion würde „schwerwiegende Folgen“ haben. Am Dienstag warnte auch die norwegische Außenministerin Ine Marie Eriksen Söreide Israel vor dem Schritt. Norwegen leitet derzeit den 1993 gegründeten UN-Verbindungsausschuss für Spenden, die an die Palästinenser gehen (AHLC).
Israel bereitet die Annexion indes weiter vor. Am Montag wies Verteidigungsminister Benny Gantz (Blau-Weiß) die Armee an, sich auf mögliche Szenarien in diesem Zusammenhang vorzubereiten. Einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht des Radiosenders „Reschet Bet“ zufolge will Netanjahu seinen eigenen Annexionsplan der Knesset zur Abstimmung vorlegen. Grundlage sei der US-Plan, doch anders als dieser sehe Netanjahus Plan keinen palästinensischen Staat vor. Netanjahus Büro teilte dazu mit, der Premier „setzt sich für Verhandlungen auf Grundlage des Trump-Plans ein und macht zugleich mit seinem Souveränitätsplan weiter“.
Von: df