RAMALLAH (inn) – Israels Verteidigungsminister Benny Gantz hat den Muslimen im Land für ihre Zurückhaltung während des Fastenmonats Ramadan in der Corona-Krise gedankt. Es habe keine Massengebete gegeben. Die kollektive Verantwortung der muslimischen Bürger habe sich ausgezahlt, schrieb Gantz auf Arabisch bei dem Kurznachrichtendienst Twitter. Er wünschte allen Muslimen in Israel ein frohes Fest des Fastenbrechens.
Das dreitägige Fest, Eid al-Fitr, markiert das Ende des Fastenmonats Ramadan. Auch Israels Staatspräsident Reuven Rivlin grüßte die Muslime anlässlich der Feiertage. In einer Videobotschaft lobte er die arabisch-muslimischen Führer im Land, die zur Eindämmung des Virus und der Sorge um Gesundheit und Sicherheit aller Israelis beigetragen haben.
Der neue Außenminister Gabi Aschkenasi schloss sich den Gratulanten an. Er wünschte allen Muslimen in Israel und weltweit ein gesegnetes und friedliches Eid al-Fitr.
Der palästinensische Präsident Mahmud Abbas äußerte in seiner Festansprache die Hoffnung, das kommende Jahr möge zur Gründung eines Palästinenserstaates mit Ostjerusalem als Hauptstadt führen.
Unterdessen sah sich die Palästinensische Autonomiebehörde (PA) am Sonntag gezwungen, einige Beschränkungen anlässlich der Corona-Krise zurückzunehmen. In Teilen des Westjordanlandes hatten Palästinenser am Wochenende mitunter gewaltsam demonstriert und die Erlaubnis gefordert, zum Eid al-Fitr in den Moscheen beten zu dürfen. Das Gebet ist eine der wichtigsten religiösen Pflichten an dem Fest.
„Mini-Intifada“ gegen Corona-Beschränkungen
Die PA hatte in der vergangenen Woche angeordnet, Moscheen und die meisten Geschäfte während der Festtage geschlossen zu halten. Aufgrund der Proteste ließ die Behörde jedoch einige Moscheen in Hebron, Nablus, Tulkarm, Bethlehem und Dschenin für Gebete wieder öffnen. An anderen Orten waren die Gläubigen weiterhin angehalten, öffentliche Plätze oder Fußballstadien für das Gebet zu nutzen.
Im Flüchtlingslager Deheische bei Bethlehem brachen Demonstranten die Tür zu einer Moschee auf, um in dem Gebäude beten zu können. Ein Einwohner Hebrons, Abdullah Dschulani, sprach von einer „Mini-Intifada gegen die harten Beschränkungen durch die palästinensische Regierung“. „Die Menschen empfinden diese Maßnahmen als übertrieben. Wenn Menschen in Einkaufszentren gehen dürfen, warum können sie dann nicht in ihren Moscheen beten?“, fragte der Palästinenser.
Ein Verkäufer aus Bethlehem, Bilal al-Hadsch, begrüßte die Lockerungen nach den Protesten. Er sagte gegenüber der Zeitung „Jerusalem Post“: „Viele Geschäfte in der Stadt öffneten am Samstagabend trotz des Lockdowns. Die wirtschaftliche Lage hier ist sehr schlecht, denn Bethlehem war seit Beginn der Corona-Krise abgeriegelt.“
In Jerusalem blieb die Al-Aqsa-Moschee durch die islamische Behörde Waqf geschlossen. Die israelische Polizei löste eine illegale Demonstration gegen die Schließung auf.
Schtaje kündigt Ende der Einschränkungen an
Am Montag kündigte der palästinensische Premierminister Mohammed Schtaje an, die Beschränkungen im Westjordanland schrittweise aufzuheben. Dies sei möglich, da die Pandemie in den Gebieten relativ glimpflich verlaufe. So sollen öffentliche Verkehrsmittel wieder eingesetzt sowie Moscheen, Kirchen, Geschäfte, Parks, Restaurants und Cafés schrittweise geöffnet werden. Sollten die Infektionen jedoch wieder steigen, müssten die Einschränkungen erneut verhängt werden, warnte Schtaje laut der Nachrichtenagentur dpa.
Von: dn