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Palästinenser stellen Zusammenarbeit mit Israel in Frage

Israelis und Palästinenser arbeiten gegen die Pandemie im Moment eng zusammen – das bestätigen beide Seiten. Doch die PA beschuldigt Israel weiterhin, aktiv und passiv zur Verbreitung des Coronavirus beizutragen.
Wie es sich in Zeiten von Corona gehört: PA-Premier Schtaje trifft Botschafter per Videokonferenz

JERUSALEM / RAMALLAH (inn) – In den palästinensisch verwalteten Gebieten werden Kontaktbeschränkungen, die eine Ausbreitung des Coronavirus verlangsamen sollten, gelockert. Der Premierminister der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA), Mohammed Schtaje, verkündete dies am Montag während einer Pressekonferenz in Ramallah. Demnach dürfen Betriebe zu 50 Prozent ihrer bisherigen Arbeitslast zurückkehren. Kirchen und Moscheen bleiben hingegen geschlossen.

Zudem dürfen Palästinenser, die in Israel arbeiten, vorerst nicht in die Autonomiegebiete zurückkehren, bis ein gemeinsames Kontrollsystem gefunden ist. Laut der PA haben sich 79 Prozent der infizierten Palästinenser bei Arbeiten in Israel angesteckt. Vergangene Woche behauptete PA-Sprecher Ibrahim Milhem: „Die Israelis nehmen die Schutzmaßnahmen nicht ernst, weil sie Geld lieben und die Produktion am Laufen halten wollen.“ Die PA hatte zur Rückkehr der zwischen 45.000 und 120.000 palästinensischen Arbeiter in Israel aufgerufen, doch viele zogen es vor, für längere Zeit in Israel zu bleiben. Die PA wirft Israel vor, sie nicht ausreichend zu schützen und dann ohne Kontrollen in die Autonomiegebiete zu lassen.

Hamas gibt Israel im Voraus die Schuld

Dabei hatte die enge Zusammenarbeit zwischen Israelis und Palästinensern in der Krise kürzlich noch die Vereinten Nationen zu einem Lob bewegt: Diese sei „exzellent“ und „beispiellos“. Israel hatte gar zugestimmt, umgerechnet 130 Millionen Euro an Steuereinnahmen für die Palästinenser im Voraus zu überweisen, um finanzielle Engpässe abzuwenden.

Nachdem der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu und sein Rivale Benny Gantz jedoch am Montag einen Koalitionsvertrag unterschrieben, der eine Knesset-Abstimmung über eine Annexion von Teilen des Westjordanlandes vorsieht, fährt die palästinensische Führung die Kooperation rhetorisch herunter. Die Eindämmung des Coronavirus lenke „Palästina“ nicht von seinem Hauptziel ab, die Besatzung zu beenden, sagte Präsident Mahmud Abbas laut der palästinensischen Nachrichtenagentur WAFA am Montag.

Die im Gazastreifen regierende Hamas macht Israel bereits vorsorglich für einen eventuellen Ausbruch des Virus innerhalb ihrer Grenzen verantwortlich: „Israel würde die Verantwortung für einen Ausbruch des Coronavirus im Gazastreifen tragen. Es muss Hilfslieferungen erleichtern und selbst medizinische Ausrüstung schicken.“

Türkei neuer Brennpunkt der Krise

Die israelische Regierung erwägt nach einer einstweiligen Lockerung der Ausgangsbeschränkungen für seinen Unabhängigkeitstag am 29. April wieder ein Ausgangsverbot. Es wäre dazu gedacht, Versammlungen wie die beliebten Grillfeiern zu unterbinden. Zuvor hatte die Regierung bereits am Anfang und Ende der Passah-Woche zu der Maßnahme gegriffen.

Am heutigen Dienstag meldet Israel 13.883 Corona-Infizierte, von denen 113 beatmet werden müssen. Bisher sind 4.353 Patienten wieder genesen, 181 sind gestorben. Unter den Genesenen ist auch Gesundheitsminister Ja’akov Litzman.

In den palästinensisch verwalteten Gebieten gibt es 461 bestätigte Erkrankungen. Inzwischen sind 72 Personen wieder gesund und vier sind gestorben.

Im Nahen Osten hat die Türkei den Iran als Epizentrum abgelöst. Dort weiß man zur Zeit von 82.300 Infektionen, der Iran meldet 81.000.

Von: tk

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