JERUSALEM (inn) – Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu hat auf dem „Christlichen Mediengipfel“ in Jerusalem die Bedeutung der christlich-israelischen Freundschaft hervorgehoben. Anders als zuvor angekündigt, begrüßte er seine internationalen Gäste im „Museum der Freunde Zions“ zu Beginn der Konferenz zwar nur über eine Videoleinwand, dennoch war ihm anzumerken, dass ihm der Mediengipfel sehr wichtig war. Israel habe keine besseren Freunde in der Welt „als unsere christlichen Freunde“, betonte er in seinem Grußwort am 3. November.
Das Programm beinhaltete erstmalig auch separate Veranstaltungen für den christlichen Nachwuchs in der Medienwelt. Insbesondere die Vernetzung der jungen Leute untereinander stand im Mittelpunkt. Es gab aber auch Zeit, sich als Journalist auszuprobieren. So bestand eine Aufgabe für die Nachwuchsjournalisten darin, in der Altstadt Jerusalems miteinander und mit fremden Menschen kurze Interviews zu führen und diese mit dem Smartphone aufzuzeichnen. Die so entstandenen Videos wurden von der israelischen Nachrichtenagentur TPS bearbeitet, geschnitten und den Konferenzteilnehmern gezeigt.
Gemeinsam gegen Israels Feinde
In den Konferenz-Referaten drehte es sich oft um Israels nicht-militärische Feinde. So sagte Netanjahus stellvertretender Sicherheitsberater für Außenpolitik, Reuven Asar, dass der „Kampf“ gegen die anti-israelische BDS-Bewegung bedeutsam sei. Die Rückkehr der Juden nach Judäa und Samaria sei kein Fluch, sondern „ein Segen für alle Bewohner der Region“ und die „Erweckung des jüdischen Volkes im Land Israel eine göttliche Verheißung“. Wer einen Rückzug jüdischen Lebens aus dieser Region fordere, stehe für „Zerstörung und Chaos“. Asar verwies auf die Situation im Gazastreifen und appellierte an die Anwesenden: „Helft uns, Boykotte zu bekämpfen. Sie sind ungerecht und sie verletzen uns. Noch mehr verletzen sie aber unsere Nachbarn“. Wer Israel segne, werde selbst gesegnet.
Auf die Frage, wie Israel den US-Wahlkampf verfolgt, gab sich der Sicherheitsberater diplomatisch. Die Regierung werde mit jeder gewählten US-Regierung zusammenarbeiten und keinerlei Einfluss auf die Wahl nehmen. Allerdings werde man sich mit seinen Freunden entschieden gegen die umstrittene anti-israelische Boykottbewegung BDS und Antisemitismus der politisch Linken stellen.
Die Sonderbeauftragte der Vereinten Nationen für Menschenrechte und Antisemitismus, Laurie Cardoza Moore, sieht vor allem Christen in einer besonderen Rolle. Wo Israel delegitimiert werde, delegitimiere man auch den christlichen Glauben. Daher sei Schweigen keine Option. Vielmehr wünsche sie sich, dass „wir als Christen die Wahrheit über Israel sagen und gegen Lügner angehen“. Diese Wahrheit stehe in Gottes Wort.
„Wir brauchen einen palästinensischen Willy Brandt“
Das ehemalige Knesset-Mitglied Einat Wilf thematisierte in ihrem Vortrag das UN-Hilfswerk für Palästina-Flüchtlinge in Nahost (UNRWA). Die UNRWA führe gegen Israel einen „Krieg der Rückkehr“. In der Vergangenheit hätten die Palästinenser genügend Möglichkeiten gehabt, einen eigenen Staat zu gründen. Alle Vorschläge hätten sie jedoch abgelehnt, denn man wolle einen Staat vom „Fluss (Jordan) bis zum Meer“, ohne jüdische Präsenz. Da dieses Ziel militärisch nicht umsetzbar ist, nutze man die UNRWA. Laut deren Statuten ist der Flüchtlingsstatus vererbbar. Deswegen gebe es mittlerweile 5,5 Millionen palästinensische Flüchtlinge. 1948 waren es 700.000. Diese Definition des Flüchtlingsstatus sei weltweit einmalig und nicht nachvollziehbar – der Rückkehrwunsch verstoße außerdem gegen internationales Recht, erklärte die Politikexpertin. Wilf hoffe auf einen „palästinensischen Führer wie Willy Brandt“. Der ehemalige Bundeskanzler verzichtete 1970 gegenüber Polen auf Gebietsansprüche und auf den Rückkehrwunsch deutscher Vertriebener im Zweiten Weltkrieg.
Am Abend stand ein Besuch des Schalva-Zentrums auf dem Programm. Die gemeinnützige Organisation kümmert sich um Menschen mit Behinderungen und deren Familien. Die 1990 von Kalman Samuels gegründete Organisation betreut wöchentlich tausende Menschen, entwickelt Therapielösungen und versucht, Menschen mit Behinderung besser in die Gesellschaft zu integrieren. Abschließend gab die Schalva-Band ein Konzert. Sie trat bereits im Rahmen des Eurovision Songcontests 2019 in Tel Aviv auf.
Israels Feinde begehen „doppeltes Kriegsverbrechen“
Der vorletzte Tag des Mediengipfels war ganz dem Golan gewidmet. Nach einem „Abstecher“ an die syrische Grenze, inklusive Präsentation zweier Kampfpanzer, wurden die Journalisten vom Internationalen Sprecher der israelischen Armee, Jonathan Conricus, in Sicherheitsfragen informiert. Dabei unterstrich dieser vor allem die Gefahr, die vom Iran ausgehe. Teheran versuche besonders, in Syrien Militärbasen zu errichten. Im Libanon sei dies bereits durch die Hisbollah-Miliz geschehen. Dass dieser Verstoß gegen die UN-Resolution 701 keine Sanktionen nach sich ziehe, sei nicht akzeptabel.
Die Resolution verbietet nicht-staatliche militärische Einheiten im Libanon. Dennoch lagere die Hisbollah mehr als 100.000 Raketen im Süden des Landes – mehr, als die meisten europäischen Staaten besäßen. Somit mache sich die Hisbollah „eines doppelten Kriegsverbrechens“ schuldig, erklärte Conricus. Zum einen sei sie eine Gefahr für die israelische Zivilbevölkerung und auf der anderen Seite nutze sie das libanesische Volk als Schutzschild. Trotz aller Gefahren an Israels Grenzen sei das Land allerdings sehr gut aufgestellt. Israel sei in der Lage, sich und seine Bevölkerung zu schützen.
Ein Besuch der „Trump Heights“ und einer Proklamations-Zeremonie standen ebenfalls auf dem Programm. Nach Gebeten von Bischof Robert Stearns, Rabbiner Aharon Eisental und dem geistlichen Oberhaupt der Drusen, Scheich Abu Salach, unterzeichneten die drei und alle Teilnehmer des Mediengipfels ein gemeinsames Gebet für die Sicherheit der Golanhöhen.
„Wir sind bereit zu teilen“
Am letzten Tag des viertägigen Gipfels besuchten die Medienvertreter Staatspräsident Reuven Rivlin in dessen Amtssitz in Jerusalem. Das Staatsoberhaupt sprach über die unmittelbare Verbindung zwischen dem jüdischen Volk und dem Land. „Wir sind in unsere Heimat zurückgekehrt. Wir haben nicht ihre Heimat genommen.“ Diese Wahrheit müsse man erkennen. US-Präsident Donald Trump habe dies mit der Botschaftsverlegung getan. Israel sei „bereit zu teilen“. Dennoch brauche es Zeit, um in Koexistenz mit den Palästinensern zusammenzuleben.
Abschließend warnte der Staatspräsident vor den größten Bedrohungen, denen Israel und das jüdische Volk ausgesetzt seien: Antisemitismus und Antizionismus, den Rivlin als Antiisraelismus bezeichnete. Dass diese Phänomene weltweit weiter anstiegen, lasse sich nur mit Bildung bekämpfen, erklärte der Staatschef. Stolz sei er, dass in Israel Christen in Freiheit leben. Er wolle sich weiterhin bemühen, „die Freiheit der Anbetung und die Achtung von heiligen Stätten zu fördern“. Schließlich werde der „christliche Zustrom sowohl für Israel als auch für Palästinenser gut sein“.
Tränen der Reue
Vor Rivlins Rede sorgte der Öffentlichkeitsdirektor der deutschen Organisation „Initiative 27. Januar“, Josias Terschüren, für einen emotionalen Moment. Er sei zwar nicht für das verantwortlich, was sein Volk während des Holocaust getan habe, wohl aber für die Zukunft und den Umgang mit dieser Vergangenheit. Terschüren zitierte dazu Jesaja 60,14:
„Es werden gebückt zu dir kommen, die dich unterdrückt haben und alle, die dich gelästert haben, werden niederfallen zu deinen Füßen und dich nennen ,Stadt des Herrn‘, ,Zion des Heiligen Israels‘.“
Anschließend kniete sich Terschüren nieder, entschuldigte sich im Namen Deutschlands und versprach, dass man zukünftig an der Seite des jüdischen Volkes und Staates Israels stehen wolle.