JERUSALEM (inn) – Das israelische Verkehrsministerium startet ein Pilotprogramm für bessere Autonutzung. Die Fahrer können dadurch bis zu 500 Euro im Jahr „verdienen“: Sie bekommen zunächst umgerechnet 1.120 Euro gutgeschrieben. Unerwünschtes Verhalten, wie etwa Fahren zu den Stoßzeiten, wird mit Geldabzug „bestraft“. Erwünschtes Verhalten, wie das Fahren in Gemeinschaft, wird dagegen mit zusätzlichem Geld belohnt. Am Jahresende dürfen die Teilnehmer behalten, was übrig bleibt, solange es 500 Euro nicht übersteigt.
Ein ähnliches Programm hatte das Verkehrsministerium 2013 getestet. Damals sind dadurch 400 der 1.200 Teilnehmer 16 Prozent weniger zu den Stoßzeiten Auto gefahren. Verkehrsminister Israel Katz war eigentlich gegen eine Neuauflage des Projekts und wollte stattdessen lieber öffentliche Verkehrsmittel fördern und mehr Straßen bauen. Die Regierung hat nun entschieden, das eine zu tun und das andere nicht zu lassen.
Entfaltung in mehreren Stufen
In einer ersten Phase rekrutiert das Ministerium zunächst 500 Fahrer aus dem ersten Projekt. Mit ihnen wird zunächst drei Monate lang geprüft, ob die Technik funktioniert. Sie muss präzise erfassen können, wo sich der Nutzer mit seinem Fahrzeug wie lange bewegt. In der nächsten Phase werden die Autos von 4.500 Freiwilligen damit ausgerüstet. Wenn das alles klappt, soll im August die letzte Phase beginnen, in der jeden Monat 5.000 neue Teilnehmer dazukommen, bis schließlich insgesamt 100.000 Autofahrer mitmachen.
Israel ächzt schon lange unter täglichen Staus. Laut dem Technik-Magazin „CTech“ ist die Zahl der Autos auf den Straßen zwischen 2000 und 2017 um 84 Prozent gestiegen. Das Straßennetz wuchs dagegen nur um 45 Prozent. Die Verkehrsgeschwindigkeit in Tel Aviv rangiert zwischen 45 und 20 Kilometern pro Stunde. Im Gegensatz zu vielen anderen Großstädten hat Tel Aviv keine U-Bahn, die Abhilfe schaffen könnte. Es befindet sich zwar eine Linie im Bau, doch bis sie fertig ist, dürften noch einige Jahre verstreichen. In der Zwischenzeit müssen für die Arbeiten Straßen gesperrt werden, was die Lage noch verschärft.
Von: tk