JERUSALEM (inn) – Der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro hat am Sonntag angekündigt, eine Handelsmission mit diplomatischem Status in Jerusalem zu eröffnen. Die Ankündigung machte er im Rahmen eines Staatsbesuches in Israel. Der israelische Premier Benjamin Netanjahu begrüßte dies und ergänzte: „Ich hoffe, das ist der erste Schritt zu einer Eröffnung der brasilianischen Botschaft in Jerusalem.“
Bolsonaro hatte nach seinem Wahlsieg Ende Oktober in einem Tweet vom 1. November sein Wahlkampfversprechen bekräftigt, die Botschaft nach Jerusalem verlegen zu wollen. Zuletzt äußerte er sich jedoch zurückhaltender zu diesem Thema. „(US-Präsident Donald) Trump hat neun Monate gebraucht, um den Umzug der Botschaft zu beschließen“, sagte er am Donnerstag auf einer Gedenkveranstaltung in Brasília.
„Partnerschaft der Werte spürbar“
Israel ist die erste Reisestation Bolsonaros außerhalb Südamerikas. Der Besuch war von Herzlichkeit geprägt. Netanjahu empfing den Präsidenten bereits am Flughafen. Er lobte ihn für seinen „tiefen Glauben in unser gemeinsames Erbe“. Bolsonaro wie auch seine Frau Michelle verstehen sich als Christen. Am Abend lud er den Gast zum Dinner in seine Residenz ein.
Zudem nannte Netanjahu den brasilianischen Außenminister Ernesto Araújo sowie den Senator Flávio Bolsonaro, die zur brasilianischen Delegation gehörten, „treue Freunde Israels“. Flávio Bolsonaro ist der Sohn des Präsidenten.
Die beiden Länder vereinbarten eine Reihe von Abkommen, unter anderem im Bereich der Wasserwirtschaft und der Cybersicherheit. „Aber das wichtigste Abkommen ist das Abkommen des Herzens. Wir spüren eine Partnerschaft der Werte und der Ansichten in allen Bereichen“, betonte Netanjahu laut Mitteilung des Außenministeriums.
Bereits bei einem Besuch Netanjahus zum Amtsantritt Bolsonaros zur Jahreswende riefen die beiden Staatsmänner eine „neue Ära“ der Beziehungen zwischen den beiden Ländern aus. Nach seiner Vereidigung ging Bolsonaro als erstes auf Netanjahu und seine Frau Sara zu, um Glückwünsche in Empfang zu nehmen.
Palästinenser: Verletzung internationalen Rechts
Das palästinensische Außenministerium verurteilte das Vorhaben Brasiliens „auf das Schärfste“. Es handele sich um eine „Verletzung internationalen Rechts“ und eine „direkte Aggression gegen das palästinensische Volk“, hieß es laut der palästinensischen Nachrichtenagentur WAFA in einer Mitteilung am Sonntag. Das Ministerium werde nun über „angemessene Entscheidungen“ nachdenken, um dieser Situation zu begegnen.
Bereits die Ankündigung der Botschaftsverlegung stieß in der arabischen Welt auf Kritik. Die Arabische Liga teilte Bolsonaro schriftlich mit, damit könne eine Verschlechterung der Beziehungen einher gehen.
Von: df