JERUSALEM (inn) – Am Donnerstag schockierte der israelische Fernsehsender „Kanal 12” mit einem Bericht über einen iranischen Hack gegen das Handy des Ex-Armeechefs und Netanjahu-Herausforderers Benny Gantz. Alles, was sich darauf befunden hat, sei jetzt in Besitz des iranischen Geheimdienstes, heißt es.
Ist Benny Gantz erpressbar geworden? Spekulationen über Ehebruch, pikante Videos und Unehrlichkeiten gegenüber politischen Partnern reißen nicht ab. Auf entsprechende Fragen von Journalisten reagierte Gantz laut der Zeitung „New York Times” am Freitag bissig. Das sei „unethische Neugierde“: „Auf dieses Niveau begebe ich mich nicht.“ Das Ganze sei eine „politisch motivierte, sensationslüsterne und komplett wahnhafte Geschichte“.
Der Skandal kommt für Gantz zur Unzeit, so kurz vor den Knessetwahlen am 9. April. Aber wenn die Sache mit dem Hack stimmt, muss Netanjahu davon gewusst haben. Sie war dem Inlandsgeheimdienst Schabak schon bekannt, bevor Gantz ein Parteienbündnis mit Jesch Atid schmiedete. Und der Dienst berichtet direkt an Netanjahu. Für einige Beobachter liegt deshalb die Vermutung nahe, dass Netanjahu diese Informationen vor den Wahlen bewusst gestreut hat. Gantz hat Generalstaatsanwalt Avichai Mandelblit zu einer Untersuchung des Leaks aufgerufen.
Gerüchte auch um Netanjahu
Mandelblit sah Ende Februar schon genug Hinweise für eine Anklage Netanjahus, bei der es um Vertrauensbruch, Betrug und Korruption geht. Beispielsweise habe Netanjahu Luxusgeschenke – darunter Zigarren und Champagner – von reichen Gönnern im Gesamtwert von umgerechnet etwa 170.000 Euro erhalten. Im Gegenzug habe Netanjahu etwa dem Hollywood-Produzenten Arnon Milchan („Fight Club“; „Pretty Woman“) in mindestens drei Fällen einen „Gefallen“ getan, etwa bei einem Gesetz zur Steuerbefreiung für Einwanderer oder im Ausland lebende Israelis. Netanjahu nennt diese Anschuldigungen eine „Hexenjagd der Linken“. Offensichtlich hat er damit Erfolg, denn nach wie vor vertrauen ihm viele Wähler.
Vorgeblich wegen dieser Anklage hat Benny Gantz am Dienstag eine große Koalition mit Netanjahu öffentlichkeitswirksam ausgeschlossen. Zuvor waren geheime Audiomitschnitte aufgetaucht, in denen Gantz sich die Möglichkeit offen hielt. Er hält dagegen, dass diese Aufzeichnungen vor der Ankündigung der Anklage entstanden seien: „Ich sage offen und explizit: Ich werde nicht mit Netanjahu in einer Regierung sitzen.“
Gantz hätte nach den neuen Umfragen nur einen 45 Sitze starken Mitte-Links-Block zur Verfügung. Sogar mit den arabischen Parteien zusammen käme er nur auf 57 Prozent. Netanjahu könnte mit einem rechtsgerichteten Block mit 63 der 120 Knesset-Sitze rechnen. Die Umfrage erschien am Sonntag und wurde von dem israelischen Fernsehsender „Kan“ in Auftrag gegeben.
Von: tk