Die arabische Welt war inzwischen ratlos. Gut eingefädelte Militärbündnisse und mit modernen Waffen ausgerüstete Armeen hatten es nicht vermocht, den Staat Israel von der Landkarte zu tilgen. Im Juni 1967 endete der Krieg in einer Katastrophe, als Israel mit einem wuchtigen Präventivschlag alle arabischen Hoffnungen zerstörte.
Der Oktoberkrieg 1973, Israels „Jom-Kippur-Krieg“, hatte mit erfolgreichen Aktionen der Ägypter am Suezkanal und der Syrer auf dem Golan begonnen. Aber nach wenigen Tagen konnte die israelische Armee das Blatt wenden. Legendär der Durchbruch israelischer Panzer unter Führung von Ariel Scharon durch die ägyptischen Linien im Sinai und über den Suezkanal hinweg. Am Kilometer 101 vor Kairo liefen schließlich Waffenstillstandsverhandlungen. Weder auf dem Golan noch auf der Sinai-Halbinsel hatten die Araber etwas gewonnen, sondern eine erneute Niederlage einstecken müssen.
Frieden für Land
Es war ein historischer Moment, als der ägyptische Präsident Anwar as-Sadat in seiner Rede am 9. November 1977 in Kairo sprach. Er erklärte, dass er bis ans Ende der Welt gehen würde, selbst nach Israel in die Knesset, wenn er so den Tod eines einzigen ägyptischen Soldaten vermeiden könne. Er nahm das israelische Angebot auf, das nach dem Sechs-Tage-Krieg zehn Jahre zuvor den arabischen Gegnern signalisiert worden war: Land für Frieden. Denn Sadat wollte genau das: Frieden geben und die besetzte Sinai-Halbinsel zurück.
Dem Präsidenten und den Militärs war klar, auch ein weiterer Krieg würde nicht das Ende Israels bringen. Schließlich hatte der Judenstaat angesichts einer völligen Vernichtung immer noch die nukleare Option. Offiziell nie eingestanden: Israel hat Atombomben.
Ägypten hatte bislang einen hohen Preis bezahlt, militärische Niederlagen 1948 bis 49, 1956, 1967 und 1973. Sadat sah eine neue Zeit. Nicht zuletzt sollen es auch ausführliche Gespräche mit seinem deutschen Freund Helmut Schmidt gewesen sein, die den Blickwechsel beförderten. Die arabische Welt schäumte. Algerien, der Irak, Libyen und der Kriegspartner Syrien brachen die diplomatischen Beziehungen ab. Die Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO) sprach von Verrat.
Frieden aus Jerusalem
Ägypten war isoliert. Viele Türen gingen zu. Die Tür der Knesset in Jerusalem ging auf. Mutig sprach der ägyptische Präsident vom Frieden und stellte nun Israel auf die Probe: Ist das Angebot ehrlich? Gibt es Land für Frieden? Israel gab die Sinai-Halbinsel für Frieden. Der gerade in westlichen Medien kritisierte „Hardliner“, der israelische Premierminister Menachem Begin, ging seinerseits den neuen Weg.
Die Gespräche mündeten in Verhandlungen und führten schließlich am 26. März 1979 vor dem Weißen Haus in Washington zum Friedensvertrag. Im Beisein des US-Präsidenten Jimmy Carter lächelten die ehemaligen Feinde in die Kameras.
Bereits 1978 hatten Sadat und Begin den Friedensnobelpreis erhalten. Sadat hoffte, weitere Staaten würden den Weg des Friedens gehen. Doch es kam anders. Am 6. Oktober 1981 wurde Sadat während einer Militärparade zur Erinnerung an den Oktoberkrieg 1973 von Islamisten ermordet. Der Frieden hat das Attentat überlebt, auch die arabische Revolte 2011 und die kurze Präsidentschaft der Moslembrüder.
Im Oktober 1994 unterzeichneten im Beisein von Bill Clinton Israels Premier Jitzchak Rabin und der jordanische König Hussein den Frieden zwischen Israel und dem Haschemitischen Königreich. Der Prophet Jesaja (19,23f) gibt die Hoffnung auf einen endgültigen Frieden:
„Zu der Zeit wird eine Straße sein von Ägypten nach Assyrien, dass die Assyrer nach Ägypten und die Ägypter nach Assyrien kommen und die Ägypter samt den Assyrern Gott dienen. Zu der Zeit wird Israel der Dritte sein mit den Ägyptern und Assyrern, ein Segen mitten auf Erden!“
Von: Egmond Prill