PARIS (inn) – Der Exekutivrat der UNESCO hat eine neue Generaldirektorin gewählt: Frankreichs ehemalige Kulturministerin Audrey Azoulay setzte sich bei der Abstimmung am Freitagabend in Paris gegen ihren Konkurrenten aus Katar, Hamad Bin Abdulasis al-Kawari, durch.
Die Französin mit jüdisch-marokkanischen Wurzeln erhielt 30 Stimmen, ihr Konkurrent 28. Bei den Vorabstimmungen in der vergangenen Woche lag Al-Kawari noch vorn. Azoulays Wahl muss noch bei der Generalkonferenz der Vereinten Nationen am 10. November bestätigt werden. Die 45-Jährige löst dann die Bulgarin Irina Bokowa ab. Diese hatte gute Beziehungen mit israelischen Vertretern und jüdischen Organisationen.
Glaubwürdigkeit wieder herstellen
Azoulay erklärte nach ihrem Sieg, die Mitglieder der Organisation müssten sich in Krisenzeiten stärker einbringen, anstatt die UNESCO zu verlassen. Damit spielte sie auf den angekündigten Austritt der USA und Israels an. Eines der ersten Dinge, die sie anstrebe sei, die Glaubwürdigkeit der UNESCO wieder herzustellen, sagte Azoulay laut der Onlinezeitung „Times of Israel“.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron begrüßte den Wahlsieg Azoulays. „Frankreich wird weiterhin für Wissenschaft, Bildung und Kultur in der Welt kämpfen“, teilte er über den Kurznachrichtendienst Twitter mit.
UNESCO reformieren
Bundesaußenminister Sigmar Gabriel begrüßte die Nominierung Azoulays: „Ich wünsche ihr viel Kraft und Mut, die notwendigen Schritte anzugehen, um die UNESCO zu reformieren. Dass dies dringend Not tut, daran besteht kein Zweifel. Das haben die jüngsten Diskussionen gezeigt.“ Laut Gabriel habe sich die Bundesregierung mit Azoulay auf eine Reformagenda verständigt. Deutschland habe ihr für dabei volle Unterstützung zugesichert.
Azoulay wuchs in Marokko und Frankreich auf. Sie ist die Tochter von André Azoulay, einem Berater des marokkanischen Königs Mohammed VI.
Von: dn