Ein güldenes Logo ziert die Briefköpfe der israelischen Ministerien anlässlich der Wiedervereinigung Jerusalems vor 50 Jahren. Kulturministerin Miri Regev hat es am 5. März im Kabinett vorgestellt. Der Graphik liegt die Zahl 50 zugrunde. Eine Harfe in der Ziffer Fünf erinnere an den biblisch bezeugten König David, „der Jerusalem vor 3.000 Jahren zu unserer Hauptstadt bestimmte“. Damit begann die jüdische Geschichte der Stadt. Hinzu kommt ein Löwenkopf als Symbol der modernen Stadt Jerusalem. In der Null weht die israelische Flagge über den Mauern Jerusalems, der Klagemauer und dem Tempelberg, „wie sie es 1967 zum ersten Mal in der Geschichte tat“, erklärte Regev. Die Farbe wurde durch Naomi Schemers bekanntes Lied „Jeruschalajim Schel Sahav“ („Goldenes Jerusalem“) inspiriert.
Unter der Graphik findet sich der schwarze Schriftzug: „50 Jahre Befreiung Jerusalems: Vereinigtes, vereinigendes Jerusalem“. Auf Kritik am Wort „Befreiung“ entgegnete die Ministerin: „Die Bande zwischen der jüdischen Nation und Jerusalem sind vielleicht die festesten, die es je in der Geschichte zwischen einem Volk und einer Stadt gab.“ Diese Auffassung stärkt der Babylonische Talmud, im Traktat Kidduschin (49b). Da heißt es im Zusammenhang mit der Schöpfung: „Zehn Maß Schönheit stiegen in die Welt herab. Neun übernahm Jerusalem und eines die gesamte Welt.“ Nach dieser Deutung hat Gott 90 Prozent aller Schönheit für Jerusalem verwandt und 10 Prozent für den Rest der Welt. Für Wohnungen in der Diaspora gibt es „Misrach“-Zeiger, die den Osten und damit die Gebetsrichtung nach Jerusalem anzeigen.
Davids Sohn Salomo baute in Jerusalem den ersten jüdischen Tempel. Nach dessen Zerstörung erlebte die Stadt eine wechselhafte und leidvolle Geschichte: Nacheinander wurde sie von den Babyloniern, Persern, Griechen und Römern erobert. Doch immer wieder kehrten Juden in die Stadt ihrer Sehnsucht zurück. Sie bauten den Tempel wieder auf. Im Jahr 135 nach Christus, 65 Jahre nach der Zerstörung des zweiten Tempels, scheiterte der letzte jüdische Aufstand unter Leitung von Simon Bar Kochba. Jerusalem wurde zur römischen Militärkolonie Aelia Capitolina. Juden durften die Stadt nicht betreten. Das ganze Gebiet wurde Palästina genannt. Durch die Umbenennung wollten die Römer jede Erinnerung an das jüdische Leben in der Region auslöschen.
Pluralismus und Religionsfreiheit
Später herrschten unter anderen Byzantiner, Kreuzfahrer, Mamelukken und Osmanen über Jerusalem, bis die Stadt 1917 von den Briten erobert wurde. Im Teilungsplan von 1947 empfahlen die Vereinten Nationen, im Mandatsgebiet Palästina einen jüdischen neben einem arabischen Staat zu errichten. Der Großraum Jerusalem sollte internationalisiert werden. Die Juden nahmen den Plan an, die Araber lehnten ihn ab.
Nach der israelischen Staatsgründung im Mai 1948 besetzte Jordanien im Unabhängigkeitskrieg den Ostteil der Stadt. Juden durften die Klagemauer fortan nicht mehr besuchen. Dies änderte sich mit der Eroberung Ostjerusalems im Sechs-Tage-Krieg. Mit der Wiedervereinigung ist ein Name besonders verbunden: Teddy Kollek. Der gebürtige Österreicher war von 1965 bis 1993 Jerusalemer Bürgermeister. Schon im September 1966 gründete er die Jerusalem-Stiftung. Sie soll den Pluralismus für die drei dominierenden monotheistischen Religionen fördern. Kollek lehnte jede Art des Extremismus ab, sowohl von arabischer als auch von jüdischer Seite. Er sicherte allen Bewohnern absolute Religionsfreiheit zu und erreichte so ein relativ friedliches Zusammenleben in der israelischen Hauptstadt.
Israels ewige Hauptstadt
Im April 2003 sagte Kollek der „Welt am Sonntag“, er könne sich nicht vorstellen, dass Jerusalem wieder geteilt wird: „Der Krieg hat zu der Teilung geführt. Dann hat die Teilung aufgehört, und ich denke, es ist für immer.“ Nach seinem Tod im Januar 2007 resümierte Altbundeskanzler Helmut Kohl: „Er hat wie kein Anderer das moderne Jerusalem des 20. Jahrhunderts gestaltet. Dass Jerusalem heute zu den schönsten Städten der Welt gehört, ist auch und vor allem sein Verdienst.“
Israel erklärte Jerusalem 1980 per Gesetz zu seiner ewigen und ungeteilten Hauptstadt. Das wird international nicht anerkannt. Stattdessen gibt es Bestrebungen, wie unlängst bei der UNESCO, die jüdische Verbindung zu den heiligen Stätten in Jerusalem zu leugnen.
Diesen Artikel finden Sie auch in der Ausgabe 2/2017 des Israelnetz Magazins, die sich mit dem Sechs-Tage-Krieg befasst. Sie können die Zeitschrift kostenlos und unverbindlich bestellen unter der Telefonnummer 06441/915152, via E-Mail an info@israelnetz.com oder online unter www.israelnetz.com.
Von: Elisabeth Hausen