Der sexuelle Missbrauch von Kindern ist im Gazastreifen keine Seltenheit. Das beklagt das Palästinensische Zentrum für Demokratie und Konfliktlösung. Für die französische Nachrichtenagentur AFP haben Betroffene einige Fälle geschildert. Unter ihnen ist Fatma: Ihr Sohn wurde im Alter von elf Jahren von zwei Männern aus dem erweiterten Familienkreis sexuell missbraucht. Sie habe sofort die Polizei gerufen, als der Junge davon erzählt habe. Die Täter, zwei Männer Mitte zwanzig, wurden verhaftet, einer von ihnen jedoch schnell wieder freigelassen.
„Obwohl sie zur Familie gehörten, wollte ich die Todesstrafe für sie“, berichtet Fatma, deren Name für die Reportage geändert wurde. Ihre Familie habe rund um den Fall schnell eine Mauer des Schweigens und der Scham errichtet. Die Familie sei nun zerrüttet, und dies sei auch nicht wieder hinzubiegen. „Wir haben all unser Geld ausgegeben, um wegzuziehen.“
Opfer sexuellen Missbrauchs haben in Gaza eine Anlaufstelle, wo ihnen Rat und Hilfe angeboten wird. Im Bericht der AFP, den zahlreiche israelische und internationale Medien aufgegriffen haben, kommt Asma Saud, eine psychologische Beraterin des Zentrums, zu Wort. Die wenigen Kinder, die in das Zentrum kämen, seien nur die Spitze des Eisbergs, ist ihre Überzeugung. Tradition und eine „Kultur der Scham“ verhinderten oft, dass solche Taten zur Anzeige gebracht würden und die Opfer sich beraten ließen.