US-Präsident Barack Obama schien düpiert, weil Netanjahu die Einladung zu einer Rede im amerikanischen Kongress angenommen habe, ohne vorher das Weiße Haus zu informieren. Wie sich inzwischen durch eine „versteckte“ Korrektur in der Tageszeitung „New York Times“ herausstellte, war das Weiße Haus aber doch vorab benachrichtigt worden. Der beleidigte Obama ließ Netanjahu zudem mitteilen, dass er keine wahlkämpfenden Politiker empfange. Das könne ihn in den Geruch bringen, sich in den Wahlkampf eines fremden Landes einzumischen. Ein ehrenwerter Vorsatz, an den sich amerikanische Präsidenten nicht wirklich halten. Schimon Peres wie Angela Merkel durften sich mitten im Wahlkampf mit einem amerikanischen Präsidenten ablichten lassen.
Am Rande der Sicherheitskonferenz in München trafen US-Vizepräsident Joe Biden und US-Außenminister John Kerry Netanjahus Hauptrivalen, den durchaus wahlkämpfenden Vorsitzenden der Partei „Zionistisches Lager“ (ehemals Arbeitspartei) Jitzhak Herzog. Biden und Kerry verkündeten, Netanjahu nicht treffen zu wollen. Biden werde im Ausland sein. Doch dessen Büro weiß nicht einmal, wohin er reisen werde, um einer Begegnung mit Netanjahu aus dem Weg zu gehen. Siegesgewiss konnte Herzog nach seinem Treffen mit den Amerikanern im Fernsehsender „Kanal 10“ über die „Tiefe der Krise zwischen Netanjahu und der Regierung unter Obama“ erzählen: „Netanjahu wird keinen einzigen offiziellen Amerikaner treffen, weder der Nationalen Sicherheitsagentur, des Weißen Hauses, noch des Außenministeriums.“ Weiter verkündete Israels Oppositionschef: „Es ist ein vollständiger Boykott.“
Jenseits der Krise mit den Amerikanern stellt sich natürlich auch die Frage an Netanjahu, ob es weise war, die Einladung der amerikanischen Opposition anzunehmen. Israels Opposition jedenfalls fordert vom Premierminister, auf den Flug nach Washington zu verzichten. Doch das würde Netanjahu als „Schwäche“ und „Einknicken“ ausgelegt werden und ihm wahltaktisch wohl mehr schaden, als sich trotz des geplanten „Boykotts“ stur zu stellen.