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„Antisemitismus ist wie Ebola“

JERUSALEM (inn) – Der Judenhass in Europa nimmt zu – und die Europäische Union tut etwas dagegen. Dies ist die Erkenntnis eines zweitägigen Seminars in Jerusalem, an dem Israelis und EU-Vertreter teilnahmen. Die Tagung sollte auch dem Dialog dienen.
Nach Wegen, den Judenhass einzudämmen, suchten die Teilnehmer des israelisch-europäischen Seminars.

Gideon Bachar leitet im israelischen Außenministerium die Abteilung für den Kampf gegen den Antisemitismus und die Wahrung des Gedenkens an die Scho‘ah. Nach seiner Beobachtung wird es in Europa zunehmend schwieriger, sich öffentlich als Jude zu zeigen. Manche wollten auf dem Weg zur Synagoge nicht offen ihre Kippa tragen. Der Antisemitismus steige an. „Doch wir sehen viel Bereitschaft und Willen, gegen das Phänomen vorzugehen“, sagte er laut der Tageszeitung „Yediot Aharonot“.
„Der Antisemitismus ist wie Ebola“, ergänzte Bachar. „Er ist ein Virus. Er hat die ganze Zeit Mutationen. Er verändert sich die ganze Zeit und passt sich der Lage an, er überschreitet Grenzen und vergiftet Herzen. Der Anstieg im Antisemitismus stellt eine Gefahr für die Zivilisation und für die Demokratie allgemein dar.“
Auch Vertreter der Holocaustgedenkstätte Yad Vashem, der israelischen Staatsanwaltschaft, der Studentenvereinigung und der EU waren bei dem Seminar am Montag und Dienstag zugegen. Der Leiter des Projektes der Studentenvereinigung für den Kampf gegen Antisemitismus, Ido Daniel, zeigte ein Bild von einer französischen Facebook-Seite. Dort werden Namen, Fotos und Informationen über Juden gesammelt – auch darüber, wo sie sich zum Gebet treffen und in welchen Parks sie mit ihren Kindern spazierengehen.
Daniel wies auch auf das Twitter-Konto eines Nutzers hin, der sich als „Adolf Hitler“ vorstellt. Er habe etwa 370.000 Follower. Der Mitarbeiter der Studentenvereinigung sagte: „Der Mann twitterte ein Bild von Auschwitz-Birkenau und schrieb: ‚Ein wunderbarer Tag heute bei der Arbeit‘.“
Bachar vom Außenministerium erinnerte an verschiedene Initiativen in Europa, die etwa die Beschneidung oder das koschere Schächten verbieten wollten. Diese seien „zwar nicht aus antisemitischen Gründen gekommen, aber sie stellen eine wirkliche Bedrohung für die Fortsetzung der Existenz jüdischen Lebens in Europa dar. Neben ihnen gab es Hunderte Demonstrationen, die zum Teil völlig antisemitisch waren“. Juden reagierten hierauf, indem sie entweder das Land verließen, sich assimilierten oder sich abkapselten. All dies sei schlecht für die Europäer und die jüdischen Gemeinden.

„Seminar zeigt Bedeutung des Kampfes gegen Antisemitismus“

Es war bereits das achte gemeinsame Seminar der Europäischen Kommission und Israels zum Kampf gegen Rassismus, Fremdenhass und Antisemitismus. Der Leiter der Gesandtschaft in Israel, Lars Faaborg-Andersen, betonte in einer Mitteilung der EU-Kommission: „Rassismus, Fremdenhass und Antisemitismus sind unvereinbar mit den Werten des Respektes vor Menschenwürde und Menschenrechten, Freiheit, Gleichheit und Nichtdiskriminierung, auf denen die EU gegründet ist. Die Europäische Union ist verpflichtet, diese Phänomene zu bekämpfen, indem sie alle Kräfte nutzt, die unter den europäischen Verträgen verfügbar sind, vor allem durch Gesetzgebung, finanzielle Unterstützung für Projekte und Dialog.“
Eine Sitzung befasste sich speziell mit dem Cyber-Hass – ein „zunehmendes und besorgniserregendes Phänomen für die EU und Israel“, hieß es in der Mitteilung. Als Beispiel für eine drohende Radikalisierung in Europa diente auch der Anschlag vor dem jüdischen Museum in Brüssel Ende Mai, bei dem auch zwei Israelis ums Leben gekommen waren (Israelnetz berichtete). Die EU-Vertreter sprachen über Präventivmaßnahmen gegen diesen Hass. Sie thematisierten den Bereich der Bildung und Ausbildung – dazu gehöre auch die Erinnerung an den Holocaust.
„Das Seminar, das jährlich abgehalten wird, zeigt die Bedeutung, die sowohl die EU als auch Israel dem Kampf gegen Antisemitismus zumessen und dient als wichtige Gelegenheit für Dialog“, folgerte die Europäische Kommission.

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