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„Hamas-Führung fern von Krieg und Armut“

Luxus auf dem Rücken der Bevölkerung: Arabische Vertreter kritisieren Hamas-Führer im Ausland, weil diese trotz der Angriffe auf Gaza ein feudales Leben führen. Sie ließen die unschuldigen Palästinenser im Stich, lautet ein ägyptischer Vorwurf.
Masch'al im Privatjet: Dieses Bild von 2013 wurde jetzt über Twitter verbreitet.

Vor allem Ägypter, die mit Präsident Abdel Fattah al-Sisi sympathisieren, äußern Kritik an ranghohen Hamas-Mitgliedern. „Während die Hamas-Führung in Luxushotels lebt, lässt sie Unschuldige von den Söhnen des palästinensischen Volkes im Stich, die zu Dutzenden getötet werden“, zitiert die Tageszeitung „Yediot Aharonot“ einen ägyptischen Vorwurf vom Sonntag.
Im Internet kursieren Bilder, die vor einem Jahr aufgenommen wurden. Sie zeigen den Leiter des Hamas-Politbüros, Chaled Masch‘al, fern von jeglichem Krieg: am Heimtrainer, beim Tischtennis, vor dem Fernseher oder in einem luxuriösen Lokal. Gegenstand der Kritik ist auch die Haltung der Hamas-Führung im Ausland zu einem möglichen Waffenstillstand. Sie hatte einen solchen Schritt nach Angaben der Gruppe abgelehnt, während die Leitung im Gazastreifen dazu tendiert habe, den ägyptischen Vorschlag anzunehmen. Denn sie sei näher an der Bevölkerung.
Über Twitter wurden etwa bearbeitete Bilder von Masch‘al im Fitnessraum gepostet – im Hintergrund waren palästinensische Kinder zu sehen, die bei israelischen Angriffen starben. Der ägyptische Journalist Ahmed Mussa indes kommentierte ein Foto des Hamas-Führers, der in die Pedale des Heimtrainers tritt, mit den Worten: „Das ist natürlich der Dschihad vor der Mahlzeit zum Fastenbrechen. Vor der Mahlzeit zum Fastenbrechen macht er Sport, danach isst er eine ehrbare Mahlzeit zum Fastenbrechen und dann verfolgt er die Fernsehsender aus der Nähe.“
Der Anhänger der Sisi-Regierung appellierte im Kanal „Sada el-Balad“ an Masch‘al: „Wenn Sie ein Mann und ein Held sind, werden Sie morgen ins erste Flugzeug steigen und über den Rafah-Übergang in den Gazastreifen einreisen. Ihre Lieben in Gaza werden Sie empfangen, und Sie werden mit Ismail Hanije ins Versteck gehen.“

Hamas-Gelder auf Masch‘als Konten?

Wie eine jordanische Webseite 2012 zu berichten wusste, hatte Masch‘al zu jener Zeit 2,6 Milliarden Dollar in seiner Kontrolle. Er hatte das Geld vor allem in katarischen und ägyptischen Banken angelegt. Vermutlich handelte es sich um das gesammelte Kapital aus jahrelangen Spenden. Der Hamas-Führer habe das Geld der Organisation nicht immer von seinem eigenen getrennt. Er investierte 2012 in Immobilienprojekte in Saudi-Arabien, Syrien und Dubai.
Infolge des Bürgerkrieges verlegte Masch‘al den Sitz des Politbüros von Syrien nach Katar. Er behauptet, 12 Millionen Dollar aus einem Safe in Damaskus verloren zu haben. Doch viele glauben ihm dies nicht und vermuten, er habe die Summe in seine eigenen Konten überführt. Ein Projekt der Immobilienfirma Fadil in Doha soll mit Masch‘al, dessen Sohn und der Schwiegertochter verbunden sein. Es geht um den Bau von vier Türmen auf einer Fläche von 27.000 Quadratmetern. Vor allem Büro- und Geschäftsräume sollen hier entstehen. Das Unternehmen verschweigt die Quelle der Finanzierung.

Hanije und die Immobilien

Auch der ehemalige Premierminister Hanije, der sich in Gaza vor den israelischen Angriffen versteckt, ist in die Kritik geraten. Er war laut „Yediot Aharonot“ bis zum Wahlsieg der Hamas im Januar 2006 eine unbekannte Größe. Der stellvertretende Leiter des Politbüros stammt aus einer Flüchtlingsfamilie in Al-Schati im Norden des palästinensischen Gebietes. Mittlerweile gilt er als Millionär.
Im Jahr 2010 schrieb das ägyptische Magazin „Rose al-Jussuf“, Hanije habe 4 Millionen Dollar für eine 2.500 Quadratmeter große Parzelle in Rimal gezahlt, einem schicken Viertel von Gaza mit Strandlage. Den Grundbesitz habe er auf den Namen seiner Tochter registrieren lassen. Seither gab es Berichte über den Erwerb mehrerer Häuser im Gazastreifen, die jeweils auf den Namen eines seiner 13 Kinder eingetragen seien. Der älteste Sohn wiederum wurde auf der ägyptischen Seite des Grenzüberganges Rafah festgenommen, als er Millionen Dollar in den Gazastreifen einführen wollte.

„1.200 Millionäre bei der Hamas“

Aus Quellen in Gaza geht hervor, dass der Wohlstand vor allem durch die blühende Tunnelindustrie hervorgerufen wurde. Ranghohe Hamas-Vertreter hätten 20 Prozent Steuern auf Handelswaren erhoben. Vor allem nach dem Sturz des ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak, als die Muslimbruderschaft in Ägypten vorübergehend an Beliebtheit gewann, habe etwa der Markt für Luxusvillen geboomt. Die meisten Käufer hätten gute Beziehungen zum Hamas-Establishment gehabt. Ägyptischer Treibstoff sei zu niedrigen Preisen erworben und für die achtfache Summe im Gazastreifen verkauft worden. Auch hiervon profitierten vor allem Hamas-Führer.
Der Professor der Al-As‘har-Universität in Kairo, Ahmed Karima, hält die palästinensische Organisation seit langer Zeit für „eine Bewegung von Millionären“. In ihren Reihen fänden sich 1.200 Millionäre. Die Quelle für diese Einschätzung nennt er allerdings nicht.
Die Weltbank teilte im vergangenen November mit, der Gazastreifen befinde sich unter den arabischen Ländern an dritter Stelle, was die Armut angehe. Der Anteil betrage 38 Prozent. Nur im Sudan und im Jemen sei die Lage schlimmer.

Palästinensischer Gesandter: „Raketen sind Kriegsverbrechen“

Bereits vor zwei Wochen hatte der palästinensische Vertreter beim UN-Menschenrechtsrat in Genf, Ibrahim Chraische, die Hamas scharf kritisiert. Sein Vorwurf bezog sich allerdings auf die Raketenangriffe gegen Israel. Eine Moderatorin des palästinensischen Fernsehens fragte ihn nach einer Möglichkeit, Israel wegen Kriegsverbrechen vor Gericht zu stellen. Der Gesandte riet davon ab: „Ich kandidiere bei keinerlei palästinensischen Wahlen, und deshalb kann ich antworten, ohne um meine Popularität zu fürchten. Jede einzelne der derzeit gegen Israel abgeschossenen Raketen stellt ein Kriegsverbrechen dar, und es ist egal, ob sie ihr Ziel verfehlt oder trifft, weil sie auf ein ziviles Ziel gerichtet ist.“

Armeevertreter: „Nicht von der Villa aus kämpfen“

Der Koordinator der israelischen Regierungsaktivitäten in den palästinensischen Gebieten, Joav Mordechai, schloss sich der arabischen Kritik an. „Wir haben eine starke Armee, der es gelingt, sich auf dem Schlachtfeld zu behaupten und zu kämpfen, und nicht von der Villa aus, wie Chaled Masch‘al“, sagte der frühere Militärsprecher am Dienstag dem katarischen Nachrichtensender „Al-Dschasira“. „Ein Führer muss unter seinen Volksgenossen sein wie unsere Führung, und sich nicht in einer Moschee oder im Schifa-Krankenhaus verstecken. Wir haben Kämpfer der Hamas in Krankenwagen steigen sehen – ist das logisch??“

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