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Eine palästinensische Christin geht in die Offensive

Test der Meinungsfreiheit: Die junge palästinensische Christin Christy Anastas hat ihr eigenes Volk öffentlich kritisiert und ihre Meinung kundgetan, Gott habe den Juden das Land Israel gegeben. Nun fordert sie Schutz für ihre Familie – obwohl sich diese von ihr distanziert.
Fordert die Meinungsfreiheit heraus: Christy Anastas.

In dem Video (http://is.gd/christyanastas) beklagt die 24-jährige Anastas, ihre Familie in Bethlehem habe anonyme Drohungen erhalten, nachdem sie die Palästinenser bei einem Vortrag an der schwedischen Universität Uppsala kritisiert hatte: Die Selbstmordattentate während der Zweiten Intifada, Frauen als Menschen zweiter Klasse, Gewalt der muslimischen Mehrheit gegen palästinensische Christen.
In dem Vortrag sagt sie außerdem, durch das Lesen der Bibel sei sie zu dem Schluss gekommen, Gott habe den Juden das Land gegeben. „Wer damit nicht einverstanden ist, den frage ich: Wie viele christliche Länder gibt es? Wie viele muslimische Länder? Warum können die Juden nicht einen einzigen Staat haben?“

Meinungsfreiheit als Herausforderung

Den Vortrag hielt sie nach eigenem Bekunden, weil sie zuvor dem palästinensischen Chef-Unterhändler Saeb Erekat das Versprechen entlockt hatte, einen Staat Palästina werde es nicht ohne „Demokratie, Menschenrechte, Transparenz, Gerechtigkeit und Frauenrechte“ geben. „Das ist mein Versprechen an dich. Das wird noch passieren, solange ich lebe“, sagte Erekat ihr während einer Podiumsdiskussion.
In dem Video konfrontiert sie Erekat nun mit dieser Aussage und verlangt von ihm, das Versprechen einzulösen und ihre Familie zu beschützen: „Ich glaube, dass sie ein Mann der Ehre sind und ihre Versprechen halten. Dass sie meine Familie in deren Heimatland beschützen.“ Im Anschluss an diese Forderung zeigt das Video den Austausch zwischen Erekat und Anastas sowie deren Vortrag in Uppsala.

Eigenes Volk in der Kritik

Christy Anastas stammt aus einer christlichen Familie in Bethlehem. Bekannt wurde diese durch eine Dokumentation im amerikanischen Fernsehen aus dem Jahr 2012, die die vermeintliche Entrechtung palästinensischer Christen durch Israel in den Blick nimmt. Beispielhaft wurde das Haus der Familie gezeigt, das von drei Seiten von der israelischen Sperranlage umgeben ist, die der jüdische Staat ab dem Jahr 2003 zur Abwehr palästinensischer Selbstmordattentäter errichtet hat. Christy Anastas‘ Mutter Claire tritt in der Dokumentation als entschiedene Israelkritikerin auf.
Ihre Tochter steht offenkundig auf der anderen Seite des Meinungsspektrums. In dem Vortrag in Uppsala beteuerte sie, sie habe Verständnis für die Sperrmauer. Zwar habe sich ihr Leben dadurch erheblich eingeschränkt. Doch angesichts der zahlreichen palästinensischen Selbstmordanschläge könne sie die Maßnahme nachvollziehen. „Wenn ich der israelische Premierminister wäre, würde ich diese Mauer errichten? Ja, ich würde es tun. Denn sie bewahrt mein eigenes Volk davor, einander in die Luft zu jagen.“

Geschichten als Aufklärung

Doch in ihrer Ansprache ging es ihr um mehr. Sie möchte mit dem Mythos aufräumen, Israel entrechte palästinensische Christen. Das Gegenteil sei der Fall: Es seien muslimische Palästinenser, die gegen Christen aus dem eigenen Volk vorgehen. Anastas erzählt die Geschichte ihres Onkels: Dieser musste als Christ in Bethlehem den Muslimen Schutzgeld zahlen. Doch dann sah er, wie sich palästinensische „Freiheitskämpfer“ vor Häuser von Christen stellten und Israelis angriffen, damit der israelische Gegenschlag die Christen trifft. Anastas Onkel stellte daraufhin die Schutzgeldzahlungen ein. Kurze Zeit später wurde er vor seinem Haus erschossen. „Geschichten dieser Art hat mein Volk der Welt nie erzählt“, erklärt Anastas.

Unterstützung in England

Obwohl ihre Familie derart betroffen ist, erhält sie von ihr keinen Rückhalt. Ein Familienmitglied habe ihr gedroht, sie umzubringen, als sie anfangs ihre Meinung äußerte. „Israel droht nicht mit dem Tod, wenn jemand seine Meinung äußert. Palästinenser tun dies“, schlussfolgert sie. Aus diesem Grund sei sie nach England geflohen und lebt seit zwei Jahren dort. Doch nun hat sich auch ihr eigener Vater von ihren Äußerungen distanziert. Diese seien „bedauernswert und verurteilungswürdig“, sagte er laut der palästinensischen Nachrichtenagentur „Ma‘an“.
Unterstützung erhält sie bei einer christlichen Gastfamilie in England, bei der sie seit zwei Jahren wohnt. Zusammen mit dieser hat sie die „Emmaus Gruppe“ gegründet. Mit dem Motto „Versöhnung durch Aufdeckung“ möchte diese Organisation über die Lebensbedingungen von Minderheiten in islamischen Ländern, besonders von Juden und Christen, aufklären. Der Gruppe geht es außerdem um eine Versöhnung zwischen Israel und der Kirche. Sie versteht sich auch als Austausch-Plattform für Gleichgesinnte. Einen Facebook-Auftritt (http://is.gd/emmausfacebook) hat die Gruppe seit 2012, derzeit haben sie dort rund 200 Personen „geliked“.

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