„Jitzhak Schamir gehörte zur Generation der Giganten, die den Staat Israel gegründet und für die Freiheit des jüdischen Volkes in seinem Land gekämpft haben“, teilte Netanjahu nach Angaben seines Büros mit. „Schamir führte den Staat Israel aus einer beständigen Treue zum Volk und zum Land heraus. Schamir, der seine Familie im Holocaust verlor, kämpfte in der Lechi und arbeitete als Premierminister daran, die Sicherheit des Staates Israel aufzubauen und seine Zukunft zu sichern; die Bürger des Landes waren immer sein Anliegen. Schamir personifizierte die Treue zum Land Israel und die ewigen Werte des jüdischen Volkes.“
Staatspräsident Schimon Peres schloss sich der Wertschätzung an: „Jitzhak Schamir war ein mutiger Streiter für Israel, vor und nach seiner Gründung“, zitiert die Tageszeitung „Yediot Aharonot“ aus einer Mitteilung des Staatsoberhauptes. „Er war ein großer Patriot. Sein enormer Beitrag wird immer in unsere Chroniken eingebrannt sein. Er war seinen Überzeugungen treu und diente seinem Land jahrzehntelang mit höchster Hingabe. Möge er in Frieden ruhen.“
Schamir wurde 1915 im polnischen Ruzinoy geboren. Er besuchte das Hebräische Gymnasium in Bialystok und schloss sich 1929 der zionistischen Bewegung an. Sein Jurastudium in Warschau unterbrach er 1935, als er ins damalige britische Mandatsgebiet Palästina einwanderte. An der Hebräischen Universität studierte er weiter, ohne jedoch einen Abschluss zu machen. Zunächst war er Mitglied der radikalen jüdischen Organisation Ezel, dann wechselte er zur Untergrundorganisation Lechi. Zweimal wurde er von den britischen Mandatsbehörden inhaftiert, doch jedesmal gelang ihm die Flucht.
Im Jahr 1973 wurde Schamir für den Likud in die Knesset gewählt, deren Mitglied er bis 1996 blieb. Nach dem Rücktritt Mosche Dajans übernahm er 1980 dessen Posten als Außenminister. Er leitete die Verhandlungen mit Ägypten über den Normalisierungsprozess nach dem Friedensvertrag und Gespräche über einen Frieden mit Libanon – das Abkommen wurde allerdings nie von der libanesischen Regierung ratifiziert. Premierminister war er von 1983 bis 1984 und von 1986 bis 1996. In der Zwischenzeit hatte Peres im Rahmen eines Rotationsverfahrens mit der Arbeitspartei (Avoda) das Amt inne.
Im Mai 1991 ordnete Schamir die „Operation Salomo“ an, bei der Tausende Juden von Äthiopien nach Israel geflogen wurden. Zudem vertrat er Israel bei der Nahostkonferenz in Madrid. Vorher hatte er die vieldiskutierte Aussage gemacht: „Die Araber sind dieselben Araber und das Meer ist dasselbe Meer.“ Netanjahu gab dem Verstorbenen im Nachhinein Recht: „Diese Äußerungen mögen damals weitverbreitete Kritik nach sich gezogen gehaben. Heute gibt es sicherlich viel mehr Menschen, die begreifen, dass der Mann grundlegende Wahrheiten sah und verstand und nicht mit den wechselnden Trends schwankte.“
Jitzhak Schamir starb am Samstag nach längerer Krankheit in Tel Aviv. Er hinterlässt seine Kinder Jair und Gilada sowie mehrere Enkel und Urenkel. Am Montag wurde der Sarg in der Knesset aufgebahrt. Die Beisetzung des siebenten israelischen Regierungschefs beginnt um 18 Uhr Ortszeit auf dem Jerusalemer Herzlberg. Er wird neben seiner Ehefrau Schulamit bestattet, die im vergangenen Jahr verstorben war.