JERUSALEM (inn) – Bei den nächsten palästinensischen Präsidentschaftswahlen hat die Jugend in der Region keinen klaren Favoriten. 13,4 Prozent der 15- bis 29-Jährigen würden für den derzeit inhaftierten Fatah-Führer Marwan Barghuti stimmen. Damit ist der wegen mehrfachen Mordes Verurteilte der Kandidat, der die meisten Stimmen sammeln kann. Das geht aus den Ergebnissen einer Umfrage des Jerusalemer Medien- und Kommunikationszentrums in Zusammenarbeit mit der Friedrich-Ebert-Stiftung hervor.
9,5 Prozent der Befragten würden ihre Stimme Ismail Hanije geben, dem stellvertretenden Leiter des Hamas-Poltibüros. 8,5 Prozent sagen Ja zu dem im Exil lebenden Fatah-Führer Mohammed Dahlan. Andere palästinensische Vertreter bekommen noch weniger Stimmen. Die Mehrheit derjenigen, die für Hanije und Dahlan stimmten, kommen aus dem Gazastreifen. Bei Barghuti halten sich Gaza und das Westjordanland die Waage. Die Zentrale Wahlkommission (CEC) teilte mit, dass nach den verschobenen Kommunalwahlen, die für den 8. Oktober angesetzt waren, noch kein neuer Termin feststeht. Die erste Präsidentschaftswahl nach 2005 ist überhaupt nicht in Sicht.
Die Zahlen zeigten auch, dass die Fatah die Partei war und bleibt, der mit 35 Prozent (April 2016: 33,8 Prozent) mehr junge Menschen vertrauten als der Hamas mit 15,3 Prozent (April 2016: 19,1 Prozent). Die Umfrage unter 1.000 Jugendlichen und jungen Erwachsenen zwischen 15 und 29 Jahren machten die Organisationen zwischen dem 28. September und dem 1. Oktober im Westjordanland und dem Gazastreifen.
Wie kommt eine politische Veränderung zustande?
Die Mehrheit der Jugendlichen mit rund 52 Prozent antwortet auf die Frage nach dem besten Weg zu einer politischen Veränderung damit, ein guter Bürger zu sein, indem sie studierten und hart arbeiteten. Jeder Fünfte meint, der Weg sei, sich einer Bürger- oder Graswurzelbewegung anzuschließen. Rund 13 Prozent nannten die Teilnahme an Demonstrationen und jeder Zehnte sieht es als am meisten förderlich, sich einer politischen Partei anzuschließen. 5,2 Prozent sehen Einsamer-Wolf-Angriffe als den besten Weg zur Veränderung.
Eine kleine Mehrheit der Jugend steht dem sogenannten „Islamischen Staat“ (IS) in Bezug auf die palästinensische Sache kritisch gegenüber. 48,1 Prozent der Jugendlichen sagten, dass der IS der palästinensischen Sache geschadet hat. 2,2 Prozent meinten hingegen, dass die Terror-Organisation ihr geholfen habe. 44,6 Prozent der Befragten sehen keinen Einfluss der Miliz auf palästinensische politische Ziele. (mab)Palästinensisches Gericht setzt Wahlen aus (inn)
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