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Pflegedienst im Bunker

Drei Jahre bereitet sich die Deutsche Laura Tscheter auf ihren Einsatz in einem Pflegeheim in Israel vor. Die Ausreise ist für Mitte Oktober geplant. Trotz Kriegsausbruch fliegt sie nach Israel. Für Israelnetz berichtet die Krankenschwester von den Herausforderungen der Pflege im Kriegsgeschehen.
Von Israelnetz
Laura Tscheter Zedakah

Für 15 Monate durfte ich 2019–20 in einem Pflegeheim für Holocaustüberlebende als Volontärin arbeiten. Diese Zeit, besonders geprägt durch die intensiven Monate mit den jüdischen Heimbewohnern und all den Schönheiten des Landes, hat Spuren hinterlassen. Mein Herz habe ich an Israel verloren.

Seit Jahren war es mein Traum, als Krankenschwester zurück nach Israel zu kommen und im Zedakah-Pflegeheim zu arbeiten. Ausschlaggebend für diesen Entschluss war das Privileg, für Gottes Volk diesen Dienst zu tun. Eine besondere Liebe weiterzugeben, durch den Dienst in der Pflege, welche die alten Menschen am Lebensabend verdienen. Gerade weil ihr Start ins Leben so grausam durch den Holocaust begonnen hatte.

Anfang des Jahres 2023 unterschrieb ich meinen Zwei-Jahres-Vertrag. Deutschland adé! Nun wartete ich auf meinen Flug nach Israel. Mitte Oktober sollte es losgehen. Als ich am Morgen des 7. Oktober aufwachte, wunderte ich mich über die vielen Nachrichten von einem israelischen Berichterstatter. Nach und nach wurde mir die Tragik des Tages bewusst. In Schockstarre saß ich in meinem Bett und konnte es nicht glauben: „Wie können Menschen fähig sein, solch grausame Dinge zu tun?“ Den ganzen Tag war ich am Handy und checkte die Nachrichten.

Foto: Israelnetz/mh
Im Gottesdienst in Maisenbach wird Laura Tscheter am 22. Oktober für ihren zweijährigen Dienst in Israel ausgesandt

Ich überlegte, was das für meinen Einsatz bedeuten würde. Ob ich ihn absagen müsse. Doch so richtig gab es nichts, was mich davon abhielt, nach Israel zu fliegen und meinen Dienst zu starten. Von vielen Menschen aus meinem Umfeld bekam ich keinen Zuspruch, manche erklärten mich für verrückt. Doch im Gebet bekam ich die Ruhe und Sicherheit, die Ausreise trotz des Krieges zu wagen.

Alltag mit Geräuschkulisse

Als ich am 23. Oktober in Tel Aviv am Flughafen ankam, lief ich geduckt und immer auf der Suche nach etwas Ungewöhnlichem. Auffällig war nur das erhöhte Aufgebot an Militär und Polizei. Die allgemeine Stimmung war drückend. An diesem Tag gab es weder Anschläge, noch Alarm in Tel Aviv, auch nicht auf der Zugstrecke nach Naharia, das in Nordisrael an der Küste liegt. Am nächsten Tag gab es um die gleiche Uhrzeit Raketenalarm in Tel Aviv. In dieser Situation spürte ich die gnädige und führende Hand Gottes.

In den folgenden Wochen und Monaten wurden die Geräusche des Krieges immer mehr zur Normalität. Ich wohne hier im Pflegeheim in der sogenannten Null-Zone. Neun Kilometer von der libanesischen Grenze entfernt. Das heißt, ich habe genau null Sekunden Zeit, mich in Sicherheit zu bringen, wenn mein Wohnort zum Ziel einer Rakete wird. An der Nordgrenze finden täglich Kämpfe und Schusswechsel statt.

Die Israelischen Abwehr- und Artilleriegeschosse sind so laut, dass ich teilweise einen Gewitterdonner davon nicht mehr unterscheiden kann. Wie oft liege ich wach im Bett und warte auf den Raketenalarm, bereit, ins Bad zu rennen, das mein erster Sicherheitsbereich ist. Meine Tasche auf meinem Bett im Mitarbeiter-Bunker liegt bereit.

Drei Tage nach Kriegsbeginn wurden die zwei Stationen des Pflegeheims in den hauseigenen Bunker verlegt. Das Arbeiten seit vier Monaten auf engstem Raum, und dabei trotzdem dem normalen Stationsalltag nachgehen, ist eine Mammutaufgabe, von der ich dachte, dass ich sie nie schaffen könnte. Es ist schwer, jeden Morgen zu Arbeitsbeginn für achteinhalb Stunden unter Tage zu verschwinden. In einen Raum mit künstlicher Beleuchtung und Bunkerbelüftung.

Zwischen den Bewohnerbetten im Bunker gibt es einen Meter Freiraum, das ist zum Arbeiten sehr eng. Für die 16 Bewohner stehen zwei Waschbecken, zwei Toiletten und eine Notdusche zur Verfügung. Ich möchte nicht näher auf die Probleme der Bewohner eingehen, aber das Verhalten mancher Heimbewohner ist psychisch auffällig. Auch wenn wir sie so oft wie möglich auf die obere Etage und vor die Tür nehmen – ihnen fehlt der Tag-Nacht-Rhythmus, es ist ein hoher Geräuschpegel und sie haben keine Möglichkeit, sich zurückzuziehen.

Inzwischen habe ich mich darauf eingestellt, ständig bereit zu sein, mich und die Bewohner in Sicherheit zu bringen, wenn der Alarm ertönt. Zum Beispiel, wenn ich sie gerade mit dem Rollstuhl nach draußen geschoben habe.

Jeden Tag fallen Soldaten

Ende Dezember ist der Sohn von einem unserer Langzeitmitarbeiter im Gazastreifen tödlich verwundet worden. Er war ein Freund. Täglich lese ich Nachrichten von weiteren gefallenen Soldaten. Wo immer ich unterwegs bin, gehören Soldaten und Soldatinnen in meinem Alter zum Stadtbild.

Trotz der angespannten Kriegssituation fuhr ich vor einem Monat mit einigen Freunden nach Jerusalem. Am Abend standen wir an der Klagemauer. Um uns herum standen tausende Israelis, die einen Gedenkabend für die Geiseln abhielten. Vor uns bildete sich ein Kreis von hunderten Frauen, die Plakate mit den Gesichtern der Geiseln hochhielten und jüdische Volkslieder sangen. Ich stand mitten drin. Ich fühlte mich dem trauernden Volk plötzlich so nah und weinte mit.

Manchmal werde ich gefragt, wie ich mich fühle oder wie es mir im Krieg ergeht. Was soll ich dazu sagen?! Die Fakten sind ja bekannt und seriöse Quellen für Nachrichten gibt es genug. Die Dunkelziffer der Straftaten vom 7. Oktober will ich mir gar nicht vorstellen.

Foto: Israelnetz/mh
Zwischen den Betten der Bewohner ist im Bunker nur wenig Platz

Der Alltag im Ausnahmezustand ist herausfordernd. Oft fühle ich mich machtlos, verzweifelt, eingeengt und müde vom Krieg. Täglich habe ich mit Situationen zu kämpfen, die in meinem Alltag in Deutschland undenkbar gewesen wären. Oft denke ich an die tausenden Soldaten, die da draußen jeden Tag bei Kälte, Nässe und im Dreck um ihr Leben kämpfen. Und um das Überleben dieses Landes und damit auch um den Schutz unserer Heimbewohner.

Für Gottes Volk einstehen

Dass sich jetzt, 80 Jahre nach dem Holocaust, das Vergehen am jüdischen und israelischen Volk wiederholt, macht mich unglaublich fassungslos. Die Feinde Israels sind mehr damit beschäftigt, Israel zu hassen, als ihre eigenen Kinder zu lieben. Am Jom HaSchoah, dem israelischen Holocaustgedenktag, heißt es immer wieder „NEVER AGAIN, nie wieder“. Jetzt zu sehen, wie die Welt auf das Massaker reagiert, ist einfach nur traurig.

Es scheint, dass wir nichts aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt haben. Die Hamas hasst Israel und das jüdische Volk. Dass die Welt das immer noch nicht begriffen hat und an manchen Stellen so tut, als seien ihre Handlungen normaler Widerstand, ist erschreckend. Es macht mich wütend.

Ich kann nur erzählen, wie ich Israel im Kriegs-Ausnahmezustand erlebe. Die Fakten aus den Nachrichten sind schnell erzählt, die Gefühle und Emotionen von den Menschen hier vor Ort, sind komplizierter zu beschreiben. Wichtig ist, sich die richtigen Nachrichten anzuschauen und bei offensichtlichem Verbrechen gegen das Volk Gottes nicht wegzuschauen. Wir müssen endlich aufstehen und für das heilige Land und das Volk Gottes einstehen. Das israelische Volk wünscht sich doch einfach nur Frieden!

Laura Tscheter ist ausgebildete Krankenschwester. Während im Oktober 2023 viele Deutsche zweifelhaft versuchten, Israel zu verlassen, flog sie nur zwei Wochen nach Ausbruch des Krieges nach Israel. Seitdem arbeitet die 23-Jährige im Ehrenamt in dem Zedakah-Altenpflegeheim in Maalot.

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4 Antworten

  1. Ich bewundere das Engagement von Laura Tscheter für Israel. Gott segne sie ! Ich wünsche Ihr eine gute Zeit in Israel !

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  2. Vielen Dank für diesen ausführlichen Bericht.

    Meine Gedanken zum 15. Absatz:

    Die Verbrechen am jüdischen Volk, die Aufrufe zur Auslöschung Israels (und der USA), die unverschämtesten Lügen, die sofortige Beschuldigung Israels bei Problemen oder Angriffen (wie auf das Shifa-Krankenhaus in Gaza) — alles macht mich äußerst fassungslos.
    Ich erwischte mich irgendwann im Januar sogar mal bei dem Gedanken, den Allmächtigen zu fragen, warum er das alles zulässt. Aber ER wies mich gleich in die Schranken — Baruch haSchem!
    Ich habe keine Autorität, den Allmächtigen zu hinterfragen. ER weiß genau, was er tut. Und ER hält sich an sein Wort, an seine Verheißungen. ER ist so anders als wir Menschen, so perfekt! HalleluJah!

    Und zum 16. Absatz:
    Die Terroristen kann man genauso wenig verstehen wie ihre Unterstützer, seien es Staaten, Organisationen, Medien, Personen der Öffentlichkeit,…

    Doch eines Tages wird das alles vorbei sein. Eines Tages wird Israel Ruhe und Frieden haben und die Feinde — verschwunden, verheißt der Allmächtige.

    Wie gut es tut, SEIN WORT zu kennen und an IHN zu glauben! Hoffnung, Trost, Segen,…

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  3. Liebe Laura, du bist wahrhaftige Hoffnung in Person. Danke für Deinen Dienst und Deine wirklich ansteckende Liebe zu unseren Geschwistern, Gottes Volk Israel!

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  4. Liebe Laura, ich wünsche Dir alles Gute für deine Arbeit in Israel. Gleichzeitig wünsche ich dir viel Erfolg im Einsatz bei deiner zukünftigen Arbeit zur Linderung des Pflegenotstandes in der BRD

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