Das jüdische Pessachfest, das an die Befreiung aus der ägyptischen Sklaverei in biblischer Zeit erinnert, beginnt am Montagabend mit dem traditionellen Seder. Aus Furcht vor Anschlägen hat Verteidigungsminister Mosche Ja‘alon eine Abriegelung der palästinensischen Gebiete verfügt. Diese tritt nur für humanitäre oder medizinische Fälle außer Kraft. Sie endet am Dienstag um Mitternacht. An Orten, die während der Festtage traditionell von vielen Menschen besucht werden, erhöht die Polizei ihre Präsenz. Dies berichtet die Tageszeitung „Yediot Aharonot“.
Auch die Helfer des Rettungsdienstes „Roter Davidstern“ sind in besonderer Bereitschaft. Die Organisation bittet während der Festwoche vermehrt um Blutspenden. Vor allem in und um Tel Aviv rechnet die Polizei zudem mit Staus. In der Jerusalemer Altstadt dürfen in den kommenden Tagen nur Anwohner Privatautos benutzen. Anlass sind die zu erwartenden Gebetsversammlungen an der Klagemauer, aber auch die Prozessionen und Gottesdienste zur christlichen Karwoche und zum Osterfest.
Die Polizei verstärkt ihre Patrouillen in der Sedernacht, weil zum Auftakt der Festwoche in der Vergangenheit deutlich mehr Einbrüche registriert wurden. Auch hat sie Empfehlungen für die Bürger veröffentlicht. So sollen sie das Licht in mehreren Zimmern anlassen und dezent das Radio anschalten, bevor sie das Haus verlassen. Die Sicherheitskräfte raten dazu, die Nachbarn über die Abwesenheit zu informieren und Kontaktdaten zu hinterlassen.
Damit auch Soldaten im Dienst Pessach feiern können, hat die Armee 75 Tonnen Matzen besorgt. Denn gläubige Juden essen während des Pessachfestes nichts Gesäuertes. Auch 13.000 Flaschen Traubensaft und 9.000 Flaschen Sprudelgetränke gehören zu der militärischen Bestellung. Hinzu kommen 6,5 Tonnen Nilbarsch (Viktoriabarsch), 45 Tonnen Fleisch sowie für den Nachtisch 7,5 Tonnen Marmor- und Schokoladenkuchen und Kekse. Alles ist koscher für Pessach.
Hintergrund
Das Pessach-Fest (Passah) erinnert die Juden an die Befreiung aus der Sklaverei in Ägypten unter Moses Führung. Es beginnt am Abend des 15. Tages des Monats Nissan – in diesem Jahr am Abend des 14. April – und dauert eine Woche. Am ersten und am letzten Tag der Festwoche wird in Israel nicht gearbeitet. Die Schüler haben Pessach-Ferien.
Das biblische Buch Exodus (2. Mose) schildert, wie sich die Israeliten auf den Auszug aus Ägypten vorbereiteten. Weil sie keine Zeit hatten, um Sauerteig anzusetzen, aßen sie ungesäuerte Brote (Matzen). Aus diesem Grund müssen bis heute während des Pessach-Festes alle Speisen ohne Sauerteig zubereitet werden. Bereits mehrere Wochen vor dem Fest beginnen Juden, das ganze Haus zu putzen, bis kein Sauerteig mehr zu finden ist. Das Alltagsgeschirr wird gegen spezielles Pessach-Geschirr ausgetauscht. Vor dem Seder-Abend, der das Fest eröffnet, werden die Sauerteigreste symbolisch verbrannt.
„Seder“ ist das hebräische Wort für „Ordnung“. Die Bezeichnung bezieht sich auf den festen Ablauf des ersten Festabends, der in der Haggadah (Erzählung) aufgeschrieben ist. Die Haggadah enthält Lobgebete, Lieder, Bibeltexte und weitere liturgische Elemente. Wichtig sind die vier Fragen, die traditionell der jüngste Sohn stellt. Darin wird geklärt, worin sich diese Nacht von allen anderen Nächten des Jahres unterscheidet. Der Familienvater antwortet, indem er die Geschichte von der Sklaverei des Volkes Israel und vom Auszug aus Ägypten erzählt.
Zum Seder gehören Matzen, vier Gläser Wein oder Traubensaft und symbolische Speisen. Sie deuten unter anderem auf die Fronarbeit in Ägypten und das einstige Opfer im Tempel. Es gibt auch eine Festmahlzeit. Ein Weinglas steht für den Propheten Elia bereit. Er soll die Ankunft des von den Juden erwarteten Messias ankündigen, sobald sie unmittelbar bevorsteht.
Zur Zeit des Tempels pilgerten viele Menschen nach Jerusalem, um das Pessach-Lamm zu opfern. Heute schlachten nur noch die Samaritaner zum Fest ein Lamm. Sie leben als kleine Gruppe auf dem Berg Garizim in der Nähe der palästinensischen Autonomiestadt Nablus sowie in der israelischen Stadt Holon.
Jeder Jude soll Pessach so feiern, als wäre er selbst aus Ägypten ausgezogen. Vor allem in Zeiten der Unterdrückung hoffen Juden darauf, dass Gott auch sie aus dieser Sklaverei befreien wird.