WASHINGTON (inn) – Der Vorsitzende der Arbeitspartei und ehemalige Premierminister Schimon Peres hat am Montag auf seiner Reise in die USA Premierminister Ariel Scharon aufgefordert, alles Land zurückzugeben, das 1967 erobert wurde. Die Realität im Nahen Osten habe sich verändert und Scharon müsse dem Rechnung tragen.
Wie die Tageszeitung „Ha’aretz“ berichtet, sagte Peres bei einem Treffen mit US-Außenminister Colin Powell und der Nationalen Sicherheitsberaterin im Weißen Haus, Condoleezza Rice, Israel habe kein moralisches Recht auf das Westjordanland und den Gazastreifen. „Die Zeit ist kurz“, um sich mit dem palästinensischen Premierminister Ahmed Qrea zu einigen, warnte Peres.
Der Plan Scharons, den Gazastreifen zu räumen, reiche nicht aus. Stattdessen müsse Israel „jeden Zentimeter“ des Landes abgeben, den es im Sechs-Tage-Krieg von 1967 erobert habe, fordert der ehemalige Premier. „Wenn man zehn Prozent des Landes behält, behält man 100 Prozent des Konfliktes“. Dies sei „keine politische Entscheidung, sondern eine moralische“, so Peres.
Wenn Israel keinen kompletten Rückzug durchführe, „wartet die Katastrophe hinter der Ecke“, warnte er. „Ich glaube, Scharon steckt in einer schweren Zeit, in der er seine Meinung ändert. Es wird nicht einfach sein“.
Schimon Peres hatte 1994 den Friedensnobelpreis gemeinsam mit dem damaligen Premierminister Jitzhak Rabin und PLO-Chef Jasser Arafat bekommen. Das von ihm propagierte Oslo-Abkommen gab den Palästinensern mehr Eigenkontrolle über das Westjordanland und den Gazastreifen. Nachdem das Abkommen sechs Jahre später unter einer Welle der Gewalt und des palästinensischen Terrors unterging, stand Peres in der Kritik, seine Zugeständnisse hätten das Erstarken des palästinensischen Terrorismus in Israel erst ermöglicht.