Das Museum in der Hauptstadt Riga ist Žanis and Johanna Lipke gewidmet. Sie wurden 1966 von der Jerusalemer Schoahgedenkstätte Yad Vashem als „Gerechte unter den Völkern“ anerkannt. Dieser Ehrentitel wird ausschließlich an Nichtjuden verliehen, die Juden in der Verfolgung beigestanden haben. Es ist die höchste Auszeichnung des jüdischen Volkes.
Während der deutschen Besatzung Lettlands hatte der Hafenarbeiter Žanis Lipke ungefähr 50 Juden in einem unterirdischen Schacht versteckt. Der Bunker hatte eine Fläche von rund neun Quadratmetern. Das Versteck befand sich in der Nähe des heutigen Museumsgeländes. Die Gedenkstätte sieht wie ein umgestürztes Schiff aus und zeigt, wie Juden während der Nazizeit im Untergrund lebten. Dies berichtet das Internetportal „European Jewish Press“.
Peres erinnerte bei der Eröffnungszeremonie am Dienstag an 25.000 Juden, die binnen zwei Tagen im Rumbula-Wald nahe Riga ermordet wurden. Doch gegen die Nazis „gab es Widerstand von mehreren Dutzend Letten, die während dieser furchterregenden Zeiten jüdische Leben retteten, wobei sie ihr eigenes Leben riskierten. Solche Leute wurden mit dem Ehrentitel ‚Gerechter unter den Völkern‘ ausgezeichnet. Wir werden dies nie vergessen“.
Bereits am Montag hatte Peres mit dem lettischen Staatspräsidenten Andris Bērziņš an einer Gedenkveranstaltung für die 25.000 Opfer der Massenerschießungen teilgenommen. An einem Denkmal in dem Wald legte das israelische Staatsoberhaupt einen Kranz nieder.
„Ich bin mit tiefen und verwickelten historischen Gefühlen nach Lettland gekommen, ebenso mit großer Hoffnung für die Zukunft“, sagte Peres vor der Zeremonie. „Lettische Juden haben heute ein jüdisches Leben, sprechen ihre eigene Sprache und wahren ihre eigene Kultur. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass die Nazis hier viele Juden getötet haben – wir können und dürfen das nicht vergessen. Aber die Vergangenheit ist die Vergangenheit, und wir müssen diese Tragödie durch die Hoffnung auf eine bessere Welt und ein besseres Leben ersetzen.“
Der lettische Amtskollege Bērziņš bezeichnete Rumbula bei der Einweihung der Gedenkstätte als „stummen Zeugen für das unvorstellbare Übel, das Menschen begehen können“. „Heute sind wir in einem Gebäude, das Ähnlichkeit mit Noahs Arche hat. Es erinnert daran, dass es selbst in den dunkelsten Zeiten Menschen gibt, die Menschlichkeit und Mitleid bewahren können. Angesichts der harten Bedingungen des Krieges können wir jene Menschen nicht hoch genug einschätzen, die den Mut und die Selbstlosigkeit hatten, ihr eigenes Leben zu riskieren, indem sie andere retteten.“
Weiter sagte das lettische Staatsoberhaupt: „Žanis Lipke war ein einfacher Hafenarbeiter, dessen Mittel und Ressourcen sehr begrenzt waren. Trotzdem riskierten er und seine Ehefrau Johanna mit mehreren anderen Helfern ihr Leben und das ihrer Lieben, indem sie mindestens 55 Juden während des Krieges retteten, wobei sie in wunderbarer Weise den Repressionen des Naziregimes entgingen.“ Der Präsident betonte, dass die jüngeren Generationen von diesen dunklen Seiten der Geschichte erfahren müssten, damit derartiges nicht wieder geschehen könne. „In gleicher Weise müssen wir über den Heldenmut von Žanis Lipke und anderen sprechen, um uns daran zu erinnern, dass eine einzelne Person durch persönliche Entscheidung und Hingabe die Welt zum Besseren verändern kann.“
Lob und Kritik für EU
Bei einem Treffen mit Bērziņš dankte das israelische Staatsoberhaupt Lettland für dessen Einwilligung, den militärischen Arm der Hisbollah auf die Terrorliste der EU zu setzen. „Israel schätzt Lettlands Unterstützung für die Entscheidung der Europäischen Union“, zitiert ihn das israelische Präsidialamt. „Die Hisbollah ist eine Terror-Organisation, die Unschuldige in Bulgarien und in anderen Staaten getötet hat. Zur Zeit ist sie am Blutvergießen im Nahen Osten und an der Zerstörung in Syrien beteiligt.“
Hingegen kritisierte Peres die Entscheidung, wirtschaftliche Verträge auf das Gebiet innerhalb der „Grünen Linie“ zu beschränken, als schädlich für die Friedengespräche: „Die Europäische Union muss den Friedensprozess fördern, aber die Verhandlungen selbst muss sie Israel und den Palästinensern überlassen und sich entwickeln lassen. Man muss einen Horizont entdecken – die Einmischung, die von der Europäischen Union derzeit gefordert ist, ist eine Unterstützung des Friedensprozesses und der beiden Seiten.“ Die Verhandlungen „können mit dem Ende des Konfliktes enden – erforderlich sind schwere und historische Entscheidungen von beiden Seiten“.
„Lettland bot Juden Asyl“
Bērziņš lobte laut einer Mitteilung des lettischen Präsidialamtes die Beziehungen zwischen den beiden Ländern: „Lettland und Israel haben sich als loyale Partner erwiesen und als zwei Länder, die durch freundschaftliche Beziehungen und einen Wunsch nach gemeinsamer Wohlfahrt miteinander verbunden sind.“
Der lettische Präsident fügte an: „Wir sind stolz darauf, dass Lettland während seiner ersten Zeit der Unabhängigkeit eines der wenigen Länder im Völkerbund war, die jüdischen Flüchtlingen aus dem Dritten Reich Asyl boten. Unter ihnen war der herausragende Historiker, Publizist und Aktivist Schimon Dubnow, nach dem die jüdische Oberschule in Riga benannt ist. Israels angesehener Titel ‚Gerechter unter den Völkern‘ ist an 135 Menschen in Lettland verliehen worden, die Juden retteten.“
Bērziņš ging auch auf die kulturelle und akademische Zusammenarbeit ein: „Ich bin wahrhaft erfreut über unsere enge Partnerschaft in Kultur und Bildung. Mit der Unterstützung des lettischen Staates wurde die Synagoge von Riga 2009 wiedereröffnet, und 2010 zog die jüdische Oberschule in neue und renovierte Einrichtungen. Dank der Hilfe vom Staat Israel konnten Studenten in Lettland an Vorlesungen von Gastprofessoren von der Universität Tel Aviv teilnehmen. Ab diesem Oktober werden sie einen Masterabschluss in internationaler Unternehmensverwaltung in Israel erwerben können.“
Das lettische Staatsoberhaupt äußerte die Hoffnung, dass die Friedensgespräche zwischen Israel und den Palästinensern „mit zwei Ländern gekrönt werden, die Seite an Seite in Frieden und Sicherheit leben“. Der baltische Staat unterstütze Peres‘ diesbezügliche Bemühungen.