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Peres ehrt selbstlosen Bergsteiger

JERUSALEM (inn) – Im Mai rettete Nadav Ben-Jehuda einem türkischen Bergsteiger das Leben – nun hat ihn der israelische Staatspräsident für seine Mitmenschlichkeit ausgezeichnet. Der 24-Jährige hatte durch seine Rettungsaktion kurz vor dem Ziel darauf verzichtet, als jüngster Israeli auf den Gipfel des Mount Everest zu gelangen.
Die Rettung eines türkischen Bergsteigers war dem Israeli Nadav Ben-Jehuda wichtiger als der Gipfel des Mount Everest.

Vier Finger des Jurastudenten aus Rehovot sind erfroren, als er dem Türken Aydin Irmak auf dem höchsten Berg der Welt beistand. „Es war eine spontane Entscheidung in 8.000 Meter Höhe, wo die Luft dünn ist und dein kognitives Können sehr niedrig ist“, sagte Ben-Jehuda der Tageszeitung „Ma‘ariv“. „Ich habe das Richtige getan und einen Menschen gerettet. Das war es wert, auch den Preis der Verletzung an meinen Fingern.“
Etwa 250 Meter vor dem Ziel hatte der Israeli den bewusstlosen türkischen Bergsteiger erblickt. Er trug ihn mehrere Stunden lang den Hang hinunter, bis er auf eine Gruppe stieß, die ihm half. Schließlich erreichten sie den Bergrücken, wo ein Rettungshubschrauber die beiden Kletterer mitnahm (Israelnetz berichtete). Ben-Jehuda erlitt Erfrierungen an vier Fingern und zwei Zehen. Eine Amputation war allerdings nicht nötig. Er begann eine intensive Rehabilitation und trägt derzeit rechts einen Handschuh.
Vor der Auszeichnung durch das israelische Staatsoberhaupt erzählte er: „Ich war sehr aufgeregt, als ich die Mitteilung bekam. Als ich Irmak rettete, dachte ich selbstverständlich nicht an Preise oder Auszeichnung.“ Wenn er in ähnliche Umstände geriete, würde er genauso handeln. „Ich bin dem Präsidenten sehr dankbar und jedem, der mich unterstützt hat.“
„Gipfel der Menschlichkeit erreicht“
Mit Rücksicht auf die Verletzung schüttelte Schimon Peres dem Preisträger bei der Verleihung am Dienstag die linke Hand. „Sie haben den geographischen Gipfel verpasst, aber Sie haben den Gipfel der Menschlichkeit erreicht – wo Sie groß, stark und mutig stehen“, kommentierte der Staatspräsident Ben-Jehudas Tat laut einem Bericht der Zeitung „Jerusalem Post“.
Mit dem 46-jährigen Türken steht der Israeli in Kontakt: „Wir telefonieren von Zeit zu Zeit und interessieren uns für das Ergehen des jeweils anderen. Ich freue mich sehr, dass ich ihn gerettet habe und er am Leben ist, und ich glaube, dass jeder das täte, was ich getan habe.“
Am morgigen Donnerstag will Ben-Jehuda nach Georgien fliegen, um einen etwa 5.000 Meter hohen Berg im Kaukasus zu besteigen. Dies soll nach dem Vorfall der erste Test für ihn sein, ob er auch in Zukunft seinem Hobby nachgehen kann. „Ich fürchte mich sehr vor diesem Augenblick, in dem mir klar werden kann, dass ich das Bergsteigen vergessen muss“, gestand er am Montag ein.
Ehrenamtspreise für engagierte Israelis
Die Auszeichnung erhielt der Lebensretter im Rahmen der Zeremonie zum staatlichen Ehrenamtspreis. Der Nationale Rat für das Ehrenamt feiert sein 40-jähriges Bestehen. Peres erinnerte an die Anfänge. Die freiwillige Tätigkeit habe nicht erst mit der Staatsgründung begonnen, sondern lange zuvor, als die Türken das Land verließen.
Die Bevölkerung vor der Staatsgründung habe weder Erfahrung noch Geld gehabt, fügte das Staatsoberhaupt hinzu. Die einzige Person, die etwas von Finanzen verstand, sei Jitzhak Ben-Zvi gewesen, der später der zweite Staatspräsident wurde. „Aber er handelte mit alten Münzen.“ Israel habe nur eine wichtige natürliche Ressource: die menschliche. Es sei „eine Nation der Ehrenamtlichen“.
Unter den zwölf Preisträgern ist Ada Aharoni, die in Ägypten geboren wurde. Sie hat zahlreiche Projekte initiiert, die den Frieden zwischen Juden und Arabern fördern sollen. Der 16-jährige Ben Havardi aus Kirijat Bialik hat bereits mit neun Jahren angefangen, sich auf ehrenamtlicher Basis zu engagieren. Er hilft Kindern und bedürftigen älteren Bürgern. Sein Motto: „Die Liebe, die man bekommt, ist gleichbedeutend mit der Liebe, die man gibt.“
Ausgezeichnet wurde auch das internationale Projekt „Save a Child’s Heart“ (Rettet das Herz eines Kindes) mit Sitz in Israel. Es will herzkranken Jungen und Mädchen in Entwicklungsländern eine medizinische Versorgung ermöglichen. Die Organisation hat bislang 60 Ärzteteams ins Ausland geschickt. In Israel wurden bereits 3.000 Kinder aus 42 Ländern operiert.
Auch der querschnittgelähmte frühere Kampfpilot Juval Wagner wurde geehrt. Er war mit seinem Militärhubschrauber verunglückt. Trotz seiner Lähmung blieb er in der Luftwaffe und setzte sich für die Integration von Menschen mit Behinderungen in die israelische Gesellschaft ein. Dafür gründete er 1999, ermutigt durch den damaligen Staatspräsidenten Eser Weizman, die Organisation „Access Israel“.
Der Scheich Ali Sallah Nasreldin, der 47 Jahre lang für die israelische Wassergesellschaft „Mekorot“ gearbeitet hat, erhielt ebenfalls einen Preis. Er hatte sich während dieser Zeit darum bemüht, die Koexistenz zwischen jüdischen, drusischen, muslimischen und christlichen Angestellten zu fördern. Zudem hielt er Vorlesungen über die Wasserprobleme des Landes für Studenten in Westgaliläa. Dabei regte er seine Zuhörer aus unterschiedlichen ethnischen Hintergründen dazu an, gemeinsam Lösungen zu finden.

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