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Papstnachlese aus dem Kuriositätenkabinett

JERUSALEM / BETHLEHEM (inn) – Nicht nur Gebete an unterschiedlichen Wegstationen haben die Nahostreise des Papstes gesäumt. Auch weniger auffällige Kuriositäten sind im Rückblick zu beachten.
Gelebte Demut: Der Papst trägt seine Aktentasche selbst.

So wurde die Bescheidenheit des Papstes sichtbar, als er mit seiner verbeulten schwarzen Aktentasche in der Hand das Flugzeug bestieg. Bei der Begrüßungszeremonie auf dem windigen Ben-Gurion-Flughafen flogen dem Papst immer wieder die Schulterflügel seines weißen Gewandes ins Gesicht. Einmal musste ihm der israelische Staatspräsident Schimon Peres helfen, sich von dem Tuch zu befreien. Denn der bescheidene Papst hat alle Sekretäre entlassen, die den Vorgängern stets hilfreich zur Seite standen.
Die israelischen Berichterstatter redeten von unterschiedlichen Göttern, je nachdem, wen sie gerade zitierten. Der christliche Gott des Papstes hieß auf Hebräisch „El“. Wenn ein Jude sprach, war die Rede von „Elohim“ (eigentlich Gott in der Mehrzahl, aber in der Hebräischen Bibel gebräuchlich). Die Rabbiner verwendeten andere im Hebräischen verbreitete Gottesbezeichnungen wie „HaSchem“ (Der Name), „HaMakom“ (Der Ort) oder „HaKadosch Baruch Hu“ (Der Heilige, gelobt sei er). Die in der Bibel erwähnte Gottesbezeichnung „JHWH“ kommt keinem Juden über die Lippen.
Eine bemerkenswerte Neuerung gab es bei der Erwähnung Jesu. Üblicherweise wird von Jeschu geredet, eine Verballhornung seines Namens. Eigentlich müsste er Jeschua genannt werden, was „Erlösung“ bedeutet. Ein Reporter verriet, dass ihn Vertreter des Vatikans gebeten hätten, Jesus nur mit vollem Namen zu erwähnen.

Hebräisch oder Aramäisch?

Die britische Presse war fasziniert von einem Schlagabtausch zwischen dem Papst und dem israelischen Premierminister. Mit nationalistischem Stolz sagte Benjamin Netanjahu: „Jesus war hier, in diesem Land. Er sprach Hebräisch.“ Der Papst konterte: „Aramäisch.“ Netanjahu erwiderte rechthaberisch: „Er sprach Aramäisch, verstand aber Hebräisch.“ Forscher meinten, dass Aramäisch die Umgangssprache gewesen sei, dass aber die ärmeren Schichten eher Hebräisch sprachen. Jesus beherrschte wohl beide Sprachen. Im Neuen Testament sind Original-Sprüche Jesu in beiden Sprachen wiedergegeben: „talita kumi“ (Markus 5,41) und „eli, lama asavatani“ (Matthäus 27,46).
„Honestreporting“, eine medienkritische Organisation, empfand es als geschmacklos, dass das israelische Presseamt eine Kamera in die Ritze der Klagemauer gesteckt habe, vor der Franziskus ehrfürchtig betete. Das „intrigierende“ Foto wurde als unlauteres Eindringen in die Privatsphäre des Papstes verurteilt.

Israelis kritisieren und loben Propaganda

Erwartungsgemäß gab es in Israel Kritik an der palästinensischen Propaganda-Kampagne rund um den Papstbesuch in Bethlehem. So wird dem Papst vorgeworfen, mehrmals vom „Staat Palästina“ gesprochen zu haben, als gäbe es ihn schon. Der Papst dürfte auch über den Umweg vom Amtssitz des Präsidenten Mahmud Abbas zum Krippenplatz informiert gewesen sein, damit die Autokolonne an der Sperrmauer stoppen könne. Dort lieferte der Papst mit einem Gebet das ikonische und propagandistisch wirksamste Bild seiner ganzen Reise: Das Papamobil stoppte nicht irgendwo an dem Sperrwall aus grauem Beton. Der Papst stand fotogen zwischen den aufgesprühten Graffiti: „Befreit Palästina“, „Apartheidmauer“ und „Warschauer Ghetto“. Israelische Profis freilich lobten die Palästinenser für diesen wohlgeplanten Coup.
Nachdem der Papst dort sein Papamobil wieder bestiegen hatte und die Neugierigen segnete, hielt ein Mann sein Kleinkind dem Papst entgegen. Der küsste es natürlich. Der Junge stiebitzte prompt das weiße Zucchetto (Käppchen) vom Hinterkopf des Papstes und wollte es sich selber aufsetzen … wenn es der Papst ihm nicht blitzschnell wieder weggeschnappt hätte. Nach der Messe hängte ein Palästinenser dem Papst zwischen die Hörner seiner Mitra einen Palästinenserschal. Aber den warf ein Sicherheitsmann schnell weg.
Kritik und Hohn ernteten die überdimensionalen künstlerischen Montagen an den Hauswänden rund um den Krippenplatz Bethlehems, wo der Papst seine Messe zelebrierte. Klassische Gemälde von Rafael oder Rembrandt mit biblischen Szenen wurden „ergänzt“, so dass da nicht Isaak durch Abraham geopfert wurde – Muslime glauben, dass Abraham bereit war, Ismael zu opfern. Oder dass nicht Jesus vom Kreuz abgenommen wird, sondern ein moderner Palästinenser, dessen Beine den Leib Jesu vervollständigen, während israelische Soldaten zuschauen.
Hinter dem Altar hing eine riesige gemalte Krippenszene. Ein muskulöses Jesuskind lag da in der Krippe. Als Windel war ihm ein Arafat-Tuch um die Lenden gemalt. In Kommentaren bei Facebook löste das keine Entrüstung aus. Im Gegenteil: Das symbolische Palästinensertuch als Windel sei doch dessen bester Bestimmungszweck. Vertreter des Vatikans oder den Papst störte es offensichtlich nicht, dass Jesus hier zum Palästinenser gemacht worden war.

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