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Papst im Panzer durch Jerusalem?

Papst Franziskus bereist kommende Woche das „Heilige Land“. Die Stationen führen durch politisch vermintes Gelände. Für die Israelis geht die Sicherheit des Kirchenmannes über alles – notfalls auch gegen die Vorstellungen des Vatikans.
Wohlumsorgt: Bei seinem Besuch im "Heiligen Land" muss sich der Papst nach den Sicherheitsansprüche der Israelis richten.

Protokoll ist nicht jedermanns Sache, aber wenn der Papst kommt, muss jedes Detail genau abgesprochen sein, um politische Skandale zu vermeiden und die Sicherheit des Kirchenmannes zu garantieren.
Laut einem vorab an die Presse verteilten Reiseprogramm wird der Papst am 25. Mai per Helikopter von Jordanien nach Bethlehem im palästinensischen Autonomiegebiet fliegen. Jordanien wird die Ehre haben, ihm einen Hubschrauber zu stellen. Von Bethlehem geht es nach einer Messe, einer Rundfahrt „im offenen Wagen“ und Gesprächen per Helikopter weiter zum offiziellen israelischen Empfang auf dem Ben-Gurion-Flughafen nahe Tel Aviv. Nirgendwo steht, welche Nationalität der Hubschrauber für die Strecke zwischen „Palästina“ und Israel haben werde. Anders als noch zu Zeiten des früheren Palästinenserführers Jasser Arafats verfügen die Palästinenser nicht mehr über eigene Helikopter.
Ein Sprecher des israelischen Außenministeriums wusste keine Antwort auf diese „interessante“ Frage. Ein kurzes Telefonat mit einem anderen israelischen Verantwortlichen für den Papstbesuch ergab Streit. Der wollte erst einmal wissen, wer sich erkundige und zu welchem Zweck. Nach weiterem Hickhack und dem Versuch, möglichst keine Antwort zu liefern, kam heraus, dass der jordanische Hubschrauber den Papst auch nach Israel transportieren werde.

Reise nach Jerusalem

Nach der offiziellen Empfangszeremonie auf dem Flugfeld wird der Papst einen israelischen Helikopter besteigen. Damit fliegt Franziskus zum „Helipad“ auf dem Skopusberg neben der Residenz des Nuntius auf politisch vermintes Territorium. Denn der Skopusberg, die Fortsetzung des biblischen Ölbergs, liegt in dem von den Palästinensern als Hauptstadt beanspruchten „traditionell arabischen, von Israel völkerrechtswidrig besetzten und annektierten Ostjerusalem“ – also im Osten von Israels „ewiger“ Hauptstadt. Das sind die üblichen Formeln beider Seiten für Ostjerusalem.
Von Bethlehem nach Jerusalem wären es nur 10 Kilometer gewesen, aber auf dem Skopusberg hätte aus politischen und logistischen Gründen nicht die offizielle Empfangszeremonie für den Papst im Staat Israel stattfinden können. Ganz ohne Empfang mit Flaggen, Hymne und feierlichen Reden geht es aber aus protokollarischen Gründen nicht. Deshalb wurde der 60 Kilometer weite Umweg zum Ben-Gurion-Flughafen notwendig.

Sorge um Sicherheit

Bei Vorgesprächen zwischen Vertretern des Vatikans und Israels gab es erste Unstimmigkeiten. Teilgenommen hatten Beamte des Außenministeriums, des Büros des Premierministers, des Geheimdienstes und anderer israelischer Behörden, die den Papstbesuch bewältigen müssen. Für den Vatikan war der Nuntius, der „Vatikan-Botschafter“, gekommen, wie üblich „wunderbar gekleidet mit kostbaren Gewändern“, wie einer der israelischen Teilnehmer verriet. Der Nuntius habe gesagt: „Der Heilige Vater ist eine sehr bescheidene Person. Er weigert sich, in eine Limousine zu steigen oder gar in eine gepanzerte Karosse.“ Der anwesende israelische Geheimdienstmann geriet ins Schwitzen. Er sorgt sich natürlich nur um die Sicherheit des Papstes. Ein Teilnehmer, der namentlich nicht genannt werden wollte, witzelte: „Wir Israelis hätten es am liebsten, wenn der Papst im Panzer durch Jerusalem fährt, damit ihm nichts zustößt.“
Laut dem britischen Wirtschaftsmagazin „The Economist“ hat sich ein Vatikan-Sprecher schon darüber beklagt, dass Israel die Stadt Jerusalem in ein „Militärlager“ verwandeln wolle, um die „christlichen Massen“ mit einem Sicherheitskordon auf gebührende Distanz vom Papst zu halten. Der Presse wurde mitgeteilt, dass nur ausgewählte TV-Teams und je ein Reporter für Print- und Fotomedien an den Zeremonien mit dem Papst teilnehmen könnten. Manche Begegnungen des Papstes, etwa mit dem griechisch-orthodoxen Patriarchen, seien für die Presse „geschlossen“. Vor der Klagemauer und der Grabeskirche werde es jeweils nur kleine Tribünen mit begrenzten Plätzen geben. Zudem wurde mitgeteilt, dass die Polizei alle Straßen 45 Minuten vor der Passage des Papstes „hermetisch absperren“ wolle. Zudem bestünden die Israelis darauf, dass der Papst in einer gepanzerten Limousine fahre.

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