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Palästinensischer Nobelpreiskandidat nach Kanada gezogen

TORONTO (inn) - Vor einem halben Jahr verlor er drei Töchter durch israelisches Panzerfeuer, jetzt ist der palästinensische Arzt Eseldin Abu al-Aisch mit seiner Familie nach Kanada gezogen. Eine weitere Tochter, die schwer verletzt wurde, träumt nun von einer Karriere als Computertechnikerin. Von Bitterkeit gegenüber Israel ist in der Familie weiterhin nichts zu spüren.

„Ich habe Sehnsucht nach meinen Schwestern“, sagte die 17-jährige Schadar Abu al-Aisch gegenüber der israelischen Tageszeitung „Jediot Aharonot“. „Es gibt Augenblicke, in denen ich es nicht schaffe, die Tränen zurückzuhalten, und plötzlich in Weinen ausbreche.“ Sie sei sicher, dass sie nach Gaza zurückkehren werde, doch bis dahin genieße sie das ruhige Leben.

Das Haus des Arztes war am 17. Januar während der Operation „Gegossenes Blei“ getroffen worden. Drei Töchter und eine Nichte starben, fünf weitere Kinder überlebten. Schadar und eine Kusine von ihr wurden schwer verwundet. Zunächst sah es so aus, als wären die Mädchen durch eine palästinensische Granate ums Leben gekommen. Doch dann ergab eine Untersuchung der israelischen Armee, dass es sich um ihr eigenes Panzerfeuer handelte.

Operation in Israel

Schadar wurde im israelischen Tel HaSchomer an den Augen operiert, ein zweiter Eingriff steht bevor. „Meine Augen sind jetzt in einem verhältnismäßig guten Zustand. Ich kann sehen. Nicht perfekt, aber ich sehe. Manchmal stört mich das im Laufe des Tages, aber im Großen und Ganzen geht es mir jetzt gut. Selbstverständlich würde ich gerne auf diese Verletzung verzichten, aber sie ist eine Art Narbe, die ich seit jenem Tag auf mir trage. Eine lebende und schmerzhafte Erinnerung.“

Am vergangenen Wochenende zogen sie nach Kanada, um neues Leben zu beginnen. Den Entschluss fasste die ganze Familie: „Wir hatten die Möglichkeit, entweder nach Toronto oder nach Haifa zu ziehen, und am Ende beschlossen wir, hierherzukommen. Ich persönlich bin zufrieden, weil das Lernen hier auf einer völlig anderen Stufe geschieht als das Bildungssystem in Gaza. Beim Rest der Familie sind die Meinungen geteilt. Am ersten Tag haben sie sich etwas beschwert, aber jetzt sind alle ziemlich zufrieden. Vater arbeitet an der Universität Toronto, und auch meine große Schwester hat schon Arbeit gefunden.“

Schadar nimmt Englischstunden und möchte im neuen Schuljahr das College besuchen. Später will sie Computertechnikerin werden, heiraten und Karriere machen. „Ich war schon zweimal außerhalb des Gazastreifens, aber ich bin zum ersten Mal in Kanada. Alles ist hier sehr viel anders als in Gaza. Das Leben ist viel angenehmer und sicherer. In Gaza hatte ich jeden Augenblick Angst. Hier ist es nicht so, und das ist einer der Gründe dafür, dass wir hierhergekommen sind.“

Für Friedensnobelpreis nominiert

Nach dem Tod seiner Töchter hatte der Arzt erklärt: „Wir machen alle Fehler, und wir können sie nicht wieder gut machen“. Er fügte hinzu: „Wir haben zwei Möglichkeiten: den Weg der Dunkelheit oder den Weg des Lichts. Der Weg der Dunkelheit ist mit Komplikationen, Krankheiten und Depressionen behaftet. Der Weg des Lichts hingegen hat die Zukunft und meine Kinder im Blick.“ Das habe ihn ermutigt, nicht aufzugeben. Weiter dankte er auch den Israelis, die ihm Stärke und Kraft gewünscht hatten: „Die Liebe, die ich von bekannten und fremden Menschen bekommen habe, hat mir Kraft gegeben“.

Mittlerweile wurde der Palästinenser wegen seiner ungewöhnlichen Einstellung für den Friedensnobelpreis nominiert. „Dieser Preis wird meine Tragödie in etwas Positives für die Menschheit verwandeln“, kommentierte er den Vorschlag.

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