Suche
Close this search box.

Palästinensischer Handel mit China boomt

HEBRON / PEKING (inn) - Die palästinensische Wirtschaft orientiert sich immer mehr in Richtung China. In den vergangenen zehn Jahren haben sich etwa 200 palästinensische Geschäftsleute in dem ostasiatischen Land niedergelassen, sagte ein palästinensischer Diplomat gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters.

Die Nachfrage nach Visa für China ist unter palästinensischen Unternehmern so hoch, dass der chinesische Konsul regelmäßig die Stadt Hebron besucht. Dort versieht er ihre Pässe mit dem entsprechenden Stempel und umgeht so ein israelisches Verbot, das die Palästinenser daran hindert, zur Botschaft nach Tel Aviv zu fahren. „Jeder macht Geschäfte in China“, so der Bürgermeister von Hebron, Chaled Oseily, der selbst Unternehmer ist. An einem Tag habe der Konsul 600 bis 700 Visa an Geschäftsleute aus seiner Stadt vergeben. Einige Palästinenser lassen ihre Visitenkarten in englischer und chinesischer Sprache drucken und legen sich teilweise auch einen chinesischen Namen zu.

Viele Palästinenser reisen nach China, um dort Waren für den Import zu erwerben. Manche bleiben dort. Der Diplomat Ahmad Kajed leitet in Peking die Abteilung für palästinensisch-chinesischen Handel in der palästinensischen Botschaft. Nach seinen Angaben sind in den vergangenen Jahren arabische Lokale, Moscheen und Schulen im ganzen Land entstanden.

Stadt an der Ostküste Hochburg für arabischen Handel

In der Zwei-Millionen-Stadt Yiwu an der Ostküste exportiert der 30-jährige Hasem Schiuchi an Palästinenser und Israelis. „Palästinensische Geschäftsleute importieren alles aus China“, sagt er. „Ich bekomme sogar Bestellungen für in China hergestellte palästinensische Flaggen und palästinensische Keffije-Tücher.“ Durch die Einfuhr von Geld aus dem Nahen Osten ist Yiwu zu einem Mittelpunkt des Handels mit arabischen Produkten geworden, die im Land hergestellt wurden. Jeden Freitag versammeln sich Unternehmer und Kunden aus dem Libanon, dem Jemen und Ägypten zum wöchentlichen Gebet.

Palästinenser, die zu Hause bleiben, leiden unter dieser Entwicklung. Fünf Jahrzehnte lang war Jasser Hirbawi der einzige palästinensische Fabrikant der Keffije, die Palästinenserführer Jasser Arafat zu tragen pflegte und die als Symbol des palästinensischen Nationalismus gilt. Jetzt hat der 76-Jährige keine Arbeit mehr. „Vor zwei Jahren musste ich meine Fabrik schließen, weil ich nicht mit den in China hergestellten Keffijes konkurrieren konnte, die um 40 Prozent billiger verkauft werden“, teilt er mit.

Der belgische Professor Wilfried Vanhonacker, der im Februar in Tel Aviv ein Seminar zum Thema „In China Geschäfte machen“ gab, meint, die Hebroner müssten sich der Globalisierung stellen. Sonst würden ihre Unternehmen eingehen. „Die Produktion hat sich nach China verlagert und wird als nächstes nach Vietnam kommen. Es gibt in China 1,3 Milliarden Menschen mit einer unglaublichen Arbeitsethik.“ Vanhonacker ist Dekan der „School of Business Skolkovo“ in Moskau.

Bitte beachten Sie unsere Kommentar-Richtlinien

Schreiben Sie einen Kommentar

Offline, Inhalt evtl. nicht aktuell

Israelnetz-App installieren
und nichts mehr verpassen

So geht's:

1.  Auf „Teilen“ tippen
2. „Zum Home-Bildschirm“ wählen