RAMLE (inn) – Nach 86 Tagen Hungerstreik ist am Dienstag ein palästinensischer Häftling in einem israelischen Gefängnis gestorben. Der 44-jährige Chader Adnan war Anfang Februar wegen Terrorunterstützung inhaftiert worden. Er gehörte der Terrorgruppe „Palästinensischer Islamischer Dschihad“ (PIJ) an. Eine gerichtliche Anhörung war für den 10. Mai festgesetzt.
Sofort nach seiner Festnahme am 5. Februar verweigerte Adnan jegliche Nahrung. Damit protestierte er gegen die sogenannte „Verwaltungshaft“, bei der Israel Terrorverdächtige ohne Prozess auf unbestimmte Zeit festhält. Auch Angebote einer medizinischen Versorgung wies er zurück.
Ein Mitglied der „Ärzte für Menschenrechte Israel“ besuchte Adnan Anfang der Woche und warnte davor, dass sein Tod unmittelbar bevorstehe. Der Häftling müsse sofort ins Krankenhaus gebracht werden, hieß es in einer Mitteilung der Organisation vom Montag.
PA: Israel hat Adnan medizinisch vernachlässigt
Das Außenministerium der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) ließ verlauten, die israelische „Besatzungsregierung“ sei allein verantwortlich für Adnans Tod. Es forderte eine internationale Untersuchung und kündigte an, vor den Internationalen Strafgerichtshof zu ziehen.
PA-Premierminister Mohammed Schtaje (Fatah) warf Israel vor, Adnan absichtlich getötet zu haben – indem es seine Forderung nach Freilassung zurückwies. Es habe ihn medizinisch vernachlässigt und trotz des ernsten Zustandes in der Zelle bleiben lassen, äußerte er laut der palästinensischen Nachrichtenseite WAFA.
Adnan stammte aus Arraba südlich der Autonomiestadt Dschenin im Westjordanland. Für den Vater von neun Kindern war es die 13. Inhaftierung in Israel und der fünfte Hungerstreik. 2018 wurde er festgenommen, weil er aktives Mitglied des PIJ sei. Er gab dies zu und kam im Rahmen eines Deals frei.
Am Dienstagmorgen wurde Adnan bewusstlos in seiner Zelle im Nitzan-Gefängnis im zentralisraelischen Ramle aufgefunden. Wiederbelebungsversuche im Schamir-Krankenhaus bei Tel Aviv waren vergeblich. Er wurde für tot erklärt.
Raketen aus Gaza als Reaktion
Als Reaktion auf die Todesnachricht feuerten Palästinenser im Gazastreifen zunächst vier Raketen auf Israel ab. Sie richteten keinen Schaden an. Am Nachmittag gab es weitere Angriffe mit etwa 20 Raketen. Drei ausländische Arbeiter wurden verletzt, einer von ihnen schwer.
Der PIJ warnte, dass „die Besatzung den Preis für den Tod zahlen wird“. Die Terrorvereinigung rief zu einem Generalstreik im Westjordanland und im Gazastreifen auf, wie die Onlinezeitung „Times of Israel“ berichtet.
Die Hamas stimmte mit der PA überein: „Die Besatzung trägt die volle Verantwortung für den Tod von Chader Adnan.“ Ein Sprecher der Terrorgruppe, Hasem Kassem, sprach von einer „kaltblütigen Hinrichtung durch die israelischen Gefängnisdienste“. Er warnte vor einer Eskalation. Die Palästinenser würden angemessen auf „dieses Verbrechen“ reagieren.
Adnans Witwe Randa Mussa forderte auf einer Pressekonferenz die militanten Gruppen in Gaza auf, nicht auf den Tod ihres Mannes zu reagieren: „Wir wollen diejenigen nicht, die Raketen abfeuern, sodass Gaza danach getroffen wird.“ (eh)
2 Antworten
Adnans Witwe Randa Mussa ist eine kluge Frau mit Weitsicht und Friedfertigkeit.
Sehen wir auch so. Danke, Herr Reiser.