Die so genannten „Palästina-Papiere“ enthüllen nach Angaben von „Al-Dschasira“ unter anderem Einzelheiten über die Zusammenarbeit zwischen PLO und Israel im Bereich der Sicherheit. Ferner geht es um Versprechen zum palästinensischen Rückkehrrecht. Chefunterhändler Saeb Erekat habe Israel während der Verhandlungen von 2008 zudem weitreichende Zugeständnisse angeboten, etwa „das größte Jerusalem in der Geschichte“, heißt es. Demnach hätten die Palästinenser ihre Bereitschaft bekundet, auf fast alle jüdischen Stadtteile in Ostjerusalem und einen großen Teil der Siedlungen im Westjordanland zu verzichten.
„Wir danken dem Emir von Katar dafür, dass er grünes Licht für diese Kampagne erteilt hat“, sagte Jasser Abed Rabbo vom PLO-Exekutivkomitee am Montag sarkastisch vor Journalisten in Ramallah. Denn „Al-Dschasira“-Generaldirektor Wadah Chanfar könne nicht allein verantwortlich sein. Der Palästinenser legte dem katarischen Herrscher, Scheich Hamad Bin Chalifa al-Thani, nahe, das Klima der Transparenz auch auf seinen eigenen Staat auszuweiten. Er solle seine wahren Beziehungen mit Israel und mit dem Iran offenlegen, fügte Abed Rabbo laut der palästinensischen Nachrichtenagentur „Ma´an“ hinzu.
Der PLO-Vertreter beschuldigte „Al-Dschasira“ der Dokumentenfälschung. Der arabische Sender habe Texte verändert und Bilder von Personen eingefügt, die nicht an Gesprächen teilgenommen hätten. Zudem habe er zwei Monate an den „Palästina-Papieren“ gearbeitet, ohne sich nach der palästinensischen Auffassung zu erkundigen.
„Al-Dschasira“ wolle nun „Wikileaks“ imitieren, nachdem es vergeblich versucht habe, die Internetplattform zu kaufen, fügte Abed Rabbo hinzu. Auch der Zeitpunkt der Veröffentlichung sei verwerflich, denn sie komme mit einem Feldzug der israelischen Regierung gegen Palästinenserpräsident Mahmud Abbas zusammen. Bereits früher habe das Nachrichtennetzwerk eine ähnliche Kampagne gegen den 2004 verstorbenen Palästinenserführer Jasser Arafat durchgeführt.
Nach Abed Rabbos Angaben wurden die Dokumente dem Sender durch ein nachrangiges Mitglied der palästinensischen Abteilung für Verhandlungen zugespielt. Er forderte eine Überprüfung der Authentizität durch ein internationales Komitee.
Kritik auch von Erekat und Abbas
Unterhändler Erekat schloss sich der Kritik an. Die Enthüllungen seien „aus dem Kontext gerissen und enthalten Lügen“, sagte er in einem Telefonat mit der Nachrichtenagentur AFP. Die Informationen bei „Al-Dschasira“ seien voller Verzerrungen und Fälschung. „Wir haben nichts zu verbergen.“
Abbas hingegen betonte laut der palästinensischen Nachrichtenagentur WAFA, die Palästinensische Autonomiebehörde (PA) habe jegliche Entwicklungen im Friedensprozess mit der arabischen Führung geteilt. „Ich weiß nicht, woher ‚Al-Dschasira‘ diese Geheimnisse hat, und es ist nichts vor den arabischen Brüdern verborgen.“ Die Länder würden durch die Arabische Liga auf dem Laufenden gehalten.
Die Hamas reagierte erzürnt auf die Veröffentlichung. Sprecher Sami Abu Suhri sagte, die Dokumente zeigten das „hässliche Gesicht“ der PA und den „Grad ihrer Kooperation mit der Besatzung“.
„Al-Dschasira“ und die britische Zeitung „Guardian“ wollen in den kommenden Tagen Schritt für Schritt weitere Schriftstücke veröffentlichen.