RAMALLAH (inn) – Die Palästinensische Autonomiebehörde (PA) wird weiterhin mutmaßliche Kollaborateure mit Israel zum Tode verurteilen und hinrichten. Das teilte der palästinensische Justizminister Farid al-Dschallad mit.
Die Todesstrafe werde in der ganzen Welt praktiziert, auch wenn es einen weltweiten Trend dagegen gebe, sagte der Minister am Freitagnachmittag. Zu den betroffenen Ländern gehörten auch die USA und Israel. Dabei bezog er sich auf die Entscheidung des Mufti von Jerusalem, Todesurteile gegen mehrere Palästinenser zu genehmigen. Diese stehen im Verdacht, mit Israel zusammengearbeitet zu haben.
Al-Dschallad wandte sich gegen ausländische Versuche, die palästinensische Rechtsprechung zu beeinflussen: „Es gibt keinerlei Einmischung von außen und damit auch keine israelische Einmischung in das palästinensische Gerichtswesen. Die Anwendung des Gesetzes ist allein Angelegenheit der Palästinensischen Autonomiebehörde und der palästinensischen Justiz.“ Damit wies der Minister Berichte von PA-Vertretern zurück, nach denen Todesurteile gegen mutmaßliche Kollaborateure nach israelischem Druck nicht vollstreckt worden seien.
Wie die Tageszeitung „Jediot Aharonot“ meldet, trifft die Praxis der Hinrichtung von Kollaborateuren und Mördern in der palästinensischen Bevölkerung auf große Unterstützung. Als Begründung heißt es, dadurch werde eine Verbreitung der Blutrache verhindert.
In Israel gibt es offiziell die Todesstrafe, aber sie ist seit 1954 nur für Nazi-Verbrecher vorgesehen. Bisher wurde sie einmal angewandt: 1962 wurde Adolf Eichmann hingerichtet. Er war im Dritten Reich maßgeblich für die Enteignung, Deportation und Ermordung von mehr als vier Millionen Juden verantwortlich.