Unter der Leitung von Roberto Paternostro hat das bedeutende "Israel Chamber Orchestra" am Dienstag ein Konzert in der Stadthalle Bayreuth gegeben. Die Besonderheit: Neben Werken von Gustav Mahler oder Franz Liszt wurde auch das "Siegfried-Idyll" von Richard Wagner gespielt. Seine Stücke werden von israelischen Orchestern fast nie gespielt, in Israel selbst gilt seine Musik als tabu und wird beispielsweise von allen staatlichen Medien gemieden. Wie die Zeitung "Jediot Aharonot" berichtet, hat das Orchester aus diesem Grund das Wagner-Stück auch kein einziges Mal in Israel geprobt.
"Ich weiss, dass das in Israel so nicht akzeptiert wird", sagte Paternostro, "aber ich denke es wird Zeit, dass wir uns Wagner stellen, gerade auch die jüngere Generation." Ihm und den anderen Mitgliedern des Orchesters sei die Entscheidung für Wagner daher leichtgefallen, erklärte der Dirigent, dessen Mutter den Holocaust überlebte. Paternostro, seit zwei Jahren künstlerischer Leiter des Ensembles, hatte sich in seiner Zeit als Generalmusikdirektor der Württembergischen Philharmonie den Ruf eines hervorragenden Wagner-Interpreten erarbeitet.
"Wir sind Musiker, keine Politiker" sagte Paternostro und plädierte dafür, die Person Richard Wagner von dessen künstlerischem Schaffen zu trennen. Wie die "Süddeutsche Zeitung" berichtet, verstehe das Orchester das Konzert im Rahmen einer Feier zum 200. Geburtstag von Wagners Schwiegervater Franz Liszt als "musikalischen Brückenschlag". Dieser Brückenschlag wurde nicht überall gerne gesehen: Wie Paternostro der Nachrichtenagentur dpa erzählte, hätte es in Israel beinahe eine Parlamentsanfrage gegeben mit dem Ziel, dem Orchester die staatlichen Subventionen zu streichen.