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Österreichischer Bundeskanzler Kern gedenkt in Israel der Opfer

Bei seinem ersten Besuch in Israel betont der österreichische Bundeskanzler Kern, wie wichtig das Gedenken an den Holocaust ist. Dem Staatspräsidenten Rivlin erzählt er eine persönliche Geschichte aus der Zeit der Judenverfolgung.
Freuen sich über die Entwicklung der israelisch-österreichischen Beziehungen: Kern (l.) und Rivlin

JERUSALEM (inn) – Israels Staatspräsident Reuven Rivlin hat den Umgang der österreichischen Führung mit der eigenen Nazivergangenheit gewürdigt. Diese fördere das Bewusstsein für die damit verbundene kollektive Verantwortung, sagte er am Sonntagmorgen bei einem Treffen mit Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) in Jerusalem. „Leider sind Antisemitismus und Faschismus nicht verschwunden – nicht in Österreich, und nicht in Europa.“ Seinen Gast lobt er laut einer Mitteilung des Präsidialamtes für dessen „starke und klare Stimme gegen solche Intoleranz und Hass“.

Beim Autozulieferer Mobileye konnte sich Kern eine Bild vom technologischen Pioniergeist in Israel machen Foto: BKA/Andy Wenzel
Beim Autozulieferer Mobileye konnte sich Kern eine Bild vom technologischen Pioniergeist in Israel machen

Kern erinnerte daran, dass Israel und Österreich im vergangenen Jahr das 60-jährige Bestehen ihrer diplomatischen Beziehungen gefeiert hatten. „Heute haben die bilateralen Beziehungen beispiellose Niveaus erreicht.“ Das gelte für Handel, Investitionen und Tourismus. Der Bundeskanzler ergänzte: „Israel hat einen Ruf als eine der wichtigsten Startup-Nationen erlangt. Dieses Konzept hat so viele Österreicher erreicht und inspiriert.“

Kerns Familie half versteckten Juden

Während seines Treffens mit Rivlin nahm Kern auch Bezug auf den Holocaustgedenktag, der in Israel am Sonntagabend begann: „Bei einem Besuch in Israel geht es nicht immer um die Zukunft, es geht auch sehr um unsere Geschichte und unser Erbe. Wir haben einen langen Weg zurückgelegt von der offiziellen Leugnung zur Anerkennung unserer Verantwortung für die dunkelsten Kapitel unserer Geschichte. Es hat wirklich Jahrzehnte gedauert, aber heute Nacht werden wir die Märtyrer und die Helden des Holocaust ehren, Hand in Hand und Schulter an Schulter.“

Der österreichische Politiker erzählte bei seinem ersten Israelbesuch auch eine persönliche Geschichte: Seine Großmutter habe im Haushalt eines jüdischen Ehepaars in Wien gearbeitet, das sich dann vor den Nazis versteckte. Seine mittlerweile 89-jährige Mutter brachte als Kind dem Paar jeden Tag Essen, bis sie eines Tages auf die Gestapo traf und verjagt wurde. Die beiden Juden seien nie mehr gesehen worden, sagte Kern.

Aus Sicht des Kanzlers ist es wichtig, die Erinnerung an die Scho’ah am Leben zu erhalten – nicht nur, um das Gedenken der Opfer zu wahren, sondern auch für die nächste Generation. „Es legt fest, in welcher Gesellschaft und in welcher Zukunft wir leben wollen.“ Kern versicherte: „Wo immer Antisemitismus sein hässliches Haupt erhebt, werden wir gemeinsam mit unseren jüdischen Freunden stehen und dagegen kämpfen. Wir werden nie aufhören, die Integrität, Würde und Sicherheit unserer jüdischen Mitbürger zu garantieren. Ich stehe hier als wahrer Freund Israels, der entschieden ist, die Beziehung zwischen Österreich und Israel kontinuierlich zu vergrößern.“

Der Bundeskanzler mit seiner Ehefrau Eveline Steinberger-Kern in der Halle der Namen in Yad Vashem Foto: BKA/Andy Wenzel
Der Bundeskanzler mit seiner Ehefrau Eveline Steinberger-Kern in der Halle der Namen in Yad Vashem

Am Sonntagabend nahm Kern als erster österreichischer Bundeskanzler am offiziellen Staatsakt zum Jom HaScho’ah in Yad Vashem teil. Er war der einzige internationale Staatsgast, schreibt die „Wiener Zeitung“. Am Montag legte er in der Jerusalemer Holocaustgedenkstätte einen Kranz nieder.

Besuche in Ramallah und Rawabi

Mit dem palästinensischen Premier Hamdallah in Ramallah Foto: BKA/Andy Wenzel
Mit dem palästinensischen Premier Hamdallah in Ramallah

Vor dem Staatsakt hatte der österreichische Politiker in Ramallah den palästinensischen Premierminister Rami Hamdallah getroffen. Zudem sprach er mit der ranghohen Vertreterin der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO), Hanan Aschrawi. Am Denkmal für den 2004 verstorbenen Palästinenserführer Jasser Arafat legte er einen Kranz nieder. Im Norden des Westjordanlandes besichtigte er die palästinensische Planstadt Rawabi.

Von: eh

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