Noch können Holocaust-Überlebende von den Schrecken erzählen

Mit zunehmendem Alter sinkt die Chance, Zeugnisse von Holocaust-Überlebenden zu hören. Die Claims Conference ruft dazu auf, die verbliebene Zeit zu nutzen.
Von Israelnetz
Yad Vashem richtet in dieser Woche die größte Konferenz von Staatenlenkern aus, die jemals in der Gedenkstätte abgehalten wurde

NEW YORK (inn) – Die Zahl der Holocaust-Überlebenden wird in sieben Jahren um mehr als die Hälfte zurückgehen. Darauf macht die in New York ansässige Claims Conference in einem am Dienstag veröffentlichten Bericht aufmerksam. Anlass ist der am Mittwochabend beginnende israelische Holocaust-Gedenktag, der Jom HaSchoa.

Laut dem Bericht sind nach aktuellem Stand vom Oktober 2024 noch 220.800 Holocaust-Überlebende in über 90 Ländern am Leben. Bis zum Jahr 2032 werden es weniger als 100.000 sein. Nach weiteren acht Jahren wird die Zahl auf etwa 21.000 sinken.

Aufgrund dieser Entwicklung wird es zunehmend schwierig, etwas über die Schrecken der Juden-Verfolgung durch die Nazis aus erster Hand zu erfahren. Der Präsident der Claims Conference, Gideon Taylor, ruft Interessierte daher auf, die Gelegenheit zu nutzen, mit Überlebenden zu sprechen. „Laden Sie sie in die Klassenzimmer, Anbetungsräume und Institutionen ein“, sagte Taylor.

Hälfte der Überlebenden in Israel

Das mittlere Alter der Holocaust-Überlebenden liegt laut Claims Conference derzeit bei 87 Jahren. Mehr als 1.400 von ihnen sind älter als 100 Jahre alt. Die ältesten kamen 1912 zur Welt und sind damit etwa 113 Jahre alt.

Die Hälfte der jüdischen Holocaust-Überlebenden – etwa 110.100 – lebt in Israel. In den USA befinden sich rund 34.600, in Frankreich 18.900, in Russland 16.100 und in Deutschland 11.900. In diesen fünf Ländern leben 87 Prozent der Holocaust-Überlebenden.

Hilfen für ein Leben in Würde

Die Claims Conference wurde 1951 gegründet mit dem Ziel, Opfern der Nazi-Verfolgung „ein Maß an Gerechtigkeit“ und ein würdevolles Leben im Alter zukommen zu lassen. Dazu gehören direkte Zahlungen und Pflegeleistungen.

Die Gelder stammen aus Vereinbarungen, vor allem mit Deutschland. Die Verhandlungen gehen beständig weiter. So wurde 2024 eine Vereinbarung getroffen, nach der Deutschland für dieses Jahr rund 894 Millionen Euro für die Heimpflege von Holocaust-Überlebenden aufbringt.

Den deutschen Begriff „Wiedergutmachung“ weist die Claims Conference zurück: Der Verlust von Familie und Lebensmöglichkeiten könne nicht materiell kompensiert werden. Die Zahlungen seien daher als „symbolische Anerkennung“ zu verstehen. (df)

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2 Antworten

  1. Wiedergutmachung heißt in diesem Fall:
    Tröstet, tröstet mein Volk, spricht euer Gott. Jesaja 40,1.
    Ein Aufruf Gottes an uns, das Volk Israel zu trösten und zu ermutigen. ✡️🛐❤️‍🩹

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  2. Ich erinnere mich an ein zufälliges Treffen mit einem Shoah-Überlebenden vor etlichen Jahren in Israel. Beim Anblick seiner tätowierten KZ-Nummer wäre ich vor Scham am liebsten in einem Mauseloch verschwunden. Er umarmte mich und sagte „Schatzele, Du kannst doch nichts dafür“. Unvergesslich.

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